Tagebuch




To the waters and the wild

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Jürgen an den Burney Falls, McArthur Burney Falls Memorial SP, CA

Nach sehr gutem Frühstück steuern wir den McArthur Burney Falls Memorial State Park an. Den hatten wir vor Jahren schon im Auge - er lag bei unserer Stippvisite in Redding dann aber leider doch zu weit weg. Jetzt, mit den Übernachtungen in Redding, ist die Stunde Fahrtzeit bis zum Statepark (10 $) schnell gefahren. Auf dem Weg stoppen wir an einem Viewpoint - wie gehabt: Vulkane erkennt man hier schon an ihrer Form. Auf dem Bild: „Burney Mountain“.

Wir gehen den Burney Falls Loop Trail. Der beginnt oben am Overlook, wo ich zum ersten mal das Stativ und die Graufilter auspacke. Sehr schöne erste Ansicht! Dann geht es nach unten, an den Fuß der Fälle - beeindruckend und gigantisch. Je näher dran, umso mehr „spray“. Sogar ein Angler hält sich tapfer hier unten in der Gischt.

Die Fakten: Höhe: 40 Meter, Tiefe des Pools: 6,7 Meter, Wassertemperatur: 5,5 bis 8,8 Grad Celsius. 378 Millionen Liter Wasser stürzen sich hier jeden Tag (!) in die Tiefe. Das Naturerlebnis ist großartig: die frische Luft, die Wärme, die kalte Gischt der Wasserfälle, der ohrenbetäubende Sound. Aber dennoch: alles sehr friedlich! Normalerweise ist der Park stark frequentiert - wir sind aber offensichtlich schon in der Nebensaison. Das gefällt uns sehr.

Auch der weitere Weg über den Loop-Trail, eine Brücke und wieder hoch an die Wasserfälle ist besonders ruhig und ansehnlich. Herbstfarben tun sich auf. Vögel fliegen umher, außer uns: niemand zu sehen. Oberhalb der Fälle fließt der Fluss (was soll er auch sonst tun?) In aller Ruhe seinem Sturzflug entgegen.

Wir halten ein kleines Obstpicknick und überlegen, was nun zu tun ist. Gabi hat in einer Zeitschrift vom „Castle Craggs SP“ mit schönen Ausblicken auf den Mount Shasta gelesen. Das ist nur ein kleiner Umweg - versuchen wir. Die Fahrt dahin alleine ist schon Klasse. Zwischendurch eine Baustelle - die gibt es hier häufiger. Immer sind sie sehr gut angekündigt. Und immer steht ein „Flagman“ oder eine Frau dort und stoppt dich. Meist kommt dann auch ein Pilotfahrzeug, dass die wartende Gruppe durch die Baustelle führt. Super organisiert; und: hier siehst du, dass sie mit aller Kraft daran arbeiten, schnell fertig zu werden. Oft wird das flankiert von Schildern: „Your taxes at work!“ Finde ich passend!

Dann kommt die Sekunde, in der uns der Mund offen steht: lange Straße, nur geradeaus. - bis zum Horizont. Sie schwingt sich achterbahnmäßig auf und ab. Rechts und links: dichter Wald. Voraus, mitten zwischen den Wipfeln: der Mount Shasta mit seiner Schneekuppe - kristallklar, kein Dunst. Das ist ein atemberaubendes Bild. Ich schwimme wie immer im fließenden Verkehr mit, allerdings gerade im Moment als „Führungsfahrzeug“ nach der Baustelle eben. Als ich darüber nachdenken, wie ich das wohl aufnehmen würde (lange Brennweite, um die Straße zu verdichten und den Vulkan noch größer erscheinen zu lassen) ist die Chance auch schon vertan und ich habe nicht entschieden, nochmal umzudrehen und das Bild zu machen. Sorry - stellt es euch bitte vor.

Der „Castle Craggs SP“ ist leider geschlossen - auch dort: Bauarbeiten - Nebensaison. Schade, aber nicht wirklich schlimm. Auf dem weiteren Heimweg kommen wir am Shasta Lake und dem Shasta Dam vorbei. Dann nehmen wir den halt mit. Gute Idee - wir sehen uns im Visitor Center den obligatorischen Film an - sehr gut! Und dann gehen wir noch in der Hitze bis zum Mitte des Damms und blicken hinab. Auf der einen Seite: der blaue See mit dem Mount Shasta im Hintergrund. Auf der anderen Seite: die Technik, das „Power-House“. Der Damm wurde in den 1930ern gebaut. Ziel: das Wasser zu bändigen. Später dann: das Wasser zu verteilen und Nordkalifornien fruchtbarer zu machen. Hat geklappt. - von den Weinanbauregionen bis zum Central Valley. Dann kam noch die Energiegewinnung dazu - von dem Kraftwerk profitieren sie über die Grenzen San Franciscos hinaus.

„Zu Hause“ gehen wir an die Bar: happy hour. Es gibt Margarita für Gabi und ein frisch Gezapftes für mich. Wir beginnen mit den Fotos, geraten dabei aber unweigerlich in ein Gespräch mit einem Paar aus Las Vegas nebenan. Wir quatschen - schön wie immer. Die Themen: nicht nur einfach: Putin, Europa, die USA, das „Miteinander“ - der kommende Winter in Germany. Die Diskussion ist so bewegt, dass ich mein Bierglas umhaue. Scherben, Pfütze - ich bekomme ein Neues. Und irgendwann landen wir dann doch wieder bei unserer Website, den Fotos, Reiseerlebnissen etc. Einfach nur schön!

Noch in der Bar bestelle ich online eine Pizza bei Dominos. Damit die armen Hühner nicht umsonst gestorben sind, Order ich als Beilage noch 6 Chickenwings dazu. 20 Minuten später klopft es an der Tür: Essen ist da. Gabi mach ein Foto, auf dem es so aussieht, als lägen Tiny Little Bear und ich zu Tisch. War nicht so - und es war wie immer mega lecker und sehr „reichhaltig“!

Heute auf dem Loop-Trail im Burney Falls SP stand eine Bank. Diese war geziert von einem Zitat: „Come away, o human Child - to the waters and the wild!“ Das ist das Motto unseres Tages: zu den Wassern und in die Wildnis. Was werde ich das vermissen nächste Woche!


Tagesetappe: 302 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Hilltop Inn***, 2300 Hilltop Drive, Redding, CA 96002

© 2022 Gabi & Jürgen