Tagebuch
To the waters and the wild

Jürgen an den Burney Falls, McArthur Burney Falls Memorial SP, CA
Nach sehr gutem Frühstück steuern wir den McArthur Burney Falls Memorial State Park an. Den hatten wir vor Jahren schon im Auge - er lag bei unserer Stippvisite in Redding dann aber leider doch zu weit weg. Jetzt, mit den Übernachtungen in Redding, ist die Stunde Fahrtzeit bis zum Statepark (10 $) schnell gefahren. Auf dem Weg stoppen wir an einem Viewpoint - wie gehabt: Vulkane erkennt man hier schon an ihrer Form. Auf dem Bild: „Burney Mountain“.
Wir gehen den Burney Falls Loop Trail. Der beginnt oben am Overlook, wo ich zum ersten mal das Stativ und die Graufilter auspacke. Sehr schöne erste Ansicht! Dann geht es nach unten, an den Fuß der Fälle - beeindruckend und gigantisch. Je näher dran, umso mehr „spray“. Sogar ein Angler hält sich tapfer hier unten in der Gischt.
Die Fakten: Höhe: 40 Meter, Tiefe des Pools: 6,7 Meter, Wassertemperatur: 5,5 bis 8,8 Grad Celsius. 378 Millionen Liter Wasser stürzen sich hier jeden Tag (!) in die Tiefe. Das Naturerlebnis ist großartig: die frische Luft, die Wärme, die kalte Gischt der Wasserfälle, der ohrenbetäubende Sound. Aber dennoch: alles sehr friedlich! Normalerweise ist der Park stark frequentiert - wir sind aber offensichtlich schon in der Nebensaison. Das gefällt uns sehr.
Auch der weitere Weg über den Loop-Trail, eine Brücke und wieder hoch an die Wasserfälle ist besonders ruhig und ansehnlich. Herbstfarben tun sich auf. Vögel fliegen umher, außer uns: niemand zu sehen. Oberhalb der Fälle fließt der Fluss (was soll er auch sonst tun?) In aller Ruhe seinem Sturzflug entgegen.
Wir halten ein kleines Obstpicknick und überlegen, was nun zu tun ist. Gabi hat in einer Zeitschrift vom „Castle Craggs SP“ mit schönen Ausblicken auf den Mount Shasta gelesen. Das ist nur ein kleiner Umweg - versuchen wir. Die Fahrt dahin alleine ist schon Klasse. Zwischendurch eine Baustelle - die gibt es hier häufiger. Immer sind sie sehr gut angekündigt. Und immer steht ein „Flagman“ oder eine Frau dort und stoppt dich. Meist kommt dann auch ein Pilotfahrzeug, dass die wartende Gruppe durch die Baustelle führt. Super organisiert; und: hier siehst du, dass sie mit aller Kraft daran arbeiten, schnell fertig zu werden. Oft wird das flankiert von Schildern: „Your taxes at work!“ Finde ich passend!
Dann kommt die Sekunde, in der uns der Mund offen steht: lange Straße, nur geradeaus. - bis zum Horizont. Sie schwingt sich achterbahnmäßig auf und ab. Rechts und links: dichter Wald. Voraus, mitten zwischen den Wipfeln: der Mount Shasta mit seiner Schneekuppe - kristallklar, kein Dunst. Das ist ein atemberaubendes Bild. Ich schwimme wie immer im fließenden Verkehr mit, allerdings gerade im Moment als „Führungsfahrzeug“ nach der Baustelle eben. Als ich darüber nachdenken, wie ich das wohl aufnehmen würde (lange Brennweite, um die Straße zu verdichten und den Vulkan noch größer erscheinen zu lassen) ist die Chance auch schon vertan und ich habe nicht entschieden, nochmal umzudrehen und das Bild zu machen. Sorry - stellt es euch bitte vor.
Der „Castle Craggs SP“ ist leider geschlossen - auch dort: Bauarbeiten - Nebensaison. Schade, aber nicht wirklich schlimm. Auf dem weiteren Heimweg kommen wir am Shasta Lake und dem Shasta Dam vorbei. Dann nehmen wir den halt mit. Gute Idee - wir sehen uns im Visitor Center den obligatorischen Film an - sehr gut! Und dann gehen wir noch in der Hitze bis zum Mitte des Damms und blicken hinab. Auf der einen Seite: der blaue See mit dem Mount Shasta im Hintergrund. Auf der anderen Seite: die Technik, das „Power-House“. Der Damm wurde in den 1930ern gebaut. Ziel: das Wasser zu bändigen. Später dann: das Wasser zu verteilen und Nordkalifornien fruchtbarer zu machen. Hat geklappt. - von den Weinanbauregionen bis zum Central Valley. Dann kam noch die Energiegewinnung dazu - von dem Kraftwerk profitieren sie über die Grenzen San Franciscos hinaus.
„Zu Hause“ gehen wir an die Bar: happy hour. Es gibt Margarita für Gabi und ein frisch Gezapftes für mich. Wir beginnen mit den Fotos, geraten dabei aber unweigerlich in ein Gespräch mit einem Paar aus Las Vegas nebenan. Wir quatschen - schön wie immer. Die Themen: nicht nur einfach: Putin, Europa, die USA, das „Miteinander“ - der kommende Winter in Germany. Die Diskussion ist so bewegt, dass ich mein Bierglas umhaue. Scherben, Pfütze - ich bekomme ein Neues. Und irgendwann landen wir dann doch wieder bei unserer Website, den Fotos, Reiseerlebnissen etc. Einfach nur schön!
Noch in der Bar bestelle ich online eine Pizza bei Dominos. Damit die armen Hühner nicht umsonst gestorben sind, Order ich als Beilage noch 6 Chickenwings dazu. 20 Minuten später klopft es an der Tür: Essen ist da. Gabi mach ein Foto, auf dem es so aussieht, als lägen Tiny Little Bear und ich zu Tisch. War nicht so - und es war wie immer mega lecker und sehr „reichhaltig“!
Heute auf dem Loop-Trail im Burney Falls SP stand eine Bank. Diese war geziert von einem Zitat: „Come away, o human Child - to the waters and the wild!“ Das ist das Motto unseres Tages: zu den Wassern und in die Wildnis. Was werde ich das vermissen nächste Woche!
Tagesetappe: 302 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Hilltop Inn***, 2300 Hilltop Drive, Redding, CA 96002
Druck auf dem Kessel

Gabi auf dem Bumpass Hell Boardwalk, Lassen Volcanic NP, CA
Ob dieser Tag mal schnell erzählt ist? Vielleicht. Klar ist: „it was a perfect day“. Weather: perfect! Trails: perfect! Views: Postcarts! Nature & Feeling: perfect!
Nach einem sehr guten Frühstück brechen wir auf. Die Fahrt Richtung Osten dauert rund eine Stunde und ist wirklich sehr schön. Es geht zunächst durch die Ebene und dann wieder durch viel Wald bergan. Achterbahn! Eggs, Bacon & Hashbrowns des Frühstücks wippen mit dem Wagen im Magen auf und ab.
Der Lassen Volcanic NP ist glücklicherweise auch ein eher nicht so überlaufener Park. Das ist super, macht es doch alles so entspannt. Erster Stopp: Das Visitor Center am Manzanita Lake. Geplant hatten wir hier die komplette Runde um den See, denken aber angesichts der Temperaturen daran, eher nur kurz ein Foto zu machen. Geht nicht! Wir machen die komplette Wanderrunde rund um den See und haben anschließend gut 5 km auf der Uhr. Die Aussichten über den See auf den Lassen Peak (3.187 Meter) sind wunderbar.
Der Lassen Volcanic Highway führt rd. 30 Meilen durch den Park. Am „Wegesrand“: viele Möglichkeiten. Wir machen den „Devasted Area Loop Trail“, der durch die Steinwüste des letzen Ausbruchs von 1915 führt, außer einem erhabenen Ausblick auf den Lassen Peak für uns aber nicht so viel zu bieten hat.
Kurz hinter dem Lake Helen (Foto!) ist der Trailhead zum „Bumpass Hell“. Den Trail haben wir uns schon zu Hause ausgesucht und ohne ihn wäre der Tag nicht perfekt gewesen.
Es sind wieder gut 5 km zu gehen und die Ausblicke auf die umliegende Vulkanberglandschaft ist überwältigend. Schaut bitte mal: da ist ein Bild mit einer Tafel im Vordergrund, die beschreibt, wie die Aussicht hier vor 250 Millionen Jahren war. Und nun vergleicht die Tafel mit der Aussicht heute: stellt euch vor, es wäre ein Vulkan da, der vom linken Bildrand bis Mitte oben und dann wieder bis zum rechten Bildrand unten reicht. So war es! Der ist nur hochgegangen und sein Ausbruch, Erosion, Wind, Wasser etc. haben ihr übriges getan, um ihn verschwinden zu lassen.
Dann erreichen wir „Bumpass Hell“ - für mich so etwas wie „Mini-Mini-Yellowstone“. Farbintensiv! Ein Boardwalk führt uns an den blubbernden Schlammtöpfen und farbigen (Schwefel - den riecht man hier auch intensiv) Felsen vorbei. So schön, dass hier nicht zu viele Leute rumlaufen.
Abweichen vom Weg: nein - besser nicht. Ein eindrucksvolles Foto (so was plastisches kenne ich sonst nur aus der Zeitschrift „Rettungsdienst“) zeigt, wie dein Fuß aussieht, wenn du vom Weg abweichst, einbrichst, und „gekocht“ wirst. Noch schlimmer: In den 1860ern hat Kendal Bumpass hier als Guide Reportern die Gegend gezeigt. Er ist dabei vor den Augen der Medienvertretern eingebrochen und bei lebendigem Leib verbrüht. Unschön - sehr unschön!
Auch beim letzten Stopp (die letzen 4 Fotos) wird die Naturgewalt deutlich. Hier „kocht“ unmittelbar vor unseren Augen, ein „Mudpod“ (Schlammloch). Und gegenüber noch eines.
Im „Kohm Yah-mah-nee Visitor Center“ (Schneeberg - Name der Ureinwohner dieser Gegend für diese Landschaft) am südlichen Ausgang des National Parks schauen wir uns noch einen der 20-minütigen, sehr eindrucksvollen „Erklärfilme“ an.
Das ist so ein Tag, der mich total begeistert. Er hat mir sehr schöne Wanderungen beschert mit tollen Ausblicken und Möglichkeiten, schöne Fotos zu machen. Er hat mir aber auch gezeigt, wie klein wir Menschen in der Erdgeschichte sind. Eigentlich (und das ist hart) zählen wir: nix!
Die Erde hat ihre Phasen und Gesetze. Sie hat schon alles mögliche mitgemacht und sehr kalte und sehr heiße Zeiten erlebt. Die Erde „denkt“ nicht in Abschnitten wie „100 Jahre“ oder „1.000 Jahre“. Ihre Zeiträume sind länger, viel länger. Und: das Leben hat seinen Weg gefunden. Wir Menschen sind ein Teil davon, aus Sicht der Erde aber nur Beiwerk - so sehe ich das inzwischen.
Ich weiß nicht, wie ihr das seht (oder du,.liebes Tagebuch). Aber ich bin dankbar für jeden Tag, den wir uns hier auf diesem schönen Planeten gestalten können. Was nach uns kommt? Wer weiß?Aber: das Leben findet seinen Weg!
Wir kaufen im Safeway Salat, Wraps und Chicken-Wings und verputzen das auf dem Zimmer. Heute kein Chinese. Super gut: im Safeway kannst du dich kostenlos gegen Grippe impfen lassen und bekommst dann 10% auf deinen Einkauf. So kann man seine Gesellschaft auch immunisieren. Finde ich bemerkenswert und ich habe es mit eigenen Augen gesehen.
Ein schnelles Bier an der Best-Western-Bar, die um 20:00 Uhr schließt. Jetzt ist Feierabend. Nochmal: was mich heute total berührt hat, war die „kochende Erde“ vor meinen Füßen. Die hat hier echt „Druck auf dem Kessel“.
Tagesetappe: 254 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Hilltop Inn***, 2300 Hilltop Drive, Redding, CA 96002
Oregon Ocean

Gabi in der Oregon Dunes National Recreation Area - South Beach, OR
Wir verabschieden uns von Bend. Das Motel mit dem intergalaktischen Wifi und der Retro-Ausstattung liegt hinter uns. Wir haben noch kurz mit Vater und Birgit geskypt - alles ok zu Hause. In der Nacht hatte es geregnet, wir fahren gen Osten, die Küste ist das Ziel - genauer: die Oregon Coast.
Wieder kommen wir (wie am Sonntag) durch die schöne Kleinstadt „Sisters“. Die gefällt uns gut, ein richtiges kleines Westernstädtchen - im Juni sogar mit Rodeo. Nun zickt der Nissan schon seit einer Woche rum, weil er ständig an den fälligen Öl- und Ölfilterwechsel erinnert. Das habe ich bisher ignoriert. Kurz vor Sisters dreht er dann völlig am Rad: alle Warnlampen an, die reinste Lichtorgel. Dazu ein Gepiepe und Getute. Geht’s noch? Angeblich AWD defekt, dazu die Cruise Control nicht verfügbar und auch die Abstandsmessung etc. fehlerhaft. Das hat jetzt noch gefehlt, hier im Nirgendwo. Ich halte an einer Tankstelle, Auto aus, Auto an - gleiches Theater. Rein zu der Inhaberin - die empfiehlt einen Reifenwechsler 10 Blocks weiter. Wieder im Auto - keine Warnlampen mehr. Ja spinnt der denn? Jap! Offensichtlich kompletter Softwarekollaps - und nach 10 Minuten hat er sich wieder bekrabbelt?
Vorsichtig fahren wir weiter. Wir wollen die Hauptstrecke verlassen und über den McKenzie-Pass fahren. Schmale Straße, viele Serpentinen, alles über 11 Meter darf hier nicht fahren (also auch keine Abschleppwagen oder so). Wie sagte der Mann im Visitor Center Bend am Montag? „It’s a once in a lifetime road“! Muss man mal gefahren sein. Stimmt, Recht hat er - und sowas von!!
Aber unser Navi weist uns diesen Weg nicht aus. Nach 3 Mal um den Pudding fahren in Sisters finden wir den Historic Highway #242, der über den McKenzie Pass führt. Und das Navi sagt: gesperrt! Hat sich denn alles gegen uns verschworen? Also: der Nissan schnurrt aktuell wie immer. Von Straßensperrung steht hier nix - und da sind die Amis normalerweise gründlich. Wir gucken uns an - los geht es! Das ist schon ein doofes Gefühl,. Wenn du dem Auto nicht so richtig vertraust und dann noch das Navi über 25 Meilen immer wieder sagt: da geht es nicht weiter!
Aber die Straße ist ein Traum. Schmal windet sie sich durch grünen, satten Wald bergan. Komisch: außer uns ist kein anderes Auto zu sehen. Ganz schön einsam hier. Dann kommt ein ganzes Stück Waldfläche, das vor Jahren abgebrannt ist. Verbrannte Erde im wahrsten Sinne des Wortes. Und plötzlich sind wir mitten in einem Lavaflow - völlig irreal! Rechts und links türmt sich die Lava empor. Das haben wir nicht erwartet. Oben auf dem McKenzie-Pass dann das Dee Wright Observatory mit Trail durch die Lavalandschaft. Wir halten an und gehen staunend durch die Lavamassen. Als seien die gestern noch flüssig gewesen - so kommt es uns vor. Es eröffnen sich Blicke auf die Straße unter uns und die Vulkane um uns herum. Und das Leben findet einen Weg: kleine Bäume sprießen aus den Lücken zwischen dem Lavagestein, das übrigens von drei verschiedenen Vulkanen stammt. Weiter geht es - nun bergab.
Der Wald wird wieder grün und die Bäume hoch. Zauberwald! Es ist so schön, hier hindurch zu gleiten und unser Auto tut so, als sei nie etwas gewesen. An der Wegstrecke taucht ein Store auf, der „Blue Sky Market“.Wir stoppen, füllen unsere Yeti-Becher mit Kaffee und kaufen essbares. Draußen vor der Tür wacht Bigfoot und „wo Bigfoot ist, da kehre ruhig ein“ (altes Indianersprichwort oder so).
Ohne weitere Probleme erreichen wir Florence und füllen im Safeway unsere Wasservorräte auf. Bei dieser Kette bekommen wir mit einer Mitgliedskarte seit 2011 saftige Rabatte. Das lohnt sich wirklich. Im Best Western Florence werden wir sehr freundlich empfangen. Da wir in all den Jahren schon so oft bei dieser (sehr empfehlenswerten) Motel-Kette übernachtet haben, werden wir zu „Gold-Mitgliedern“ hochgestuft. Auch schön, zumal das mit einem kräftigen Preisnachlass verbunden scheint. Das Zimmer ist super, das mit Abstand schönste unserer bisherigen Reise. Und einen Balkon hat es auch mit Blick auf den Fluss. Nur das Internet ist hier mal wieder unbefriedigend.
Wir packen unsere Sachen aufs Zimmer und starten gleich durch: ab zum Strand, um die Ecke (2,5 Meilen weit weg) ist die Oregon Dunes National Recreation Area mit verschiedenen Beaches. Ich steuere Beach 1 an. Bezahlen müssen wir hier nix - unser Jahrespass gilt und kommt aufs Armaturenbrett. Wir stapfen durch den tiefen, sehr feinen Sand die Düne hoch. Sehr, sehr anstrengend. Oben angekommen: „the Ocean“, genauer gesagt: der Pazifik. Es ist immer wieder toll, hier „anzukommen“ Wir haben die Pazifikküste in ganz Kalifornien bereist (komplett von San Diego bis Nordkalifornien). Und auch in Washington an der Olymic Peninsula und bei Long Beach waren wir ihm schon nahe. Jetzt: Oregon Coast - Oregon Ocean!!
Wie die Kinder tollen wir herum und machen Fotos. Tiny Little Bear ist auch dabei. Unfassbar, wie weitläufig der Strand hier ist - kein Mensch außer uns. Am Ende meint Gabi: "You can call me Sandy!" In der Tat - als sie sich im Auto niederlässt, mutiert der Nissan zur Wanderdüne. Wir haben Spaß! Ausrufezeichen!
Als sich der kleine Hunger meldet fahren wir zurück zum Best Western, stellen das Auto ab und gehen zu Fuß über die historische Brücke, die den Siuslaw River überspannt. Gleich dahinter: bunte Häuser - Downtown. Einmal die Straße hinauf und hinunter, Tiny sagt den Bären-Freunden bei „Books ’n’ Bears“ guten Abend. Wir haben Lust auf Seafood - das passt hierher. In der „Restobar 1285“ finden wir noch einen Tisch. Es gibt Seafood-Pasta - sehr lecker. Dazu passt ein Bier von Maui auf Hawaii, frisch vom Fass. Anschließend muss noch eine schnelle Einkehr im „Beachcomber Pub“ angehängt werden - der Laden stand auf unserer Liste. Hier gibt es 20 Biere vom Fass, sogar Weihenstephan aus Freising. Ich nehme aber ein süffiges lokales Bier - an die könnte ich mich gewöhnen (oder besser auch nicht).
Zurück auf dem Zimmer werden die Fotos versorgt und das Tagebuch geschrieben. Und jetzt geht es noch hinaus auf den Balkon, die Abendstille genießen. Morgen fahren wir auf dem Highway #101 gen Süden, immer die Oregon Coast entlang bis nach Gold Beach. Aber das ist eine andere Geschichte.
Tagesetappe: 309 Kilometer
Übernachtung: Best Western Pier Point Inn****, 85625 Hwy 101, Florence, OR, 97439-8501
Rock 'n' River

Gabi auf dem Misery Ridge Trail, Smith Rock SP, OR
So - frisch ans Werk, der Tag war supercalifragilisticexpialigetisch - ist aber schnell geschrieben:
Nach dem Aufwachen standen zunächst mal die Hausaufgaben an, die gestern nach dem Besuch der Deschutes Brewery nicht mehr von der Hand wollten: Tagebuch schreiben, die Fotos aussuchen, bearbeiten und die Website versorgen. Da war einiges zu tun und das braucht seine Zeit. Ich habe dazu meinen festen Workflow und die tägliche Sicherungskopie aller Daten muss auch noch her.
Gegen 10:00 Uhr brechen wir auf. Ziel: der Smith Rock State Park. Der steht in keinem Reiseführer; auch auf ihn sind wir über YouTube gestoßen. Es ist nur eine verhältnismäßig kurze Fahrt dorthin. Auf dem Hinweg halten wir kurz in Redmond, machen 2 Coffees in den Yeti-Bechern klar und decken uns mit Sandwich, Corn-Dog und Hotdog ein. Letztere verputzen wir auf der Fahrt zum Frühstück, das Sandwich ist für später.
Der Smith Rock SP ist gänzlich unbekannt. Aber gerade das haben wir schätzen gelernt. Die kleinen State-Parks bieten oft für einen ausgefüllten Tag, alles, was man benötigt. Dazu sind sie absolut nicht überlaufen. Klar, man trifft ach hier mal andere Wanderer - aber im Großen und Ganzen sind diese ruhig, entspannt und sehenswert.
Bei der Anfahrt sehen wir - eher unspektakulär - einige Felsentürme aus der Ebene aufragen. Wir stellen das Auto ab und entrichten die übliche Tagesgebühr von 5 $ an einem Automaten. Kreditkarte rein, Ticket aufs Dashboard des Autos- fertig. Der Statepark ist so unbedeutend, dass es weder im Visitor-Büro Bend noch hier vor Ort eine Karte mit den Trails zum Mitnehmen gibt. Ich mache aber ein Foto von der Karte, die aushängt. So haben wir die Übersicht, denn es ist noch nicht klar, was wir konkret machen.
Wir starten auf dem Rim Rock Trail. Es bieten sich sofort atemberaubende Tiefblicke auf den Canyon und den Fluss. Überhaupt: Felsen und der Fluss - das ist das Motto dieses Parks. Beides unglaublich sehenswert und in der Kombination: unschlagbar! Zwischen den Felsen lugt der Mount Jefferson - ein weiterer Vulkan - hervor.
Über den Canyon Trail steigen wir hinab auf die Höhe des Flusses und wandern diesen entlang bis zu einer Brücke, die wir natürlich nutzen, um den Fluss zu überqueren. Und jetzt sticht Gabi der Hafer: auf YouTube waren „stunning views“ versprochen worden - und dazu müssen wir wohl bergauf. Also starten wir auf den „Misery Ridge Trail“ - den „Elenden Wanderweg auf der Kante“.
Dieser ist als „most difficult trail“ gekennzeichnet. Klar: er windet sich in endlosen Serpentinen die steile Wand hinauf. Absicherung: Fehlanzeige - der Trail geht immer am Abgrund entlang. Fehltritte sind verboten.
Die Aussicht, die sich uns bietet, ist aber immer wieder wirklich so, dass einem staunend der Mund offen steht. Hinter jeder Biegung ein neues Highlight. Ich kann nur einige Fotos veröffentlichen, aber die sagen eigentlich alles. Auf dem Gipfel ist Ruh’. Sehr schön und Tiny Little Bear sucht sich einen besonders alten Baum zum Ausruhen aus. Auf dem Abstieg zur anderen Seit eröffnen sich weitere Tiefblicke. Dazu gesellt sich eine gigantische Stele namens „Monkey Face“. Und tatsächlich kann man mit etwas Phantasie einen Affenkopf erkennen. Abstieg über den Mesa Verde Trail.
Dann der River Trail - immer am Fluss entlang. Die Runde schließt sich. Das ist das absolute Outdoor-Mekka hier: die Hälfte der Besucher sind Kletterer - und die hängen in den steilsten Wänden. Vor Klapperschlangen wurde gewarnt. Für mich völlig nachvollziehbar - das ist das optimale Terrain hier für diese Spezies. Gabi sieht es pragmatischer: „Irgendwo müssen die ja wohnen!“. Und am Fuße des „Monkey Face“, auf den natürlich auch diverse Kletterrouten führen, hat der heimische „Alpenverein“ gleich den Rettungskorb und die Krücken platziert - praktische Hilfe für den Fall der Fälle.
Als sich dann die steilen Wände im Fluss spiegeln ist mal wieder „overkitsch“ (Wortschöpfung von Gabi vor Jahren hier im Wilden Westen) angesagt - schaut selbst: ist das nicht unfassbar schön?
Über den Rim Rock Trail kommen wir zurück zum Auto. Unsere Wanderschuhe haben uns wieder sehr gute Dienste geleistet. Bergauf war es echt anstrengend - sehr steile Stufen in der Felswand. Und bergab war es sehr „slippy“ - loose gravel machte den steilen Abstieg nicht leicht. Aber wo es nötig war, gingen wir Hand in Hand und gaben uns gegenseitig Sicherheit. Dann der allerletzte Schritt vom Trail auf den Parkplatz: ich stolpere kurz und lege mich tatsächlich auf Knie und Ellenbogen hin. Wie blöd! Aber außer geringen Schürfwunden ist nix passiert. Gut so!
Wir machen noch ein kurzes Picknick mit unserem Sandwich und müssen aufpassen, dass uns die Böen hier nicht die Wurst vom Brot fegen. Rückfahrt nach Bend: quick and easy!
Wir versorgen die Fotos und beschließen, nochmal in Mel’s Sportsbar zu gehen. Es war einfach zu schön dort am Sonntag. Null touristisch und einfach Teil der Gemeinschaft sein. So ist es auch heute: Mel (w) steht selbst hinter der Theke. Dough (unsere Bedienung von Sonntag) ist heute bei denen, die zuerst Darts, dann Poker spielen. Auf 5 Bildschirmen werden 7 Sportarten übertragen - oder umgekehrt? Wir essen super würzige Chicken Wings und Tater Tods. Dazu gibt es giftiges Dragon-Fruit-Cider für Gabi und Deschutes IPA für mich. Gabi ordert später noch eine Margarita und Mel empfiehlt mir ihr Lieblingsbier: ein IPA von Barley Brown’s. Auf die Frage, wo das den herkommt muss sie einen Gast um Hilfe bitten. Baker City! Oh - da waren wir 2018 und ich habe dort in einer Brewery ein leckeres Bier getrunken - und fotografiert. Alle rollen sich ab: das ist genau das Bier, das ich jetzt im Glas habe! Die Welt ist klein! Die Stimmung in der Sportsbar ist wirklich super: alle haben Spaß und wir sind mittendrin.
Jetzt ist es gut und so ganz kurz ist der Bericht auch nicht geworden. Bin ich vielleicht doch ein Plappermaul? Danke jedenfalls für die zahlreichen positiven Rückmeldungen zu den Fotos und den Berichten. Da macht das alles noch mehr Spaß und ich denke, dass einige zu Hause „mitreisen“. Liebe Grüße!!
Tagesetappe: 92 Kilometer
Übernachtung: Cascade Lodge****, 420 Southeast 3rd Street, Bend, OR 97702
Volcano

Jürgen auf dem Obsidian Flow Trail, Newberry National Volcanic Monument, OR
Die „Cascade Lodge“ ist wirklich ok, das Zimmer geräumig und die Einrichtung - na, sagen wir mal: postmodern, aber sehenswert. Vielleicht mache ich morgen mal ein Foto vom Waschbecken. So haben wir auch gut geschlafen und da Urlaub ist, beginnt der Tag nicht hektisch, sondern mit zwei Meditationen mittels Peloton-App. Das haben wir uns so angewöhnt.
Zum Beginn unserer Tour haben wir einige Stationen vor: zunächst geht’s zum nahe gelegenen Safeway. Unser Obst ist alle und ein Sandwich für später sowie einen Breakfast Burrito für mich und einen süßen Donut für Gabi zum Sofortverzehr. Dann statten wir Downtown einen ersten kurzen Besuch ab. Im Visitor Center lassen wir uns beraten, ob wir mit unseren Planungen für heute und morgen richtig liegen. Ja, tun wir - es gibt aber noch ein paar wertvolle Hinweise zusätzlich. So ist eine ganze Region hier aktuell gesperrt: heftige Waldbrände. Kann man nichts machen - das Feuer ist aber weitestgehend unter Kontrolle. Nächster Stop: Nike Outlet. Das liegt an der Route, die wir heute sowieso fahren, macht aber erst um 12 Uhr auf. Mittags werden wir wieder dran vorbei kommen - Gabi muss doch endlich eine neue Basecap bekommen.
10 Meilen südlich von Bend erreichen wir das Newberry National Volcanic Monument. Hier werden wir heute einige Zeit verbringen. Im Visitor Center bekommen wir Hinweise auf Dinge, die wir uns unbedingt ansehen sollen. Draußen beginnt gerade ein Ranger Talk - das ist genau unser Ding. Spätestens jetzt haben wir das von uns so sehr geschätzte National-Park-Feeling. Wir erfahren viel Neues - insbesondere über den Newberry Volcano und seine Ausläufer. Vieles wissen wir aber auch schon - Hawaii hat uns da sehr geholfen. Hier im Bereich des Visitor Centers sind eher die Ausläufer des Vulkans zu sehen: jede Menge Lava und einer von über 400 „Cinder Cones“, die der Vulkan geschaffen hat. 1,5 Meilen unter uns sind auch heute noch riesige Magma-Kammern und wenn der Druck auf dem Kessel zu groß wird und irgendwo eine Schwachstelle ist dann gibt es einen „kleinen“ Ausbruch und es entsteht so was wie ein großer Pickel - ein Cinder Cone. Der besteht aus Asche und Lava und unserer hier ist 1.500 Jahre alt.
Wir können anschließend sogar mit dem Auto hinauf fahren. Obwohl der gar nicht so riesig hoch ist haben wir von dort tolle Ausblicke auf weitere Vulkane, Cinder Cones und den Hwy #97, der Bend mit dem Park verbindet.
Zugig ist es dort oben. Das Wetter ist wechselhaft. Mal blauer Himmel, dann wieder Wolken.
Weitere 24 Meilen südöstlich erreichen wir den Paulina Peak und den gleichnamigen See. In der Caldera des Vulkans sind nach dem letzten Ausbruch 2 Seen übrig geblieben: der Paulina Lake und der East Lake. Vorher war es ein See, doch der letzte Ausbruch hat einen weiteren Kegel in die Mitte der Caldera gesetzt, so dass es nun 2 Seen sind. Vulkane verändern das Aussehen der Landschaft oft sehr schnell - das kann man hier gut sehen.
Etwas besonderes gibt es hier oben auch: den „Big Obsidian Flow“, über den auch ein Trail führt, den wir unter die Füße nehmen. Wir kraxeln auf einem riesigen Glasberg herum. Eine Erklärungstafel habe ich mal fotografiert und bei den Fotos platziert. Kurzfassung: das Gestein hat hier einen hohen Silicium-Gehalt und als der Vulkan das ausspuckte, blieb ein großer Glasberg übrig. Das Glasgestein hat hier drei Farben: schwarz (das ist dann of richtig glatt), hellgrau und dunkelgrau (das hat mehr Lufteinschlüsse). Wir müssen schon höllisch aufpassen, uns hier nicht zu verletzen an den messerscharfen Steinen. Es macht aber viel Spaß, den Trail zu erkunden. So etwas haben wir noch nicht gesehen und das ist auch normal, denn solche Obsidian-Flows sind extrem selten.
Am Paulina Lake finden wir ein nettes Plätzchen für das Sandwich-Picknick. Und Gabi macht wieder Fotos von Tiny Little Bear. Die findet ihr regelmäßig in ihrem WhatsApp-Status. Schließlich steuern wir noch die Paulina Falls an, die deutlich größer daherkommen, als von uns vermutet. Erst haben wir einen Viewpoint von oben, dann gehts es 400 Feet hinunter an den Fuß der Fälle. Gabi kraxelt auch hier ganz schön herum.
Am Parkplatz gesellt sich ein neugieriger, blauer Vogel zu uns - hübsch! Weniger hübsch ist der Blick auf meine Tankuhr. Die habe ich schon den ganzen Tag auf dem Kieker. Als wir Bend und die letzte Tankstelle schon weit hinter uns hatten fiel mir ein, dass ich noch tanken wollte heute morgen. Und seitdem rechne ich, ob das noch klappt mit dem Rückweg. Vorsichtshalber habe ich die Klimaanlage schon mal abgeschaltet. Und es waren immer noch mindestens 15 Meilen „Reserve“ bei den Rechnungen vorhanden. So erreichen wir dann später auch die rettende Tankstelle in Bend und sind jetzt wieder gerüstet für neue Unternehmungen.
Gabi hat ihre Basecap bekommen und dazu noch ein paar Sportklamotten von Nike. Das Auto hat jetzt Pause. Wir wollen zu Fuß nach Downtown.
Das sind gut 2 Kilometer, die wir zu gehen haben und sowas macht hier sonst eher keiner. Der Kollege an der Rezeption hat mich gestern für völlig bekloppt gehalten, als ich fragte, ob man zu Fuß dort hin kommt. Wir müssen nämlich den Hwy. 97 queren etc. Kurz: hat gut geklappt und wir machen erste Rast in der „McMenamins Old Francis School Brewery“. Uriger Schuppen, gutes Bier. Dann steuern wir die Deschutes Brewery an, finden einen Platz an der Theke und ich gönne mir eine von zwei möglichen Bierproben: 6 Gläschen mit unterschiedlichen Bieren der Brauerei, deren Kessel wir von der Theke aus sehen können. Lecker! Kurzbezeichnungen wie „Prinz Crispy“, „Otter Encounter“, „Check you Hefe“ oder „Pineapple Whip“ machen schon neugierig. Die sechs Bierchen werden (je höher die Nummer) immer bitterer und alkoholischer. Das letzte hat satte 8,5%. Und aus dem Wash des beliebtesten Bieres machen sie sogar einen 5-jährigen Whisky, den Gabi probiert. Den gibt es sogar aus einem ordentlichen Nosingglas - allerdings in doppelter Portion. Der Barman meint es gut mit uns.
So treten wir später etwas „tipsy“ den Heimweg an. Dabei müssen wir nochmal über die fünfspurige Straße. Ich quere die gleich noch 4 Mal, denn ich ordere eine Pizza gegenüber bei „Domino’s“ unserer Lieblingskette. Da eine Wartezeit von 45 Minuten zu überbrücken ist, hüpfe ich schnell zurück ins Zimmer, um mich um die Fotos zu kümmern. Die Pizza war wie immer super und alles andere (Fotos, Tagebuch und Website) muss nun bis morgen früh warten. Müde! Gute Nacht!!
Tagesetappe: 140 Kilometer
Übernachtung: Cascade Lodge****, 420 Southeast 3rd Street, Bend, OR 97702
Scenic Byways - im Doppelpack

Gabi am Mount Hood Viewpoint, OR
Das war wieder ein Roadtrip der besonderen Art heute: zwei Scenic Byways, also besonders sehenswerte Straßen, hintereinander: zunächst nahmen wir den „Historic Columbia River Scenic Highway“ mit all den Wasserfällen unter die Räder, dann den „Mount Hood Scenic Byway“.
Das Zimmer in der Eastside Lode ist eine Unterkunft, mehr nicht. Geschlafen haben wir dennoch gut. Das lag vielleicht auch an den Getränken gestern Abend - obwohl es so viel auch nicht war. Immerhin hat es geholfen, dass ich das WiFI hier an der Rezeption als das „schlechteste in 11 Jahren USA“ bezeichnet habe - abends war es besser und der Upload hat gut geklappt.
Frühstück fällt aus, wir kaufen leckeren Kaffee beim Tanken. Hier in Oregon wird mit Service getankt. Selber machen nicht erlaubt. Mit 4,69 $ für die Gallone (3,8 Liter) ist der Sprit hier immer noch sehr günstig. Und 2,99 $ für 2 riesige Kaffee in unseren Yeti-Bechern sind auch sehr ok.
Dann sind die Wasserfälle am Historic Hwy. #30 dran: zunächst der Trail zu den Bridlevail-Falls. Dort packe ich das Stativ aus. Den „Fließeffekt“ bekomme ich auch ohne Graufilter mit Blende 22 und 1 Sekunde Belichtungszeit hin. Eines der Bilder habe ich eben mal der farblichen Stimmung entsprechend herbstlich eingefärbt. Denn auch hier werden die Blätter wieder bunt - der Sommer ist vorbei.
Die wirklich sehr sehenswerten, aber völlig überlaufenen „Multnomah-Falls“ waren 2018 nach den Bränden gesperrt. Heute bekommen wir keinen Parkplatz. Also lasse ich Gabi hinaus und fahre zurück - da war noch ein zweiter Parkplatz weiter entfernt. Glück gehabt - und einen bekommen. Die 1.000 Meter zurück über den kleinen Steig schaffe ich im Fluge.
Bei den Multnomah-Falls nutze ich den Graufilter. Die sind mit der Brücke in der Mitte echt besonders und ich werde zu Hause mal sehen, was ich aus dem Bildmaterial noch so herausholen kann. Das Bild auf der Fotoseite hier ist „quick and dirty“ entwickelt. Nebenan heiratet gerade ein Paar - das ist auch ein Foto wert, denn auf Hochzeiten sind wir gerade eingeschossen (nicht wahr, Lisa & Borch?). Aber die kleine Raupe soll auch zu ihrem Recht kommen.
Auf dem Rückweg zu dem Parkplatz, auf dem ich unseren Nissan losgeworden bin, kommen wir unweigerlich an den „Wahkeena Falls“ vorbei. Die fallen wirklich sehr tief. Man muss schon ganz genau hinschauen, um den Anfang ganz weit oben noch zu entdecken. Aber auch die Stromschnellen unten sind sehenswert. Gabi fotografiert mich, wie ich fotografiere. Hat auch was. Danke!
Und dann waren da noch die Horsetail-Falls. Der „Pferdeschwanz“ sollte uns eigentlich gar nicht lange aufhalten. Aber dann hänge ich mich doch rein und schieße die verschiedensten Perspektiven.
Nächster Stop: Hood River. Eine kleine Stadt, aber sehenswert. Falls wir nochmal hier wären, würden wir hier übernachten. Schöne Hauptstraße (Oak Street), viele Geschäfte, und tolle Restaurants inkl. Brewery. Wir essen Thai - Ramen-Noodle-Soup, schließlich war das Frühstück ausgefallen.
Dann folgt der zweite Scenic Byway: wir machen die Runde um den Mount Hood komplett und fahren „unten rum“ zurück nach Portland. „Mount Hood“ hatte für mich so gar nichts zu tun mit Robin Hood. Als ich aber die Schilder zum „Sherwood Camp Ground“ oder „Little John Park“ sehe, muss ich mich korrigieren. Dabei zeigt sich der 3. Vulkan unserer Reise zunächst ebenfalls nicht. Als wir uns dann aber der historischen Timberland Lodge nähern, ziehen die Wolken auf und er kommt raus. Sehr schön! Die Lodge ist wirklich sehenswert und ein echtes Bollwerk. Viel Stein und Holz!
Der Mount Hood gefällt auch Tiny Little Bear, der direkt Freundschaft schließt mit Bruno 11., dem Bernhardiner-Hund, der zur Timberland Lodge gehört, wie das Inventar und nach einer kleinen Wanderzeit dort verlassen wir den Ort, um nach Hause zu fahren. Dort kümmern wir uns um die Fotos und brechen dann nochmal auf. Zu Essen benötigen wir nur eine Kleinigkeit. Aber ein Drink wäre auch nicht verkehrt.
Weil wir nicht mehr „über die Brücke“ in die Downtown wollen, suchen wir die Gegend um unser Motel ab. Nicht einfach! Es gibt diverse Einkehrmöglichkeiten, aber alles ist etwas komisch. Gabi bezeichnet es sehr zutreffend später als „zwielichtig“ und ohne Zweifel auch „schmuddelig“. Top-Mode scheinen bei den Mädels extrem kurze, schwarze Outfits zu sein und noch viel wichtiger: bunte, gerne blaue Haare. Da denken wir, eine Pizzeria gefunden zu haben, gehen rein und flüchten gleich wider, als wir die Bedienungen mit blauen, orangenen, gelben und rose-farbenen Haaren erblicken. Wir haben nichts gegen Farben - aber wenn die Gestalten mehr Halloween sind als Bedienung hört der Spaß auf.
Dann lieber noch kurz auf den lauten, aber ebenso bunten Straßenmarkt. Dort unterhalten wir uns länger mit einem jungen Mann, der American Single Malt zur Verkostung anbietet. Machen wir - schmeckt! Kurz bevor wir drauf und dran sind, einen Food-Truck aufzusuchen, entdeckt Gabi ein kleines Cafe. Super sauber - Alleinstellungsmerkmal! Rein! Kühlschrank voll Bier & Cider. Wir bestellen ein Mexikanisches Bier und ein Cider. Zu essen? Hotdogs! Super - nehmen wir!! Kostet? Nix - gibt es zum Getränk dazu. Unfassbar, denn die sind eher günstig. So kommen wir an die „Kleinigkeit“ und das war wirklich prima.
Rückweg zum Motel. Da - direkt nebenan, eine Nobel-Bar? Türsteher! Wir dürfen rein. Zwielichtig? Vielleicht, aber eher auf die vornehme Art. An der Theke Bestellen wir eine Margarita für Gabi (die wirklich extrem gut ist - ok, Gabis sowieso, die Margarita aber auch) und ein frisch gezapftes IPA für mich. Wir können draussen sitzen, total ruhig, super entspannt. So endet ein wirklich abwechslungsreicher Tag.
Tagebuch ist nun auch geschrieben, Fotos sind fertig, Feierabend!! Bis morgen!!
PS: den Eintrag von gestern habe ich auch nochmal überarbeitet; ich war gestern nicht mehr in der Lage, in der nötigen Sorgfalt umfassend zu berichten.
Tagesetappe: 282 Kilometer
Übernachtung: Eastside Lodge***, 949 East Burnside Street, Portland, OR 97214
Portland Brewery

Gabi auf der Burnside Bridge, Portland, OR
Der heutige Tag ist schnell erzählt - Lazy Friday!!
Nach dem Frühstück brechen wir zügig auf und steuern dem Mount St. Helens National Monument entgegen. Es ist wieder sehr bedeckt und in Portland wären wir bereits in 2,5 Stunden. Auch heute begegnen uns wieder viele Trucks mit Baumstämmen. Es gibt aber ebenso viele, die „leer“ unterwegs sind. Und die haben ihr „Hinterteil“ einfach Huckepack geladen. Will sagen: Die Log-Trucks bestehen aus einer Zugmaschine mit Auflieger. Das Ende der Baumstämme liegt auf einem Gestell mit je zwei Zwillingsreifen. Und dieses Gestell ist variabel montierbar und wird bei Nichtbenutzung einfach auf den Auflieger geladen.
Von der Interstate 5 gibt es einen „Abstecher“ zum Mount St. Helens. Die Stichstraße umfasst schlappe 50 Meilen bis zum Johnston Ridge Observatory, dem Endpunkt direkt amVulkan.
Wir fahren wieder durch Wolken, die Sicht auf die Umgebung bleibt verwehrt - wie gestern. Zeitweise tröpfelt es und es ist unklar, ob das Regen oder einfach der Niederschlag der Wolken auf der Windschutzscheibe ist.
Es ist aber auch eine emotionale Fahrt. 2018 haben wir das alles glasklar vor uns gesehen und auch heute ist die Verwüstung vom 18. Mai 1980 noch überall spürbar. Am Straßenrand ist gekennzeichnet, von wann die Aufforstungen sind und auch wenn diese nun 40 Jahre zurück liegen und die Bäume schon wieder ganz schön groß sind, so ist es uns, als sei der Berg gestern erst kollabiert.
Oben angekommen ist bis auf die Talsohle nichts zu sehen, der Berg versteckt sich wie gestern der Mount Rainier. Wir verbringen einige Zeit im Observatory, unterhalten uns mit einem Ranger und schauen die Ausstellung an. An einem Modell lassen sich die verschiedenen Phasen des Ausbruchs nachempfinden. Höhepunkt ist der absolut sehenswerte Film im „Theater“. Dort wird mit Originalaufnahmen und Simulationen, untermalt mit dem richtigen Sound das ganze Ausmaß der Naturgewalt deutlich. Das haben die Amis ja auch wirklich drauf: die Ausstellungen etc. in den Besucherzentren der Nationalparks u.ä. sind Gold wert. Höhepunkt der Aufführung ist am Ende das Hochfahren des Vorhangs inkl. Leinwand. Es erscheint ein riesiges Panoramafenster über die gesamte Breite des Theaters - die gibt den Blick frei auf den Vulkan, wenn er denn zu sehen wäre. Heute sehen wir eine weiße Wand aber 2018 war der Effekt beeindruckend. Und das Wetter ins Positive zu ändern, haben selbst die Amins nicht drauf - Gott sei Dank!
Wer mag, kann ja mal zu den Fotos von 2018 wechseln, da gibt es mehr zu sehen - einfach klicken …
Gegen 14:00 Uhr sind wir dann in Portland, das Motel ist schnell gefunden. Da noch einiges vom Tage übrig ist beschließen wir, einen Ausflug in die Downtown zu machen. Dort ist Leben und dort gibt es diverse Microbreweries. Die Dame an der Rezeption beschreibt verschiedene Möglichkeiten , mit Bussen o.ä. dorthin zu kommen und ist ganz entgeistert, als wir sagen, dass wir laufen werden. Tun wir dann auch.
Immer gerade aus, über die Burnside Bridge hinüber und schon sind wir da. Tja, gerade im Bereich der Brücke sind wieder sehr viele Obdachlose. Ich habe mal vorsichtig ein paar Zelte fotografiert. Viel schlimmer haben es aber die zahlreichen Menschen, die auf dem nackten Boden liegen. Keiner pöbelt, wir fühlen uns als Paar überhaupt nicht unsicher - die Leute können einem einfach nur leid tun. Einer liegt auf dem Bauch, hat einen Gullideckel hochgenommen und sucht nach Verwertbarem. Die meisten sind überhaupt nicht in der Lage, gefährlich oder bedrohlich zu wirken, so stoned sind sie.
Wir schlendern durch die Straßen und statten wieder Powell’s Book Store einen Besuch ab - ein riesiger Bücherladen über zig Etagen. Es ist wohl der größte der Welt.
Am Ende kehren wir ein: zunächst bei der „Van Ebert Brewery“. Hier wird online bestellt und abgerechnet. Das Bier ist prima, zudem können wir direkt auf die Brauamarturen blicken. Einige Häuser weiter finden wir die „Backwoods Brewery“. Hier kommen wir an der Theke gleich ins Gespräch mit einem Paar unseren Alters aus Florida. Wir quatschen uns fest, die Zeit vergeht wie im Fluge. Die beiden beginnen, ihr Heimatland zu entdecken und sind extrem dankbar für Tipps und Hinweise zu Reisezielen im Wilden Westen.
Als wir nach dem Essen (erstklassige Burger) rauskommen, ist es fast dunkel. Schnell den Rückweg bewältigt und an den Mac gesetzt. Gabi ist gleich ohnmächtig ins Bett gesunken. Jetzt bin ich fertig und müde. Mal sehen, ob das WLAN reicht. Heute Mittag war es unterirdisch, jetzt ist es etwas besser. Schauen wir mal - gute Nacht!
Tagesetappe: 383 Kilometer
Übernachtung: Eastside Lodge***, 949 East Burnside Street, Portland, OR 97214
High Skyline Trail

Jürgen am Reflection Lake, Mount Rainier NP, WA
Upload hat geklappt, hat zwar bis in die Nacht gedauert, war aber stabil. Sehr schön! Die Nächte sind echt erholsam. Heute morgen schieben wir aber nichts auf die lange Bank, denn die Wetterprognose ist zumindest für den Nachmittag unsicher - leichter Regen ist möglich.
Um halb acht klopft es an die Zimmertür: draussen steht unser Frühstückskorb bereit; Kaffee hat Gabi schon gekocht. Das ist wie bei Rotkäppchen hier - aus Corona-Schutzgründen stellen sie das Frühstückskörbchen einfach vor die Tür - Kontakte vermeiden. Den Inhalt haben wir schon letzte Tage online ausgesucht. Es ist ein schnelles Frühstück, denn wir wollen los.
„Another Day in Paradise“ hätte auch das Tagesmotto sein können. Wir sind nämlich wieder in der „Paradise-Area“ unterwegs, der Weg nach „Sunrise“ (ohnehin eine gewaltige Fahrt) ist aktuell gesperrt. Das ist aber ohne Belang, denn Wandermöglichkeiten gibt es hier genug. Früh sind wir am Reflection Lake. Ganz ruhig ist es hier und weil früh morgens auch kein Windchen weht, hat der See seinen Namen bekommen. Der eigentliche Hauptdarsteller, Mount Rainier lässt sich aber erwartungsgemäß heute nicht sehen. Schon die Hinfahrt machte klar, was uns heute erwartet: Nebel - teilweise sehen wir die Hand vor Augen nicht! Wir hängen komplett in den Wolken und dafür hat es am See noch einigermaßen klare Sicht. Wir machen Fotos und den „Schuss des Tages“ macht Gabi mit ihrem iPhone 13. Auch die Entwicklung hat sie auf dem iPhone gemacht. Unfassbar, was technisch mit diesen kleinen Dingern heute möglich ist.
Schaut euch mal im Netz Bilder vom Mount Rainier an; da wird mit Sicherheit eines dabei sein, wo er sich im Reflection Lake spiegelt. So ein Bild hätte ich gerne geschossen heute, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Da der riesengroße Berg heute nicht als Fotomotiv zur Verfügung steht, mache ich mich auch an die kleinen Dinge am Wegesrand heran. Ganz versteckt unter einem Busch sehe ich einen bemalten Stein liegen - Erinnerungen: da ist wohl jemand nur 30 Jahre alt geworden, aber im Herzen immer dabei auf Reisen.
Um diese Uhrzeit ist noch nicht viel los im Nationalpark. Die meisten Besucher haben ja eine weitere Anreise; kaum jemand wohnt so nah wie wir. So begeben wir uns zum Visitor Center. Hier beginnt der Skyline Trail, der uns heute unser Wandererlebnis bescheren soll. Tut er - aber auf ganz besondere Weise. Vorbei am Paradiese Inn geht es zum Trailhead. Dieses interessante Gebäude könnte Hollywood auch für einen Steven-King-Thriller hernehmen. Mystisch kommt es daher.
Nach kurzem Anstieg erreichen wir die Myrtle Falls. Und hier - für vielleicht 5 Minuten - zeigt uns der Vulkan einen ganz kleinen Ausschnitt seiner Gletscherflanke. Wenn ich bedenke, dass er unmittelbar vor uns liegt und uns noch um über 2.000 Meter überragt hätte ich schon gerne mehr gesehen. Aber die Aufnahmen mit Gletscherfetzen im Hintergrund machen sich auch gut. Wir unterhalten uns mit einem Ranger und der rät, eine „Abkürzung“ über den Golden Gate Trail zu nehmen. Das spart eine Stunde Wegzeit - bei dem Wetter eine ausgezeichnete Idee. Wir sind allein unterwegs hier im Nebel. Das hat auch was meditatives. Plötzlich pfeift es vor uns und zwei kleine, zierliche Murmeltiere stellen sich vor. Sie sind wirklich putzig im Vergleich zu ihren fetten Brüdern, die wir später noch treffen, aber nicht fotografieren. Da wir uns Zeit lassen und nicht aufdringlich sind, lassen sie uns erstaunlich nahe an sich heran.
Es geht über Stock und Stein bei Null Sicht immer bergan. Die gut 500 Höhenmeter kommen uns anschließend viel mehr vor - vielleicht weil nicht so viel Aussicht war. Irgendwann erreichen wir wieder den Skyline Trail, es geht aber immer noch mächtig bergauf. Am Panorama-Point gibt es - außer den Nebel des Grauens - ebensowenig zu sehen wie am „Glacier Vista“. Dafür sind die Chipmunks hier sehr aufdringlich. Eines klettert mir fast den Rücken hoch und kriecht anschließend in meine Kamera. So kann man auch an Portraits kommen. 2.146 Meter sind wir hier hoch.
Auf dem weiteren Weg treffen wir noch eine Rangerin und quatschen gemütlich. Dabei erfahren wir noch etwas zu den Lahars - ihr erinnert euch? Die Schlammlawinen von gestern! Diese sind nämlich nicht an vulkanische Aktivitäten allein gebunden. In besonders warmen Sommern schmelzen große Mengen Gletscherwasser in kurzer Zeit und dann kann es zu diesen Schlammlawinen kommen. Daher auch der Hinweis im Zimmer bei uns. Das ist ähnlich wie in den Alpen: Extremwetter birgt reale Gefahren.
Nach gut 3:40 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt. Gabi ist fix und foxi und muss sich erst mal setzen. Das war es für den Moment; an weitere Touren ist nicht zu denken, wir rollen zurück zum Zimmer. Unterwegs fangen wir noch eine Nudelsuppe und einen Burrito für die Mikrowelle. Nach schnellem Mittagessen ziehe ich die Fotos auf den Mac und dann ist Mittagspause - wir sind schließlich im Urlaub.
Am frühen Abend drehen wir noch eine kleine Runde über den „Tiny Trail“ hinterm Haus. Die haben hier tatsächlich ein kleines Stück Regenwald auf dem großzügig bemessenen Grundstück. Das Abendessen nehmen wir standesgemäß im Basecamp ein. So ein außergewöhnliches Gericht wie das „Chicken Thali“ bekommen wir so schnell nicht wieder. Auch eine Neuerung - zwei Abende hintereinander die gleiche Mahlzeit. Dafür variiere ich beim Bier.
Morgen steht die Fahrt nach Portland auf dem Programm. Je nach Wetter schauen wir nochmal kurz, ob sich der Vulkan sehen lässt. Wenn nicht, liegt mit dem Mount St. Helens ein gleichwertiges Schwergewicht an der Strecke. Mal sehen, was das Wetter sagt. Optional können wir auch Portland mit seinen Microbreweries unsicher machen.
Bis dann - gute Nacht!
Tagesetappe: 68 Kilometer
Übernachtung: Alexander’s Lodge***, 237515 State Road 706 East, Ashford, WA 98304
Himalaya Basecamp

Jürgen im Wildberry Restaurant, Ashford, WA
Puh, das war ein anstrengender Tag gestern und ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Das Zimmer im Grey Gull inkl. Balkon ist echt klasse - es hat sogar eine Feuerstelle. Leider haben wir nicht so viel davon, weil wir gestern einfach komplett „auf“ waren und heute schon weiter fahren. Wir lassen es aber sehr ruhig angehen, heute morgen und skypen noch mit Vater und Birgit. WIFI ist auch klasse hier.
Gegen 09:00 Uhr geht es dann los - hier ist alles in doppelspurigen Einbahnstraßen mit Grünstreifen dazwischen organisiert. Na gut, Platz haben sie genug - wenige Häuser, viel Fläche. Neben dem Grey Gull sperrt ein Haifisch seinen Rachen auf. Da könnten wir frühstücken gehen, wissen aber nicht, ob wir dann nicht selbst gefrühstückt werden. Also verzichten wir.
Das erste Teilstück der Fahrt ist eher trist. Die Landschaft hat nicht viel zu bieten, das Wetter ist diesig. Es geht nach Osten. Immer wieder rollen Trucks mit Logs, also Baumstämmen, vorbei. Das ist wie gestern. Die haben echt Gewicht zu transportieren. Auf dem Foto ist ein „Kleiner“, die Großen gestern hatten 20-40 Baustämme geladen - oder aber 5 in den entsprechenden Maßen.
Erster Stop: Olympia. Dass dieses Nest die Hauptstadt von Washington ist (und nicht Seattle!) wusste ich vor einigen Wochen auch noch nicht. Aber sie haben ein stattliches Capitol hier - das kann sich sehen lassen. Weil alles eher entspannt aussieht fahren wir noch bis zur Waterfront, parken und strolchen etwas herum. So ein Mittagessen-Frühstück wäre jetzt gut. Heute Morgen hatten wir nur Kaffee und Keks, aber wir sind ja genügsam.
Da kommt die kleine Ansammlung an Food-Trucks gerade recht. Nun gut, die Tische fasst man besser nicht an, aber die Menüs sehen einladend aus und es gibt sogar die von mir so heiß geliebten Burritos beim Mexikaner. Also: ich bestelle einen (zum teilen) mit Chicken, Beef, Pork, Avocado, Beans, Reis und Salsa und lasse den natürlich in zwei Teile teilen. Wir setzen uns an einen der Tische und packen die in Alu gehüllten Hälften aus. Ich bin dabei von uns beiden ja eher der Fingerfood-gewandte Esser. Heute nicht! Meine Hälfte macht - wider aller Gesetze der Schwerkraft - einen doppelten Salto und landet - „flatsch“ - auf dem appetitlichen Tisch. Na super! Jetzt schnell sein: 30 Sekunden-Regel: alles, was weniger als 30 Sekunden Kontakt mit Dreck hat, ist unbedenklich. Ich bin schnell, so unendlich schnell. Gabi wendet sich mit Grausen ab, der Burrito-Schmied spendiert Teller und Servietten zum trockenlegen. Was soll ich sagen - ich lebe noch und lecker war das Teil auch noch.
Um 14:00 Uhr sind wir in der Alexander’s Lodge in Ashford, nur eine Meile vom Eingang zum Mount Rainier NP entfernt. Die Lodge datiert aus dem Jahre 1912 und kommt sehr schnuckelig daher. Leider ist es auch hier sehr bewölkt und bedeckt - es scheint, als habe jemand das Licht ausgemacht heute. Unser Zimmer ist noch nicht fertig und so brechen wir zu einem Abstecher zum Visitor Center in der Paradise-Area auf. Das sind ja nur 20 Meilen bergauf zu fahren. Das Visitor Center liegt auf 1.647 Metern.
Dort angekommen, beraten wir uns mit einem Ranger über das Programm für morgen. Wetterprognose: eher wie heute! Es kann sein, dass wir den Vulkangipfel als Hauptdarsteller dieses Nationalparks gar nicht zu Gesicht bekommen - obwohl wir den ganzen Tag planmäßig an seiner Flanke herumklettern werden. Ideen für ausgiebige Wanderungen haben wir jedenfalls. Wir schauen uns auch noch einen Infofilm über den Mount Rainier an. 4.392 Meter ist der hoch. Beeindruckende Aufnahmen, gute Erklärungen. Es handelt sich hier um einen bildschönen, aber auch aktiven Vulkan. Irgendwann wird er - wie der Mount St. Helens etwas weiter südlich 1980 - ausbrechen. Dann möchten wir nicht in der Nähe sein. Eindrucksvoll sind die Erläuterungen der Folgen: Ein Ausbruch würde neben der Lava auch sog. „Lahare“ (= Mudflows) erzeugen: Massen von geschmolzenem Gletscherwasser, die sich mit Schlamm vermischt ins Tal stürzen, Bäume und alles, was im Weg ist, mitreißen und 100.000enden das Verderben bringen. Gut, dass Gabi gerade im „Guest Directory“ auf dem Zimmer gelesen hat, was wir in solch einem Fall machen müssen: sammeln und auf höheres Terrain führen lassen (Tsunami-Taktik nenne ich das mal). Auf keinen Fall mit dem Auto wegfahren, denn damit flüchtet man bergab und da ist der Lahar immer der Schnellere - sogar schneller als der ultraflinke Burrito-Fänger.
Auf dem Rückweg halten wir bei den Narada Falls an und gehen ein Stück. Sehr schöne Wasserfälle mit der pitoresken Brücke obendran.
Wieder im Motel überlegen wir, wie wir es mit dem Abendessen halten. Zurück nach Ashford mögen wir nicht mehr fahren. Hier gegenüber ist das „Wildberry Restaurant“ - zunächst erkunden wir aber den kleinen Store am Parkeingang. Dort erstehe ich eine Dose Bier für heute Abend und Gabi ein paar Dosen Cider. Die Verkäuferin empfiehlt das „Wildberry“ und so steuern wir es gleich an.
Große Überraschung!! Das Restaurant wirbt draussen mit: „Featuring a taste of two worlds: Traditional Sherpa Himalayan Dishes & American Mountain Menue“. Wir bekommen einen Tisch auf der Terrasse und die Speisenkarte bietet neben interessanten Burgern tatsächlich „Sherpa-Food“. Wir bestellen „Chicken Thali“. Das ist Reis mit einem Hühnchen-Curry, einer Erbsen-Linsensuppe, etwas Rohkost, einem scharfen Möhren-Erbsensalat und einer eingelegten Habanero. Extrem schmackhaft! Das Mac & Jack’s Amber Beer passt ausgezeichnet dazu. Uns fallen die Gebetsfahnen auf, die hier hängen - wie im Basislager auf dem Everest. Und dann kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: innen finden wir eine Figur mit kompletter Everest-Ausstattung sowie weiteren Utensilien aus dem Höhenbergsteigen. Die Urkunden und Zeitungsartikel rundherum beschreiben, dass der Besitzer des Wildberry, Lhakpa Gelu Sherpa (Nepal) 15 Mal (!) als Sherpa mit auf dem Gipfel des Mount Everest war (10 Mal über die Süd- und 5 Mal über die Nordroute). Zudem war er am 26. Mai 2003 mit 10 Stunden, 56 Minuten und 46 Sekunden der schnellste Mensch, der je vom Basislager auf den Gipfel des Mount Everest gestürmt ist. Unfassbar!! Das ist genau das Richtige für mich - interessiere ich mich doch sehr für die Geschichte und Technik zur Besteigung dieses besonderen Berges. Auf dem Gipfel des Mount Rainier war er übrigens schlappe 95 mal.
Und so hatten wir heute nicht nur die erste Akklimatisation am Mount Rainier, sondern auch noch das echte „Basislager-Feeling“ mit authentischem Sherpa-Essen und erstaunlicher Begleitgeschichte. Ich bin begeistert.
Nun habe ich wieder viel mehr geschrieben, als ich wollte. Hoffe, es gefällt euch dennoch. Und jetzt ist Feierabend - mal sehen, ob das WIFI zum Upload reicht - es ist eher schwach auf der Brust, mal sehen.
Gute Nacht wünscht Sherpa Jack MacBaetz.
Tagesetappe: 288 Kilometer
Übernachtung: Alexander’s Lodge***, 237515 State Road 706 East, Ashford, WA 98304
Burney Falls SP (1)
California (7)
City (8)
Ferndale (1)
Humbold Redwoods SP (1)
Lassen Volcanic NP (1)
Mt Hood (1)
Mt Rainier NP (2)
Mt St. Helens NP (1)
Newberry National Volcanic Monument (1)
Olympic NP (2)
Oregon (8)
Oregon Coast (2)
Redwoods NP (1)
Silver Falls SP (1)
Smith Rock SP (1)
Washington (7)
Whiskeytown NRA (1)