Tagebuch
"You say goodbye ..."

Jürgen am International Airport San Francisco, CA
… and I say hello!“ Hello again, zum letzten mal für diesen Urlaub. Da sind wir wieder - gut zu Hause angekommen. So eine Rückreise ist ja nie das Schönste dabei und auch dieser späte Beitrag ist dem Jetlag zuzuschreiben.
Wir kommen zeitig weg aus dem typischen, für San Francisco aber guten und vor allem gut gelegenen Motel an diesem Freitagmorgen. Die Route zum Airport hat das TomTom auf meinem iPhone mit 3 Alternativen angeboten. Wir nehmen die Route am Pazifik entlang. Die ist zwar länger, erspart uns aber einige Baustellen. Es ist ein ziemliches Gegurke und das Ganze dauert schließlich doch eine geschlagene Stunde. Keine einfache Fahrt - mehrfach muss ich die Verkehrsregeln etwas zu meinen Gunsten interpretieren und schraffierte Flächen ignorieren. Das ist schon anstrengend hier mit so vielen Spuren und Abzweigungen in mehreren Etagen. Da Autofahrer:innen hier aber entspannt sind ist es auch für mich nicht allzu aufregend.
Kilometerlang geht es auch am Pazifik entlang über eine weniger befahrene Straßen (25 mph). Am Straßenrand zahllose Strandbesucher, die sich am Auto in ihre Schwimm- und Neoprenanzüge schälen. Surfbretter schauen aus Kofferräumen heraus. Am Strand: Jogger. Aktive Menschen, wohin wir schauen und auch ältere, die beschwerlicher, aber in aller Ruhe dort spazieren.
Um 10:30 Uhr sind wir den Mietwagen los. Er hat treu zu uns gehalten, der Nissan. Die Abgabe ist wie immer eine Sache von keinen 5 Minuten. Mit dem Skytrain fahren wir zum International Terminal. Dort scannen wir unsere digitalen Bordkarten, bekommen die Kofferanhänger gedruckt und sind kurz darauf auch das Gepäck los. Nun durch die Pass- und Sicherheitskontrolle. Alles geht sehr zügig. So können wir noch bei der „Asia-Box“ zwei Portionen Chicken-Curry holen und gemütlich verspeisen. Scharf war das, aber sehr lecker. Gabi macht ein Bild, wahrscheinlich das einzige des Tages. Im Hintergrund winken die Beatles - da winke ich auch mal.
Nun warten wir aufs Boarding. Da hier ultraschnelles Free Wifi ist, konnte ich gerade sogar die Website hochladen. Das wäre im Motel undenkbar gewesen. Ich melde mich aus dem kalten Deutschland nochmal.
Nun - und da bin ich wieder: „hello again!“ Nicht nur das Wifi am Airport SFO war ultraschnell - die United Airlines waren es auch. Nein, nicht beim Boarding. Das war organisiert unorganiert vom Feinsten. Die Fluggäste in Gruppen einteilen (1-5), dann aber nicht klar kommunizieren, wer sich wo anzustellen hat. Dann auch noch willkürlich immer wieder Leute aus dem proppevollen Warteraum vorziehen und das Chaos ist komplett. Mit einer Stunde Verspätung starten wir. Der Plan des Reisebüros ist aufgegangen: wir haben in der 3-4-3-Bestuhlung Fenster und Gang kostenpflichtig reserviert und unser Mittelplatz bleibt leer - als einer der wenigen. So haben wir mehr Platz als sonst. Und der Kapitän sagt an, dass wir mehr getankt haben als nötig und die verlorene Zeit wieder wett machen. Versprechen gehalten. Noch nie (!) habe ich auf der Geschwindigkeitsanzeige die 1.198 km/h gesehen. Gestern schon, das ist knapp unter der Schallgeschwindigkeit. 20 Minuten vor der Zeit landen wir in Frankfurt. Von SFO nach FRA in 9 Stunden und ein paar Minuten - für mich ist das absolut rekordverdächtig.
Mit dem Bus zum Terminal, Gepäckausgabe, Passkontrolle (nur elektronisch) und ab geht es zum Fernbahnhof. Dort haben wir auch zügig Anschluss und um 13:00 Uhr sind wir in Duisburg, wo uns Johanna und Hott schon erwarten. Koffer ins Auto, ab nach Hause. Auspacken - Mittagsschlaf, das war es.
War es das? Natürlich nicht. Es bleiben die Erinnerungen an drei wunderschöne Wochen. Die kamen uns mal wieder so lang vor. Das geht nur, weil jeder Tag so viel Neues bereit hält und dann auch noch so viel anders ist als der Alltag, dass dieser ganz aus der Betrachtung verschwindet. Auch wenn bei einigen Gesprächen dienstliche Bezüge zur Situation in Deutschland hergestellt werden mussten, so konnten wir doch sehr gut abschalten.
„Wir“ ist natürlich auch ganz wichtig für unseren Urlaub. Gemeinsam macht das alles viel mehr Spaß und so, wie wir es machen, geht es auch nur gemeinsam. Gabi und ich sind nicht nur perfekt aufeinander eingespielt, wir machen uns die Zeit gegenseitig auch zu einem echten Ausnahme-Erlebnis. Und das ist so eine dreiwöchige Auszeit ja auch. Wir haben die richtige Mischung aus konditionell anspruchsvolleren und ruhigeren Wanderungen und Tagen gefunden. Es waren wirklich drei wunderschöne, gemeinsame, gesegnete, unbeschwerte und dankbare drei Wochen.
Gesegnet auch, weil 4.500 km auf den kurvigen Straßen wieder mal unfallfrei und ohne Ausfälle blieben. Und weil wir uns weder auf dem Hinflug, noch in der Urlaubszeit mit Corona ansteckten oder aus anderen Gründen ausfielen. Mein kleiner Stolperer im Smith Rock SP blieb glücklicherweise ohne Folgen. Gesundheit ist das allerwichtigste und „unfit“ hätten wir unser Programm nicht erleben können. Unbeschwert war es tatsächlich auch. In Supermärkten oder anderen „Engstellen“ mal eine Maske aufzusetzen ist ja inzwischen normal für uns alle. Ansonsten war es eigentlich „wie immer“ und aus meiner Betrachtung waren das tatsächlich endlich seit 2020 mal wieder 3 unbeschwerte Wochen im wahrsten Sinne des Wortes.
Dankbar dürfen wir dafür sein, so etwas überhaupt machen zu können und wir wissen dieses Privileg zu schätzen.
In diesen Zusammenhang gehört aber auch der Blick auf die Schattenseiten. Da fallen mir zunächst die Obdachlosen vor allem in den Großstädten Seattle und Portland, aber auch in kleineren Orten wie Eureka ein. Klar - die gab es schon immer, aber jetzt waren sie irgendwie präsenter mit ihren Zelten auf dem Bürgersteig u.ä. Unsicher haben wir uns nie gefühlt, aber die armen Menschen können einem schon sehr leid tun. Die Schere zwischen Arm und Reich ist in den USA noch merklich größer als hier bei uns.
Und: die Lebenshaltungskosten sind auch in den USA nochmal gestiegen. Obst, Gemüse, Lebensmittel insgesamt, Getränke und vor allem die Preise in Restaurants und die Hotel-/Motelkosten sind teuer. Dazu kommt die ewige Trinkgeldthematik. Mit Blick auf eine Urlaubsplanung kommt für uns Europäer erstmals erschwerend hinzu, dass der Dollar über einen Euro kostet.
Positiv überrascht waren wir darüber, dass hier inzwischen viele Elektrofahrzeuge, insbesondere der Marke Tesla, unterwegs waren. Energie ist dort ja bislang kein Problem und die Anzahl der Lademöglichkeiten ist enorm ausgebaut worden. Das ist im Grunde eine sehr gute Entwicklung.
Wir haben jedenfalls wieder sehr viele neue Eindrücke gesammelt, Natur vom Feinsten erlebt und sehr nette Leute getroffen. Dazu haben wir viele Fotos im Gepäck, die nun gesichtet, bearbeitet und genossen werden wollen. Auf der Website ist ja immer nur eine schnelle Auswahl zu finden. Unser Plan, viel hautnah zu den Themen Vulkanismus, Wälder und Bäume, Seen und Flüsse zu erleben und auch den Pazifik immer wieder mal im Blick zu haben, ist voll aufgegangen. Und durch die Erlebnisse und Erläuterungen am Wegesrand und in den Besucherzentren haben wir unseren Horizont erweitern können. Mehr Microbreweries und Bierverkostung ging auch nicht. Dieses Konsumverhalten wird sich in den kommenden Monaten vergleichsweise wieder gegen Null reduzieren.
Ich sage ganz herzlichen Dank an alle „Mitreisenden“ für das Interesse und die freundlichen Rückmeldungen zwischendurch. Auch das hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht und mit dem Tagebuch etc. haben wir beide ja unsere Erinnerungen (auch für uns) für immer eingefangen. Ernsthaft: ohne wüssten wir teilweise gar nicht mehr, was wir an einzelnen Tagen so alles erlebt haben. Bleibt gesund und munter, ich hoffe auf zahlreiche Treffen außerhalb der virtuellen Welt und einen guten Winter.
Was nächstes Jahr anliegt? Wer weiß. Bezüglich Urlaub sind wir sicher, dass wir nicht zum letzten Mal in den USA waren. Dazu müssen sich die Rahmenbedingungen aber zunächst wieder etwas ändern. Jedoch: die Welt ist groß und Auszeiten dieser Art werden wir auch in Zukunft benötigen. Vielleicht ist ja auch nächstes Jahr wieder der „Wilde Westen“ möglich - ansonsten finden wir sicher eine schöne Alternative. Die Beatles haben uns gestern zum Abschied gewunken. Ich winke auch. Und wenn die Beatles singen „You say goodbye and I say hello, hello, hello, I don’t know why you say goodbye, I say hello!“ so gilt das hoffentlich auch bald wieder für uns: auf einer neuen Reisewebsite!
Tschüss - euer Jürgen mit der lieben Gabi.
Tagesetappe: 9.149 Kilometer (geflogen)
Übernachtung: United Airlines
Peanuts - and the Bridge

Gabi & Jürgen im Charles M. Schulz Museum, Santa Rosa, CA
Super Frühstück, bestes Hotel der Reise, aber eine Matratze, die mit Seegras gefüllt zu sein schien. Habe ich so zurück gemeldet - wurde dankend angenommen, die im Grunde positive Kritik. Die Nacht war dennoch erstaunlich gut.
Es ist wieder warm, als wir aufbrechen und der Petrified Forest liegt an der Wegstrecke. Wir stellen aber fest, dass das ein privates Unternehmen ist. Den Einritt ersparen wir uns - versteinerte Bäume, die wirklich faszinierend sind, haben wir schon in Hülle und Fülle gesehen (Asche auf unser Haupt - was sind wir verwöhnt). Aber der Petrified Forest NP in Arizona ist überragend. Und Charlie Brown wartet ja auch.
Nun ja - angekommen in Santa Rosa warten wir zunächst auf Charlie Brown - nicht er auf uns. 2013 waren wir bereits hier vor den Toren. Die Wartezeit bis zur Öffnung war aber damals zu lang. Heute wollen wir uns Zeit lassen. Das Museum öffnet in der Woche aber erst um 11 Uhr. So müssen wir doch noch warten, machen ein paar Fotos draussen mit den Figuren und haben einfach Spaß.
Ich persönlich finde ja, dass die Peanuts neben Asterix & Obelix die wirklich ansprechendsten Comics aller Zeiten darstellen. Die Art und Weise von Charles M. Schulz (der übrigens deutsche Vorfahren im Stammbaum hat), Dinge so kurz und knackig auf den Punkt zu bringen, sind m.E. absolut grandios. Und die tragische, aber absolut liebenswerte Figur Charly Brown mit seinem Snoopy und all den anderen Charakteren liegen mir sehr am Herzen. Gabi teilt diese Begeisterung! Sehr schön!!
So machen wir in der Wartezeit bis 11 Uhr ein paar Aufnahmen draussen. Nicht fehlen darf die psychologische Beratung, die regelmäßig Lucie obliegt - ein Peanuts-Running-Gag. Dann öffnet das Museum, wir lösen unseren Ermäßigungs-Coupon ein, den Gabi heute morgen im Hotel noch gefunden hat und bestaunen die Ausstellung. Supermodern und toll aufbereitet.
Im Erdgeschoss: vorwiegend Bilder, Skulpturen, Kunstwerke von den Lieblingen. Im ersten Obergeschoss finden sich dann viele persönliche Gegenstände von Charles M. Schulz inkl. seiner Sportausrüstung (Spitzname „Sparky“) und einem Nachbau seines Arbeitszimmers. Dazu gibt es viele Originale etc. und sogar einen Klassenraum, in dem Kinder, ganze Schulklassen, aber auch Erwachsene basteln und malen können - alles mit den vertrauten Motiven.
Ein sehenswertes Kunstwerk füllt die Stirnwand des Gebäudes über zwei Etagen (wer bei der Gesamtansicht genau hinschaut sieht oben links auch Snoopys Hundehütte, verhüllt von den Christos wie einst der Reichstag). Die immer wieder verwendete Szene, in der Lucie Charly den Football hält, ihn dann aber wegzieht, wenn er schießen will (und er glaubt immer wieder aufs Neue, dass sie es diesmal nicht tut - vergeblich). Beim näheren Hinscheuen besteht das Bild aus unzähligen keinen Comics, die in ihrer schwarz-weiß-Ausgestaltung und geschickte Anordnung eben dieses Großbild ergeben. Klasse!
Gabi mag es übrigens, mich beim fotografieren zu fotografieren. Das Bild, das sie gestern mit ihrem iPhone vor dieser Wand von mir geschossen hat, gehört ab jetzt zu meinen absoluten Lieblingsbildern dieser Art. Ich finde das sehr gelungen.
Im Garten finden wir dann noch einen weiteren Running-Gag: den Drachen-fressenden Baum. Oben hängt so ein armes Exemplar, das Charly nicht retten konnte. Zum Abschluss meint Gabi, dass unbedingt noch ein Foto mit mir und Linus mit Schmusedecke und Bleistift gemacht werden muss. Es geht um den Bleistift, nicht die Schmusedecke! Passt zu meiner Tätigkeit als rasender Reporter hier im Urlaub, meint Gabi.
Das war ein wirklich toller Vormittag und wir fahren bei bestem Wetter nach Sausalito. Hier waren wir schon mehrfach, mögen es aber sehr, ein Stündchen am Jachthafen und den Hausbooten herumzuschlendern in der warmen, kalifornischen Mittagssonne.
Der Weg in die Marin Headlands mit den schönen Aussichtspunkten auf „meine“ Golden-Gate-Bridge (die gehört für mich einfach dazu bei einem Kalifornienaufenthalt) hat sich geändert und ich muss ein Wendemanöver durchführen, das Gabi den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Die Conzelman Road ist nämlich wegen der vielen Radfahrer nun Einbahnstraße und nur von oben zu befahren. Dahin kommt man nur „hinten rum“ und muss vorher durch einen langen Tunnel fahren.
Die Ausblicke sind mal wieder toll und wir überlegen, ob sich ein schmaler, breiter Druck der Brücke gut in unserem demnächst renovierten Gäste-WC machen könnte.
Um 15:00 Uhr checken wir im Motel ein - das Zimmer ist erstaunlich gut und sogar ohne den sonst meist obligatorischen Teppichboden ausgestattet. Alle Sachen raus aus dem Auto - alle! Die Koffer müssen gepackt und dazu die Inhalte inkl. Handgepäck etc. neu sortiert werden. Das machen wir aber nicht bei dem schönen Wetter!
Hier kennen wir uns ja gut aus. Wir gehen um die Ecke und die Chestnut Street hinunter, wo der Besuch des hiesigen Apple-Stores (nur gucken, nicht kaufen) einfach dazu gehört. Dann schlendern wir hinunter zur Marina und von da ins Chrissy Field mit dem Wanderweg, der Beach und dem immerwährenden Blick auf die Brücke. Hier habe ich die Welt im Döschen. Das Jungvolk joggt, was das Zeug hält und auch die Kite-Surfer geben ihr Bestes. Wir gehen einige Kilometer, setzen uns dann und schauen dem Treiben zu. So schön!
Auf dem Rückweg suchen wir auf der Chestnut etwas zu essen. Gar nicht so einfach, denn hier reiht sich Restaurant an Restaurant und man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Schließlich finden wir einen Italiener, bei dem Gabi ihre heißersehnten Nudeln und eine Margarita und ich nochmal eine wirklich sehr gute „Hot Salami Pizza“, begleitet von Hazy IPA bekomme. Das „DelaRosa Restaurant“ werden wir uns merken.
Jetzt ist es aber genug, oder? Naja - wenn da nicht direkt vor dem Motel inzwischen das „Westwood“ geöffnet hätte. Hier spielen Jungs Pool, ein DJ macht zu laute Musik und der ganze Laden ist echt „Western-Saloon“ inkl. einer Theke bis zum Horizont und Bullriding. Einer geht noch, denken wir, setzen uns an die Theke und genießen die Atmosphäre. Ein wunderbarer Ausklang dieses Tages.
Ich habe die Fotos schon fertig und das Tagebuch angefangen. Gabi hat einen Koffer schon zu. Der Rest folgt morgen früh (und ist nun auch erledigt).
Tagesetappe: 130 Kilometer
Übernachtung: Lombard Plaza Motel**, 2026 Lombard Street, San Francisco, CA 94123
Calistoga Firefighters

Jürgen bei der Calistoga Fire Station No. 1, Calistoga, CA
Überraschung zum Frühstück; das Angebot wechselt hier täglich: ich kann mein allerbestes Breakfast-Enchilladas-Gesicht aufsetzen. Lecker, diese mexikanischen Taco-Rollen, gefüllt mit Rührei und den kleinen Bratkartoffeln, überbacken mit Tomatensoße und Käse. Da könnte ich mich reinsetzen. Und ich bin so froh, dass wir letztens in Südtirol so viele Sport-T-Shirts für mich gekauft haben. Die kommen hier prima zum Einsatz. Ich fühle mich wirklich wohl in denen nachdem ich jahrelang eher kein T-Shirt-Fan mehr war.
Heute ist so ein typischer Transfer-Tag. Rd. 180 Meilen sind völlig unproblematisch in 3 Stunden erledigt. Rauf auf die Interstate 5 in Richtung Süden, 100 Meilen geradeaus mit 65 mph, dann durch die Berge mit 55 mph gen Südwesten schwingen. Wir müssen unserer final Destination San Francisco näher kommen und haben uns als Zwischenübernachtung Calistoga in der Weinregion, direkt am Napa- und Sonoma-Valley ausgesucht. Gute Wahl, ein sehr schöner Ort.
Da unser Zimmer so früh noch nicht fertig ist, schlendern wir nach Downtown. Die ist nur 5-10 Minuten entfernt und hat hübsche Häuschen aufzuweisen. Im alten Bahnhof befindet sich nun eine Mischung aus Souvenir-Shop und Bar, die angrenzenden Wagons werden gerade zu kleinen Geschäften umgebaut.
Überall gibt es Spas und die Möglichkeit, Wein-Tastings zu machen. Das Publikum hier ist aber eher „gehoben“ und die Preise haben sich gedacht: dann wollen wir auch so sein. Die meisten Probierstuben sind gleichzeitig kleine Kunstausstellungen - alles sehr nett. Gabi findet die Kleider in einem Geschäft sehr süß. Wir gehen rein und kaufen sogar noch ein Mitbringsel (nein, kein Kleid!).
Die Feuerwehr fährt vorbei und ich schieße schnell ein Foto. Direkt um die Ecke scheint ihr Headquarter zu sein - da gehe ich doch mal kurz gucken. Aus „kurz“ werden gut 30 Minuten. Mir gefällt das Banner zur Brandschutzerziehung mit dem Hinweis, dass man seine Fluchtwege immer im Voraus kennen sollte. Das kann man nicht oft genug sagen und ich mache ein Foto von diesem guten Beispiel. Da kommt ein junger Firefighter; es ist der, der gerade die Engine eingeparkt hat.
Sofort sind wir im Gespräch - sie hatten letzte Tage hier eine Aktion für Kinder und Jugendliche und daher hängt das Banner noch dort. Ich erzähle wieder von unseren über 2.500 ehrenamtlichen Firefightern im Kreis Kleve und bestaune die Fahrzeuge. Besonders angetan hat es mir ein geländegängiges Monstrum von SUV-Truck. „Bevorzugt für Waldbrandbekämpfung?“ - vermute ich und ernte Zustimmung. Sofort schnappt er sich sein Handy und zeigt mir Videos aus Waldbrand-Einsätzen 2020, an denen er mit „seinen“ Fahrzeugen beteiligt war. Man, man - so ein Feuer möchten wir bei uns nicht erleben.
Bei Gabi stand ich inzwischen auf der Vermisstenliste und sie gesellt sich zu uns. Ich mache das Foto vom „Monster-Truck“ und er findet es große Klasse. Ob wir Lust haben, einen Blick in ihr kleines „Museum“ zu werfen? Interessierte Besucher hätten sie nicht so oft! Klar möchten wir das sehen! Die anderen Feuerwehrleute wundern sich, als er mit uns durch die Halle ins Nebengebäude stiefelt. Ein Feuerwehrauto von 1925 haben sie hier und weitere historische Feuerwehrausrüstung. An der Wand: die Stars and Strips, geflochten aus Feuerwehrschläuchen. Habe ich auch noch nie gesehen.
Am Ende frage ich ihn, ob sie eine Kaffeekasse haben? Ja, aber er möchte nichts annehmen. Ich frage, ob sie denn etwas verkaufen? Ja: T-Shirts. Nun, damit fange ich nicht so viel an. Er hat aber auch ein Ärmelabzeichen anzubieten. Klar, das würde ich nehmen. Da es aber nicht „ihr“ Originales ist fragt er die anderen, ob er mir nicht das „Echte“ mitgeben darf? Darf er! Super. Ich gebe einen kleinen Betrag und den gleichen nochmal für die Kaffeekasse. Nö, will er nicht, dafür bekomme ich das zweite Abzeichen dann auch noch. Die bekommen einen Ehrenplatz in Kleve; das war ein toller Besuch - made my day!
Wir kehren in der Calistoga-Inn-Brewery ein und ich gönne mir nochmal eine kleine Probe der hiesigen Biere. Gefällt mir auch gut. Gabis Cider vom Fass kostet fast das gleiche wie meine 6 Gläschen. Auf der anderen Straßenseite schlendern wir zurück. Es gibt auch schöne Mureals (Wandbemalungen) und den ein oder anderen schicken Flitzer.
Wir bekommen die Zimmerkarten, packen die Sachen aufs Zimmer und Gabi eilt an den Pool. Schön ruhig - sie ist alleine. Ich mache schon mal die Fotos fertig und folge ihr dann. Gemeinsam sind wir faul.
Jetzt ist das Tagebuch auch geschrieben und wir gehen nochmal in den Ort, eine Kleinigkeit essen. Dann schreibe ich gleich nur nach den Schlusssatz und bin fertig.
So - zurück vom Abendessen. Wir konnten immerhin draussen sitzen in der „Palisades Eatery“ und den vorbeiflanierenden Fregatten in ihren Kleidchen zusehen. Mein Shrimp-Burrito war auch wirklich gut. Gabis Truthahn-Wrap war eher mäßig, die Beilagen (onion rings und „garlic cheese bread“) sehr fettig. Da sind wir froh, uns im geräumigen Zimmer kurz richten und desinfizieren zu können. Und dieses Best-Western hat einen sehr schönen Außenbereich, in dem wir nun gleich bei einem Glas Wein noch sitzen werden. 19:15 Uhr; so früh war ich noch nie fertig in diesem Urlaub mit der Website. Das war ein sehr entspannter Tag.
Morgen heißt es, Blumen in die Haare zu flechten - denn es geht nach San Francisco. Yippieh!
Tagesetappe: 282 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Stevenson Manor***, 1830 Lincoln Avenue, Calistoga, CA 94515
Summertime ...

Gabi am Whiskeytown Lake, Redding, CA
… and the living is easy! Das war wirklich ein „lazy sunday“ heute. Und wir haben definitiv den Sommer zurück - klasse für die verbliebenden Tage hier in Kalifornien.
Das Best Western bietet hier einen besonderen Service, den wir nicht genutzt haben: Man kann sich abends kostenlos zum Essen in die Downtown fahren und auch wieder abholen lassen. Das bescheidene Gefährt steht immer startbereit. Gestartet sind wir heute morgen nach ausgefallenem Frühstück. Da war uns definitiv zu viel los im kleinen Frühstücksraum. Die Schlange war zudem zu lang. So füllen wir nur unsere Yeti-Becher mit viel Kaffee (da geht über einen halben Liter rein) und fangen beim Tanken ein Sandwich. Die Spritpreise sind in Kalifornien hier deutlich höher. In Washington haben wir noch unter 4 $ für die Gallone gegeben, in Oregon kletterte es dann über die 4 $-Marke (dafür wird man hier von einem freundlichen Tankwart bedient) und jetzt sind wir bei rd. 6,50 $. Da das aber immer noch für rd. 3,8 Liter gilt ist es noch erträglich.
Die Fahrt ist heute reiner Genuss: der CA-Hwy.#299 führt in endlosen Schwingungen von einer Passhöhe zur nächsten. Schön: sobald wir Eureka verlassen haben uns uns gen Osten wenden verschwindet der Nebel und blauer Himmel zeigt sich. Auf der Strecke: nur schöne Aussicht und mal ein Fluss am Wegesrand. So lässt es sich fahren. Nur 3 Orte durchfahren wir: Willows Creek (ein Nest), Big Bar (Population: 38 - hier kennt jede/r jede/n) und Weaverville. Hier machen wir einen kurzen Boxenstop. Der Ort besteht auch nur aus der Main Street. Mehr als auf den Bildern zu sehen gab es nicht. Auch hier bereitet mach sich schon auf Halloween vor. Und an einer BBQ-Bar machen sie draussen Breakfast-BBQ. Da lassen wir uns ein Breakfast-Sandwich grillen. 5 $ sind fair für 2 Spiegeleier, 2 Scheiben Cheddar und 3 Scheiben Bacon zwischen zwei Burger-Buns.
Und so erreichen wir völlig relaxed die „Whiskeytown Recreation Area“. Hier sind wir richtig! Am Visitor Center kaufen wir wie üblich die Sticker fürs Sammelalbum und lassen uns beraten. Nochmal am See zurück: die „Crystal Creek Falls“. Schön - und einsam. Auf Klapperschlangen, Bären und Jaguare müssen wir jetzt wieder besser acht geben, besonders auf die erstgenannten. „Watch your steps“.
Zurück zum Titel: „Summertime!“. Ja meine Hacke: sind wir heute morgen in Eureka bei 14 Grad Celsius gestartet so zeigt das Thermometer jetzt knackige 37 (!) Grad. Das ist warm - nein: das ist heiß! Lange Wanderungen sind nicht drin heute - aber auch nicht geplant.
Check-in im Best-Western Hilltop Inn - Zimmer wie erwartet. Es ist noch zu früh - einen haben wir noch: den Kurztrip (1,5 Meilen) zur Sundial Bridge, dem Wahrzeichen von Redding. Mit einer Länge von 213 Metern überspannt sie den Sacramento-River. Das Besondere: sie ist eine Sonnenuhr (allerdings nur von 11 Uhr morgens bis 15 Uhr nachmittags). Und sie hat einen ganz glatten Glasboden. Hier kommen nur Fußgänger, Radfahrer und Skater rüber. Es ist Sonntag und dennoch nix los. Dazu ein riesiger Parkplatz - kostenfrei.
Auf dem Weg zurück zum Hotel noch ein kurzer Stop bei Safeways - in Ami-Land kannst du 24/7 einkaufen. Wir benötigen neues Obst etc.
Jetzt ist es 18:15 Uhr und in ca. 15 Minuten dürften die „Hausaufgaben“ erledigt sein. Die beste Ehefrau von allen wird diesen Bericht nur Korrektur lesen - wie immer. Und danach lade ich alles hoch - wie immer. Der Workflow „fluppt“ inzwischen - auch wenn es immer noch viel Aufwand ist, der aber nach wie vor Spaß macht. Gegen meine übliche Arbeit ist es ja immer noch wirklich entspannend …
Dann gehen wir die Straße rüber zum Chinesen was essen. Und die Hoteleigene Bar sieht aus wie ein guter Ort für einen kleinen Absacker. Es ist Sonntag - aber ist im Urlaub nicht jeden Tag Sonntag? Ich glaube ja. Und das ist gut so - der Gürtel wird schon früh genug wieder enger geschnallt.
PS: wenn einer eine Reise tut … - genau; und heute geht es um den Chinesen gegenüber. „Golden Star Chinese Food“ heißt der und ich habe mir extra ein frisches Hemd angezogen. Sieht von außen aus, wie ein chinesisches Restaurant. Wie auch sonst? Drinnen auf den ersten Blick auch. An der Seite: Booths wie man das aus amerikanischen Diners kennt. Aber sonst? Theke: lang, aber leer. Raum: groß, aber keine Stühle, nur welche am Rand. Zentral: Tische mit "Pick me up"-Schild. Überhaupt: keine Gäste; also „überhaupt keine Gäste!“
Nun ja, dann können wir uns immerhin schon mal nicht infizieren mit Corona hier. Wir schnappen uns eine Booth, der Kellner bringt 2 Karten - Flyer wie vom „Hol-mich-ab-Chinesen“. Wir bestellen: 4 kleine Frühlingsrollen als Vorspeise, Gabi Chicken mit fried noodles, ich: Prawns Kung Pao (scharf!). Ok, so weit. Dann stellen wir fest: es IST ein „Hol-mich-ab-Chinese“. Aber warum zu Teufel haben die dann so einen riesigen Laden? Die fleißige Ehefrau (des Chinesen!) schleppt andauernd geknotete Tüten mit massiven Inhalten aus der Küche in das Großraumbüro. „Er“ tippt ständig auf seinem Bildschirm rum. Von draussen huschen immer wieder Gestalten rein, setzen sich auf die Stühle am Rand, schnappen sich Tüten und verschwinden wortlos. Klar: die bestellen online, haben bezahlt und holden nur ab. Wir sind die einzigen, die „normal“ essen. Sind wir nicht! Doch, schon: die einzigen. Aber eben nicht „normal“.
Das Essen kommt: und wir machen die dümmsten Gesichter des Urlaubs. Der Kellner stellt doch echt eine riesige „Hol-mich-ab-Chinesen-Tüte“ auf unseren Tisch, murmelt so was wie „Sorry, aber wie haben keine Teller und sonst isst hier auch nie jemand was und es tut mir leid aber wir haben auch kein Besteck, doch es ist alles in der Tüte und ich hoffe es schmeckt euch und wenn ihr noch was braucht dann meldet euch und guten Appetit und eigentlich spreche ich auch kein englisch!“ - oder so.
Wir sind FASSUNGSLOS! Dann lachen wir uns schlapp, packen alles aus und essen. Gabi kippt ihr Chicken-Gericht aus einem Eimer auf die Nudeln. Schaut die drei Bilder, die sagen alles! Das war echt lecker. Gut: „Kung Pao“ kommt ohne Reis daher, hat aber sehr viele Riesengarnelen. Sehr viele! Und viel Paprika, Zwiebeln, Möhren, Staudensellerie, Nüsse und: Chilis! Zwei ganze habe ich rausgefischt (und ich meine die großen, roten, getrockneten, gemeinen Biester). Es waren aber mindestens 10-20 gehackte in der reichhaltigen Soße. Ich habe geschwitzt wie sonst beim Peloton-Fitness-Test nicht. Ehrlich: ich habe gedacht, ich müsste duschen gehen, bevor ich zum Bier in die Bar komme. Habe ich geschwitzt! Aber es war saulecker - nur völlig absurd. Wahrscheinlich war das aber das bisher gesündeste Essen der Reise.
Nun, nach einem Bier der „Seismic Brewery Co“ und einem „Hazy IPA“ an der Hotelbar bin ich wieder im Lot. Und draussen sind es angenehme 29 Grad.
Ich hoffe mal, dass wir uns hier nicht erkälten: Auto: Klimaanlage, 22 Grad. - raus: puh, 37 Grad. Rein: 22 Grad - raus: puh, 37 Grad. Rein ins Zimmer: puh, 14 Grad (Klimaanlage höher stellen!). Raus: puh, 37 Grad - rein beim Chinesen: puh, 18 Grad. Raus: puh, 31 Grad. Rein in die Bar: puh, 18 Grad, raus: 29 Grad - rein ins Zimmer: gut: 22 Grad. Gute Nacht sagt Pu(h), der Bär, das Plappermaul!
Tagesetappe: 137 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Hilltop Inn***, 2300 Hilltop Drive, Redding, CA 96002
Portland Brewery

Gabi auf der Burnside Bridge, Portland, OR
Der heutige Tag ist schnell erzählt - Lazy Friday!!
Nach dem Frühstück brechen wir zügig auf und steuern dem Mount St. Helens National Monument entgegen. Es ist wieder sehr bedeckt und in Portland wären wir bereits in 2,5 Stunden. Auch heute begegnen uns wieder viele Trucks mit Baumstämmen. Es gibt aber ebenso viele, die „leer“ unterwegs sind. Und die haben ihr „Hinterteil“ einfach Huckepack geladen. Will sagen: Die Log-Trucks bestehen aus einer Zugmaschine mit Auflieger. Das Ende der Baumstämme liegt auf einem Gestell mit je zwei Zwillingsreifen. Und dieses Gestell ist variabel montierbar und wird bei Nichtbenutzung einfach auf den Auflieger geladen.
Von der Interstate 5 gibt es einen „Abstecher“ zum Mount St. Helens. Die Stichstraße umfasst schlappe 50 Meilen bis zum Johnston Ridge Observatory, dem Endpunkt direkt amVulkan.
Wir fahren wieder durch Wolken, die Sicht auf die Umgebung bleibt verwehrt - wie gestern. Zeitweise tröpfelt es und es ist unklar, ob das Regen oder einfach der Niederschlag der Wolken auf der Windschutzscheibe ist.
Es ist aber auch eine emotionale Fahrt. 2018 haben wir das alles glasklar vor uns gesehen und auch heute ist die Verwüstung vom 18. Mai 1980 noch überall spürbar. Am Straßenrand ist gekennzeichnet, von wann die Aufforstungen sind und auch wenn diese nun 40 Jahre zurück liegen und die Bäume schon wieder ganz schön groß sind, so ist es uns, als sei der Berg gestern erst kollabiert.
Oben angekommen ist bis auf die Talsohle nichts zu sehen, der Berg versteckt sich wie gestern der Mount Rainier. Wir verbringen einige Zeit im Observatory, unterhalten uns mit einem Ranger und schauen die Ausstellung an. An einem Modell lassen sich die verschiedenen Phasen des Ausbruchs nachempfinden. Höhepunkt ist der absolut sehenswerte Film im „Theater“. Dort wird mit Originalaufnahmen und Simulationen, untermalt mit dem richtigen Sound das ganze Ausmaß der Naturgewalt deutlich. Das haben die Amis ja auch wirklich drauf: die Ausstellungen etc. in den Besucherzentren der Nationalparks u.ä. sind Gold wert. Höhepunkt der Aufführung ist am Ende das Hochfahren des Vorhangs inkl. Leinwand. Es erscheint ein riesiges Panoramafenster über die gesamte Breite des Theaters - die gibt den Blick frei auf den Vulkan, wenn er denn zu sehen wäre. Heute sehen wir eine weiße Wand aber 2018 war der Effekt beeindruckend. Und das Wetter ins Positive zu ändern, haben selbst die Amins nicht drauf - Gott sei Dank!
Wer mag, kann ja mal zu den Fotos von 2018 wechseln, da gibt es mehr zu sehen - einfach klicken …
Gegen 14:00 Uhr sind wir dann in Portland, das Motel ist schnell gefunden. Da noch einiges vom Tage übrig ist beschließen wir, einen Ausflug in die Downtown zu machen. Dort ist Leben und dort gibt es diverse Microbreweries. Die Dame an der Rezeption beschreibt verschiedene Möglichkeiten , mit Bussen o.ä. dorthin zu kommen und ist ganz entgeistert, als wir sagen, dass wir laufen werden. Tun wir dann auch.
Immer gerade aus, über die Burnside Bridge hinüber und schon sind wir da. Tja, gerade im Bereich der Brücke sind wieder sehr viele Obdachlose. Ich habe mal vorsichtig ein paar Zelte fotografiert. Viel schlimmer haben es aber die zahlreichen Menschen, die auf dem nackten Boden liegen. Keiner pöbelt, wir fühlen uns als Paar überhaupt nicht unsicher - die Leute können einem einfach nur leid tun. Einer liegt auf dem Bauch, hat einen Gullideckel hochgenommen und sucht nach Verwertbarem. Die meisten sind überhaupt nicht in der Lage, gefährlich oder bedrohlich zu wirken, so stoned sind sie.
Wir schlendern durch die Straßen und statten wieder Powell’s Book Store einen Besuch ab - ein riesiger Bücherladen über zig Etagen. Es ist wohl der größte der Welt.
Am Ende kehren wir ein: zunächst bei der „Van Ebert Brewery“. Hier wird online bestellt und abgerechnet. Das Bier ist prima, zudem können wir direkt auf die Brauamarturen blicken. Einige Häuser weiter finden wir die „Backwoods Brewery“. Hier kommen wir an der Theke gleich ins Gespräch mit einem Paar unseren Alters aus Florida. Wir quatschen uns fest, die Zeit vergeht wie im Fluge. Die beiden beginnen, ihr Heimatland zu entdecken und sind extrem dankbar für Tipps und Hinweise zu Reisezielen im Wilden Westen.
Als wir nach dem Essen (erstklassige Burger) rauskommen, ist es fast dunkel. Schnell den Rückweg bewältigt und an den Mac gesetzt. Gabi ist gleich ohnmächtig ins Bett gesunken. Jetzt bin ich fertig und müde. Mal sehen, ob das WLAN reicht. Heute Mittag war es unterirdisch, jetzt ist es etwas besser. Schauen wir mal - gute Nacht!
Tagesetappe: 383 Kilometer
Übernachtung: Eastside Lodge***, 949 East Burnside Street, Portland, OR 97214
Himalaya Basecamp

Jürgen im Wildberry Restaurant, Ashford, WA
Puh, das war ein anstrengender Tag gestern und ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Das Zimmer im Grey Gull inkl. Balkon ist echt klasse - es hat sogar eine Feuerstelle. Leider haben wir nicht so viel davon, weil wir gestern einfach komplett „auf“ waren und heute schon weiter fahren. Wir lassen es aber sehr ruhig angehen, heute morgen und skypen noch mit Vater und Birgit. WIFI ist auch klasse hier.
Gegen 09:00 Uhr geht es dann los - hier ist alles in doppelspurigen Einbahnstraßen mit Grünstreifen dazwischen organisiert. Na gut, Platz haben sie genug - wenige Häuser, viel Fläche. Neben dem Grey Gull sperrt ein Haifisch seinen Rachen auf. Da könnten wir frühstücken gehen, wissen aber nicht, ob wir dann nicht selbst gefrühstückt werden. Also verzichten wir.
Das erste Teilstück der Fahrt ist eher trist. Die Landschaft hat nicht viel zu bieten, das Wetter ist diesig. Es geht nach Osten. Immer wieder rollen Trucks mit Logs, also Baumstämmen, vorbei. Das ist wie gestern. Die haben echt Gewicht zu transportieren. Auf dem Foto ist ein „Kleiner“, die Großen gestern hatten 20-40 Baustämme geladen - oder aber 5 in den entsprechenden Maßen.
Erster Stop: Olympia. Dass dieses Nest die Hauptstadt von Washington ist (und nicht Seattle!) wusste ich vor einigen Wochen auch noch nicht. Aber sie haben ein stattliches Capitol hier - das kann sich sehen lassen. Weil alles eher entspannt aussieht fahren wir noch bis zur Waterfront, parken und strolchen etwas herum. So ein Mittagessen-Frühstück wäre jetzt gut. Heute Morgen hatten wir nur Kaffee und Keks, aber wir sind ja genügsam.
Da kommt die kleine Ansammlung an Food-Trucks gerade recht. Nun gut, die Tische fasst man besser nicht an, aber die Menüs sehen einladend aus und es gibt sogar die von mir so heiß geliebten Burritos beim Mexikaner. Also: ich bestelle einen (zum teilen) mit Chicken, Beef, Pork, Avocado, Beans, Reis und Salsa und lasse den natürlich in zwei Teile teilen. Wir setzen uns an einen der Tische und packen die in Alu gehüllten Hälften aus. Ich bin dabei von uns beiden ja eher der Fingerfood-gewandte Esser. Heute nicht! Meine Hälfte macht - wider aller Gesetze der Schwerkraft - einen doppelten Salto und landet - „flatsch“ - auf dem appetitlichen Tisch. Na super! Jetzt schnell sein: 30 Sekunden-Regel: alles, was weniger als 30 Sekunden Kontakt mit Dreck hat, ist unbedenklich. Ich bin schnell, so unendlich schnell. Gabi wendet sich mit Grausen ab, der Burrito-Schmied spendiert Teller und Servietten zum trockenlegen. Was soll ich sagen - ich lebe noch und lecker war das Teil auch noch.
Um 14:00 Uhr sind wir in der Alexander’s Lodge in Ashford, nur eine Meile vom Eingang zum Mount Rainier NP entfernt. Die Lodge datiert aus dem Jahre 1912 und kommt sehr schnuckelig daher. Leider ist es auch hier sehr bewölkt und bedeckt - es scheint, als habe jemand das Licht ausgemacht heute. Unser Zimmer ist noch nicht fertig und so brechen wir zu einem Abstecher zum Visitor Center in der Paradise-Area auf. Das sind ja nur 20 Meilen bergauf zu fahren. Das Visitor Center liegt auf 1.647 Metern.
Dort angekommen, beraten wir uns mit einem Ranger über das Programm für morgen. Wetterprognose: eher wie heute! Es kann sein, dass wir den Vulkangipfel als Hauptdarsteller dieses Nationalparks gar nicht zu Gesicht bekommen - obwohl wir den ganzen Tag planmäßig an seiner Flanke herumklettern werden. Ideen für ausgiebige Wanderungen haben wir jedenfalls. Wir schauen uns auch noch einen Infofilm über den Mount Rainier an. 4.392 Meter ist der hoch. Beeindruckende Aufnahmen, gute Erklärungen. Es handelt sich hier um einen bildschönen, aber auch aktiven Vulkan. Irgendwann wird er - wie der Mount St. Helens etwas weiter südlich 1980 - ausbrechen. Dann möchten wir nicht in der Nähe sein. Eindrucksvoll sind die Erläuterungen der Folgen: Ein Ausbruch würde neben der Lava auch sog. „Lahare“ (= Mudflows) erzeugen: Massen von geschmolzenem Gletscherwasser, die sich mit Schlamm vermischt ins Tal stürzen, Bäume und alles, was im Weg ist, mitreißen und 100.000enden das Verderben bringen. Gut, dass Gabi gerade im „Guest Directory“ auf dem Zimmer gelesen hat, was wir in solch einem Fall machen müssen: sammeln und auf höheres Terrain führen lassen (Tsunami-Taktik nenne ich das mal). Auf keinen Fall mit dem Auto wegfahren, denn damit flüchtet man bergab und da ist der Lahar immer der Schnellere - sogar schneller als der ultraflinke Burrito-Fänger.
Auf dem Rückweg halten wir bei den Narada Falls an und gehen ein Stück. Sehr schöne Wasserfälle mit der pitoresken Brücke obendran.
Wieder im Motel überlegen wir, wie wir es mit dem Abendessen halten. Zurück nach Ashford mögen wir nicht mehr fahren. Hier gegenüber ist das „Wildberry Restaurant“ - zunächst erkunden wir aber den kleinen Store am Parkeingang. Dort erstehe ich eine Dose Bier für heute Abend und Gabi ein paar Dosen Cider. Die Verkäuferin empfiehlt das „Wildberry“ und so steuern wir es gleich an.
Große Überraschung!! Das Restaurant wirbt draussen mit: „Featuring a taste of two worlds: Traditional Sherpa Himalayan Dishes & American Mountain Menue“. Wir bekommen einen Tisch auf der Terrasse und die Speisenkarte bietet neben interessanten Burgern tatsächlich „Sherpa-Food“. Wir bestellen „Chicken Thali“. Das ist Reis mit einem Hühnchen-Curry, einer Erbsen-Linsensuppe, etwas Rohkost, einem scharfen Möhren-Erbsensalat und einer eingelegten Habanero. Extrem schmackhaft! Das Mac & Jack’s Amber Beer passt ausgezeichnet dazu. Uns fallen die Gebetsfahnen auf, die hier hängen - wie im Basislager auf dem Everest. Und dann kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: innen finden wir eine Figur mit kompletter Everest-Ausstattung sowie weiteren Utensilien aus dem Höhenbergsteigen. Die Urkunden und Zeitungsartikel rundherum beschreiben, dass der Besitzer des Wildberry, Lhakpa Gelu Sherpa (Nepal) 15 Mal (!) als Sherpa mit auf dem Gipfel des Mount Everest war (10 Mal über die Süd- und 5 Mal über die Nordroute). Zudem war er am 26. Mai 2003 mit 10 Stunden, 56 Minuten und 46 Sekunden der schnellste Mensch, der je vom Basislager auf den Gipfel des Mount Everest gestürmt ist. Unfassbar!! Das ist genau das Richtige für mich - interessiere ich mich doch sehr für die Geschichte und Technik zur Besteigung dieses besonderen Berges. Auf dem Gipfel des Mount Rainier war er übrigens schlappe 95 mal.
Und so hatten wir heute nicht nur die erste Akklimatisation am Mount Rainier, sondern auch noch das echte „Basislager-Feeling“ mit authentischem Sherpa-Essen und erstaunlicher Begleitgeschichte. Ich bin begeistert.
Nun habe ich wieder viel mehr geschrieben, als ich wollte. Hoffe, es gefällt euch dennoch. Und jetzt ist Feierabend - mal sehen, ob das WIFI zum Upload reicht - es ist eher schwach auf der Brust, mal sehen.
Gute Nacht wünscht Sherpa Jack MacBaetz.
Tagesetappe: 288 Kilometer
Übernachtung: Alexander’s Lodge***, 237515 State Road 706 East, Ashford, WA 98304
Bainbridge, Beer, Borussia

Jürgen am Bainbridge Brewery Alehouse, Bainbridge Island, WA
Die Nacht war sehr ok für eine erste nach der langen Anreise. Wir sind zwar immer wieder mal wach, aber im Grunde kommen wir bis halb sechs klar. Dann richten wir Dinge für die nächsten Tage und frühstücken lecker. Es gibt wirklich alles, was das Herz begehrt, außer Breakfast Burritos. Aber hängen wir die Ansprüche mal nicht zu hoch.
So sind wir früh auf den Füßen und starten bei warmen 28 Grad Richtung Innenstadt. Bei den Seattle Firefighters an der 4th Avenue hängt die Fahne auf Halbmast. Klar: 9/11! Das ist nun auch schon 21 Jahre her. Wenige Meter weiter steht ein Riesen-Wassereis und Gabi muss sich das mal genauer anschauen.
Wir erreichen Pike Place Market, unser erstes Ziel für heute. Dort gibt es wie immer viel zu sehen. Besonders der frische Fisch, das knackige Gemüse und die bunten Blumen haben es uns angetan. Zur Erheiterung der Besucher schmeißen sich einige Angestellte einen fangfrischen Lachs zu - da muss mancher den Kopf einziehen, die Fische fliegen tief heute. Wer genau hinschaut, sieht den fliegenden Lachs auf einem der Fotos. In einer Ecke finden wir eine Art Apotheke mit wunderlichen, fremden Kräutern. Zwischendurch schauen wir noch beim ersten Starbucks Coffeeshop aller Zeiten vorbei - hier stellen sich Leute tatsächlich in eine 50 Meter lange Schlange, nur um gerade dort viel Geld für einen Kaffee auszugeben.
Als wir uns sattgesehen und -fotografiert haben wechseln wir wieder zurück auf die 1st Avenue und erreichen bald das Seattle Art Museum mit dem riesigen Kerl davor, der den Hammer schwingt. Tiny Little Bear, der wieder mit von der Partie ist, begrüßt zwei Artgenossen auf einem Schild. Wieder einige Blocks weiter erreichen wir mit dem Pioneer Square den historischen District. Zwischendurch gibt es immer wieder viel zu entdecken. Dazu gehören leider auch eine ganze Reihe von Obdachlosen, die maximal ein Zelt mittel auf dem Bürgersteig ihr eigen nennen. Manche haben nicht mal das und sie schlafen auf dem nackten Bürgersteig. Traurig.
Rund um den Pioneer Square finden wir interessante Geschäfte und bewundern den alten Häuserbestand. Den gefallenen Firefightern hat man hier ein Denkmal gesetzt. Auch Totempfähle gibt es hier. Ins Klondike Gold Rush Museum müssen wir rein. Mittels Film informieren wir uns darüber, wie Seattle mit dem Gold Rush am Klondike und Yukon groß und bekannt wurde. Hier war die „Homebase“ für alle Expeditionen und all die Glücksritter, die sich hier mit dem notwendigen Lebensbedarf für die Wildnis eindeckten, bevor sie sich vor 150 Jahren ins große Abenteuer „Goldschürfen“ stürzten. Einige machten ihr Glück, viele erlebten genau das Gegenteil.
Mit dem „Lumen Field“ erreichen wir die Stadien der Stadt und die Heimat der „Seattle Sea Hawks“. Die Falken spielen hier in dem riesigen Stadion American Football und sie haben kleine und große Fans. Auch in Chinatown ist Sonntag und man spielt Ping-Pong unter freiem Himmel. Wir lassen uns einfach treiben, das ist alles sehr entspannt.
2018 hatten wir eine größere Hafenrundfahrt gemacht. Für dieses mal haben wir uns etwas anderes ausgedacht: am Nachmittag fahren wir mit der Fähre nach Bainbridge Island hinüber. Das dauert ca. 35 Minuten und schon dreht sich die Welt noch langsamer. Auf der Insel gibt es quasi nur eine Hauptstraße, an der schöne Geschäfte liegen. Gleich zu Beginn stehen wir vor dem Bainbridge Brewery Alehouse. Da wir ohnehin Durst haben nach den ersten 10 Kilometern lassen wir uns nicht lange bitten. Ein hiesiges Cider für Gabi, ein Bier für mich; das schmeckt wunderbar an der frischen Luft.
Bei einem Outdoor-Ausrüster sind Flipflops im Angebot und zwar genau meine geliebten OluKais. Ich hatte mir aus Hawaii 2015 ein Paar mitgebracht und die sind einfach auf. Was liegt also näher, als sie hier und heute zu ersetzen? Nach Hawaii können wir ja trotzdem nochmal fahren - dafür müssen aber die Preise wieder sinken und der Wechselkurs wieder steigen. Der sportliche Verkäufer ist in meinem Alter und fragt mich, ob ich einen favorisierten Fußballclub habe. Dass er Fußball kennt ist schon verwunderlich. Auf meine Antwort, dass ich einen Club habe, den er ganz sicher nicht kennen wird, bohrt er nach. Ich verweise auf die Borussia und jetzt bin ich mit Staunen dran: sein Lieblingsspieler sei immer Rainer Bonhoff gewesen - und Uli Stielike. Unfassbar!
Weil es so schön war gönnen wir uns noch mehr Cider und Bier am Alehouse. Sonntagnachmittag, Urlaub - es kann so schön sein. Gabi meint, jetzt hätte ich mein Urlaubsgesicht aufgesetzt. Wozu? Zu Recht! Dann bringt uns die Fähre zurück nach Seattle.
Dort geht’s noch an Miner’s Landing und dem „Great Wheel“ vorbei, immer die Waterfront entlang, wo gerade ein riesiges Kreuzfahrtschiff ablegt.
In unmittelbarer Nähe unseres Hotels finden wir einen Thailänder. Hunger haben wir jetzt auf jeden Fall. Crispy Rolls als Vorspeise, Pad Thai für Gabi und ein scharfes Curry für mich schmecken richtig prima. Zum „Löschen“ gibt es noch ein gezapftes Bierchen. Das mit dem Trinkgeld habe ich ja eigentlich drauf - jetzt staune ich aber wirklich: erstmals hat sich jemand getraut, das Trinkgeld bereits auf die Rechnung zu setzen und zwar nicht nur als Vorschlag, sondern in die Endsumme eingerechnet. Das finde ich bei allem Verständnis dann aber doch deutlich übergriffig und das sage ich der Bedienung auch. Die wird - obwohl ich wirklich freundlich bleibe - noch kleiner als sie ohnehin schon ist und entschuldigt sich vielmals. Sie erklärt mir, da habe sie wohl einen Fehler gemacht. Nun ja, trotz aller Freundlichkeit war ich sicher auch deutlich - so was sei mir in 11 Jahren noch nicht vorgekommen. Am Ende bekommt sie, was auf der Rechnung steht - aber freiwillig!
Im Hotel sinkt Gabi gleich aufs Kissen und eben habe ich sie gefragt, ob sie wirklich durchschlafen will. Will sie. Das wird sich heute Nacht irgendwann rächen, weil sie dann ausgeschlafen ist. Ich kann sie aber sehr gut verstehen. Fast 19 Kilometer zu Fuß und das nach der Anreise gestern - da darf man müde sein. Ich habe jetzt auch viel länger für Bilder, Tagebuch und Website benötigt als gewollt. Aber so ist es halt fertig und ich lege mich jetzt auch hin.
Die Fragen des Tages: Muss man Fische fliegen lassen? - Eigentlich nein, lustig ist es aber. Muss man stundenlang anstehen, nur um einen Kaffee im ersten Starbucks der Welt zu kaufen? - Ich denke nein. Muss man die verschiedenen Biersorten der Bainbridge Brewery probieren? - Muss man nicht - aber die schmecken echt toll! Wer macht Borussia Mönchengladbach weltbekannt? - Rainer Bonhoff & Uli Stielike. Wie sollte der perfekte Sonntag aussehen? - Keine Ahnung - aber der heutige kam dem sicher sehr nahe!
Gute Nacht - morgen früh brechen wir auf in den Olympic National Park. Darauf freue ich mich sehr. Den notwendigen Jahrespass haben wir heute im Gold Rush Museum bereits gekauft.
Tagesetappe: 18,9 Kilometer gelaufen
Übernachtung: Hyatt House Downtown***, 201 Fifth Avenue North, Seattle, WA 98109
Vorfreude!

Gabi am Museum of Modern Pop Culture (MoPop), Seattle Center, WA
Vorfreude! Das erste Wort meines Reisetagebuchs 2022. Schön, oder? Finde ich auch! Und jetzt, hier im Staycity Hotel am Airport Frankfurt am Main, schon einige Kilometer weg von zu Hause, empfinde ich tatsächlich diese Spannung, gepaart mit unbändiger Lust auf Urlaub und eine unbeschwerte, sorgenfreie und richtig „private“ Zeit.
„Unbeschwert“? „Sorgenfrei“? „Privat?“ - das waren Fremdwörter in den vergangenen Monaten diesen Jahres und wenn ich ehrlich bin: sogar der vergangenen 2,5 Jahre. Seit uns diese Pandemie in Beschlag nahm, man keinem noch so vertrauten Menschen mehr ohne Maske und Sorge nahe kommen kann, hat sich so vieles verändert. Für mich und uns war das vor allem verbunden mit noch mehr Arbeit. Erfüllender, sicherlich auch wichtiger und anerkannter Arbeit - aber Raum für Privates war da nicht mehr. Wegen Corona ging ohnehin alles auf Distanz und wenn du dann noch über lange Zeit meist 7 Tage die Woche und auch nachts noch in Gedanken „aufe Aabeit bis“, dann ist irgendwann Schluss mit lustig. Und dann überfallen die Russen die Ukraine und das nächste Sorgenpaket wird geschnürt. Geht’s eigentlich noch? Waren wir nicht alle stolz und glücklich über mehr als 70 Jahre Frieden in Europa? Hat das aktuell alles einen Sinn? Nein! Und mit dem Überfall auf die Ukraine und all seinen Nebenschauplätzen spuken jetzt Worte wie „Gasmangellage“, „Blackout“ u.ä. durch die Medien. Da ist sie: die nächste Baustelle. Gestern habe ich noch mit einem lieben Kollegen im Kreisausschuss Kleve darüber berichtet, was wir alles tun aktuell, um uns zu rüsten auf diese besorgniserregenden Szenarien. Und eben im Zug las ich bereits den ausführlichen Artikel dazu auf RP-Online.
Heute, am Freitag haben wir beide noch gearbeitet. Und ich muss sagen, dass es für mich ein wie immer sehr ausgefüllter, aber auch sehr schöner letzter Arbeitstag war. Termine hatte ich mir keine mehr reingeholt für heute. Satt dessen haben ich Schreibtisch und Mailpostfach geräumt und einige Stunden damit verbracht, das Thema „Energiemangellage“ mit lieben Kolleginnen und Kollegen dezidiert durchzusprechen, offene Fragen zu beantworten, Weichen zu stellen und im Team zu überlegen, wer was in den kommenden drei Wochen macht, um uns in dem Thema weiter voran zu bringen. Und selten war ich so stolz darauf, wie engagiert, durchdacht und planvoll alle mitdenken. Ich habe da wirklich ein super Team um mich in der Verwaltung. Die Kolleginnen hatten das Meeting so gut vorbereitet, dass wir in drei Stunden extrem viel geschafft haben. Und im Ergebnis konnte ich - auch wenn es inhaltlich schwer fällt - um 14:15 Uhr in dem 150% sicheren Gefühl ausstempeln: „das läuft super konzentriert auch ohne mich - schön, wenn ich in drei Wochen wieder einsteigen kann!“
Nun blicken wir gemeinsam, nach vorn: ich bin fest gewillt, drei absolut sorgenfreie, unbeschwerte und private Wochen zu verbringen. Die beiden letzten Absätze mussten sein, um den Urlaub einzuordnen in diese Welt 2022, die aus den Fugen geraten scheint. Doch jetzt zählt erst mal: Vorfreude!
In den verbleibenden 60 Minuten heute Mittag zu Hause haben wir ruckzuck die letzten Handgriffe getan und uns abreisefertig gemacht. Birgit bringt uns zum Duisburger Hauptbahnhof und nach Monaten der Trockenheit - ohne einen Tropfen Regen - schüttet es aus Kübeln. Der ICE fährt mit Verspätung ab und liegt in Köln über 30 Minuten hinten. Dann beschleunigt er aber auf 300 km/h und katapultiert uns an den Airport Frankfurt. Drei Rolltreppen später sind wir unsere Koffer los - Vorabend-Check-in. Die Bordkarten habe ich heute Mittag schon online erhalten.
Die 25 Minuten Fußweg zum Hotel tun gut, das Zimmer ist super - sehr geräumig und komplett mit Küchenzeile. Nebenan ist ein Italiener, aber da ist es so proppevoll, dass die Leute draussen Schlange stehen. Wir stellen uns erst an, entscheiden dann aber, lieber eine „einfache“ Pizza im Hotel zu essen. Gute Idee! Die Pizza ist super und wir sitzen völlig ruhig und ungestört.
Für morgen früh ist das Taxi bestellt. Wegen der Lufthansa-Streiks in den vergangenen beiden Wochen empfiehlt der freundliche Rezeptionist, rechtzeitig am Airport zu sein: gute Chance auf lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle. Da gehen wir - wie auch sonst im Leben - auf Nummer sicher. Um 06:15 Uhr gibt’s den wake-up-call, für 07:00 Uhr ist ein Taxi bestellt. 10:00 Uhr soll Boarding sein, um 10:45 Uhr heißt es dann: Abflug mit der Lufthansa.
Gute Nacht - weiter geht es morgen aus Seattle. Unser größter Wunsch ist es, die lange Flugzeit mit FFP-2-Maske ohne Infektion zu überstehen. Auch diesbezüglich haben wir alles gegeben: 4 Impfungen und größte Vorsicht in den vergangenen Wochen. See you in Seattle - schlaflos?
Das ging ratzfatz heute morgen. Im Hotel lief alles wie am Schnürchen und selbst das Taxi war 15 Minuten vor der Zeit schon am Start. Da wir sehr früh am Airport waren, gab es auch kaum Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen. Wir erwischten sogar eine Mannschaft, die gerade Schichtbeginn hatte und uns als erste Gäste begrüßte. Super gelaunt, völlig unproblematisch - es fehlte nur noch die La-Ola-Welle, so haben wir uns gegenseitig gefeiert. Das war super schön. Am Airport hatten wir dann ein kleines Frühstück und ab ging’s zum Boarding.
Da hatten wir zwei Plätze am Fenster gebucht (2 - 4 - 2 - Bestuhlung) und beim Einsteigen stellen wir fest, dass die Bordkarten plötzlich zwei Plätze in der Mitte ausweisen. Das war blöd, zumal sich diverse Zeitgenossen, u.a. unser Nebenmann nicht um Corona-Regeln scheren und keine Maskte tragen. Unangenehm! Der Flug vergeht aber einigermaßen erträglich und Tom Cruise rettet gleich in zwei Teilen von „Top Gun“ die amerikanische Seelenbefindlichkeit. Wir landen pünktlich in Seattle - zu Haue ist es nun 21:20, in Seattle zwanzig nach eins nachmittags. Unsere Koffer bekommen wir dann auch und das Einwandern hat auch schon länger gedauert. Superfix klappt es dann mit dem Mietwagen - ich hatte ja von zu Hause aus schon alles ausgefüllt. Die Dame am Counter springt auf meine Lobeshymnen bzgl. Alamo an und spendiert uns ein Upgrade auf einen Standard SUV. So ergattern wir einen Nissan Roughe mit allen Extras inkl. Apple Car Play- sehr praktisch!
Gegen 15:00 Uhr sind wir im Hotel, das direkt gegenüber der Space Needle liegt. Ich springe kurz rein um einzuchecken und bekomme die Zimmerkarten. Und dann bekomme ich noch welche und die Rezeptionistin schickt sich an, noch ein drittes Paar vorzubereiten. Auf meine vorsichtige Frage, was ich denn mit drei Zimmern machen soll antwortet sie, dass auf mich doch drei Zimmer reserviert seien. Nö, verstehe ich nicht. Habe das Hotel als einziges über das Reisebüro gebucht aber die wissen auch, dass wir nur ein Zimmer benötigen. Nach kurzem hin und her wird mir versichert, dass nun alles seine Richtigkeit habe und die Abbuchungen für die zwei überschüssigen Zimmer erstattet werden.
Wir packen kurz aus und starten noch auf einen Tripp nach draussen. Puh - ganz schön warm hier und sonnig. 26 Grad im Schatten. Wir drehen eine große Runde um die Space Needle. Der internationale Springbrunnen ist cool mit all den Kids, die hier toben und der Musik im Hintergrund. Besonders „heiß“ ist das Museum of Pop Culture (MoPop) mit seinen bunten Fassaden. Die violette Außenhaut soll an Jimmy Hendrix’ Song „Purple Haze“ von 1967 erinnern.
Wir gehen noch durch den Skulpturenpark runter ans Wasser und trinken dort einheimisches Bier und Cider. Dazu gibt es einen Burger. Alles gut - wir sind angekommen.
Nun ist es 20:00 Uhr und wir schreiben an der Bar diese Zeilen. Zu Hause ist es jetzt 05:00 Uhr morgens - da haben wir die Uhr rund, wenn wir gleich im Bett liegen. Es reicht jetzt auch. Morgen genießen wir einen vollen Tag in Seattle.
Euch allen wünschen wir wieder ganz viel Spaß mit unserer Website; unsere Gedanken sind bei den Lieben zu Hause!
Tagesetappe: 8.180 Kilometer geflogen, 26 Kilometer gefahren
Übernachtung: Hyatt House Downtown***, 201 Fifth Avenue North, Seattle, WA 98109
Burney Falls SP (1)
California (7)
City (8)
Ferndale (1)
Humbold Redwoods SP (1)
Lassen Volcanic NP (1)
Mt Hood (1)
Mt Rainier NP (2)
Mt St. Helens NP (1)
Newberry National Volcanic Monument (1)
Olympic NP (2)
Oregon (8)
Oregon Coast (2)
Redwoods NP (1)
Silver Falls SP (1)
Smith Rock SP (1)
Washington (7)
Whiskeytown NRA (1)