Tagebuch
Peanuts - and the Bridge

Gabi & Jürgen im Charles M. Schulz Museum, Santa Rosa, CA
Super Frühstück, bestes Hotel der Reise, aber eine Matratze, die mit Seegras gefüllt zu sein schien. Habe ich so zurück gemeldet - wurde dankend angenommen, die im Grunde positive Kritik. Die Nacht war dennoch erstaunlich gut.
Es ist wieder warm, als wir aufbrechen und der Petrified Forest liegt an der Wegstrecke. Wir stellen aber fest, dass das ein privates Unternehmen ist. Den Einritt ersparen wir uns - versteinerte Bäume, die wirklich faszinierend sind, haben wir schon in Hülle und Fülle gesehen (Asche auf unser Haupt - was sind wir verwöhnt). Aber der Petrified Forest NP in Arizona ist überragend. Und Charlie Brown wartet ja auch.
Nun ja - angekommen in Santa Rosa warten wir zunächst auf Charlie Brown - nicht er auf uns. 2013 waren wir bereits hier vor den Toren. Die Wartezeit bis zur Öffnung war aber damals zu lang. Heute wollen wir uns Zeit lassen. Das Museum öffnet in der Woche aber erst um 11 Uhr. So müssen wir doch noch warten, machen ein paar Fotos draussen mit den Figuren und haben einfach Spaß.
Ich persönlich finde ja, dass die Peanuts neben Asterix & Obelix die wirklich ansprechendsten Comics aller Zeiten darstellen. Die Art und Weise von Charles M. Schulz (der übrigens deutsche Vorfahren im Stammbaum hat), Dinge so kurz und knackig auf den Punkt zu bringen, sind m.E. absolut grandios. Und die tragische, aber absolut liebenswerte Figur Charly Brown mit seinem Snoopy und all den anderen Charakteren liegen mir sehr am Herzen. Gabi teilt diese Begeisterung! Sehr schön!!
So machen wir in der Wartezeit bis 11 Uhr ein paar Aufnahmen draussen. Nicht fehlen darf die psychologische Beratung, die regelmäßig Lucie obliegt - ein Peanuts-Running-Gag. Dann öffnet das Museum, wir lösen unseren Ermäßigungs-Coupon ein, den Gabi heute morgen im Hotel noch gefunden hat und bestaunen die Ausstellung. Supermodern und toll aufbereitet.
Im Erdgeschoss: vorwiegend Bilder, Skulpturen, Kunstwerke von den Lieblingen. Im ersten Obergeschoss finden sich dann viele persönliche Gegenstände von Charles M. Schulz inkl. seiner Sportausrüstung (Spitzname „Sparky“) und einem Nachbau seines Arbeitszimmers. Dazu gibt es viele Originale etc. und sogar einen Klassenraum, in dem Kinder, ganze Schulklassen, aber auch Erwachsene basteln und malen können - alles mit den vertrauten Motiven.
Ein sehenswertes Kunstwerk füllt die Stirnwand des Gebäudes über zwei Etagen (wer bei der Gesamtansicht genau hinschaut sieht oben links auch Snoopys Hundehütte, verhüllt von den Christos wie einst der Reichstag). Die immer wieder verwendete Szene, in der Lucie Charly den Football hält, ihn dann aber wegzieht, wenn er schießen will (und er glaubt immer wieder aufs Neue, dass sie es diesmal nicht tut - vergeblich). Beim näheren Hinscheuen besteht das Bild aus unzähligen keinen Comics, die in ihrer schwarz-weiß-Ausgestaltung und geschickte Anordnung eben dieses Großbild ergeben. Klasse!
Gabi mag es übrigens, mich beim fotografieren zu fotografieren. Das Bild, das sie gestern mit ihrem iPhone vor dieser Wand von mir geschossen hat, gehört ab jetzt zu meinen absoluten Lieblingsbildern dieser Art. Ich finde das sehr gelungen.
Im Garten finden wir dann noch einen weiteren Running-Gag: den Drachen-fressenden Baum. Oben hängt so ein armes Exemplar, das Charly nicht retten konnte. Zum Abschluss meint Gabi, dass unbedingt noch ein Foto mit mir und Linus mit Schmusedecke und Bleistift gemacht werden muss. Es geht um den Bleistift, nicht die Schmusedecke! Passt zu meiner Tätigkeit als rasender Reporter hier im Urlaub, meint Gabi.
Das war ein wirklich toller Vormittag und wir fahren bei bestem Wetter nach Sausalito. Hier waren wir schon mehrfach, mögen es aber sehr, ein Stündchen am Jachthafen und den Hausbooten herumzuschlendern in der warmen, kalifornischen Mittagssonne.
Der Weg in die Marin Headlands mit den schönen Aussichtspunkten auf „meine“ Golden-Gate-Bridge (die gehört für mich einfach dazu bei einem Kalifornienaufenthalt) hat sich geändert und ich muss ein Wendemanöver durchführen, das Gabi den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Die Conzelman Road ist nämlich wegen der vielen Radfahrer nun Einbahnstraße und nur von oben zu befahren. Dahin kommt man nur „hinten rum“ und muss vorher durch einen langen Tunnel fahren.
Die Ausblicke sind mal wieder toll und wir überlegen, ob sich ein schmaler, breiter Druck der Brücke gut in unserem demnächst renovierten Gäste-WC machen könnte.
Um 15:00 Uhr checken wir im Motel ein - das Zimmer ist erstaunlich gut und sogar ohne den sonst meist obligatorischen Teppichboden ausgestattet. Alle Sachen raus aus dem Auto - alle! Die Koffer müssen gepackt und dazu die Inhalte inkl. Handgepäck etc. neu sortiert werden. Das machen wir aber nicht bei dem schönen Wetter!
Hier kennen wir uns ja gut aus. Wir gehen um die Ecke und die Chestnut Street hinunter, wo der Besuch des hiesigen Apple-Stores (nur gucken, nicht kaufen) einfach dazu gehört. Dann schlendern wir hinunter zur Marina und von da ins Chrissy Field mit dem Wanderweg, der Beach und dem immerwährenden Blick auf die Brücke. Hier habe ich die Welt im Döschen. Das Jungvolk joggt, was das Zeug hält und auch die Kite-Surfer geben ihr Bestes. Wir gehen einige Kilometer, setzen uns dann und schauen dem Treiben zu. So schön!
Auf dem Rückweg suchen wir auf der Chestnut etwas zu essen. Gar nicht so einfach, denn hier reiht sich Restaurant an Restaurant und man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Schließlich finden wir einen Italiener, bei dem Gabi ihre heißersehnten Nudeln und eine Margarita und ich nochmal eine wirklich sehr gute „Hot Salami Pizza“, begleitet von Hazy IPA bekomme. Das „DelaRosa Restaurant“ werden wir uns merken.
Jetzt ist es aber genug, oder? Naja - wenn da nicht direkt vor dem Motel inzwischen das „Westwood“ geöffnet hätte. Hier spielen Jungs Pool, ein DJ macht zu laute Musik und der ganze Laden ist echt „Western-Saloon“ inkl. einer Theke bis zum Horizont und Bullriding. Einer geht noch, denken wir, setzen uns an die Theke und genießen die Atmosphäre. Ein wunderbarer Ausklang dieses Tages.
Ich habe die Fotos schon fertig und das Tagebuch angefangen. Gabi hat einen Koffer schon zu. Der Rest folgt morgen früh (und ist nun auch erledigt).
Tagesetappe: 130 Kilometer
Übernachtung: Lombard Plaza Motel**, 2026 Lombard Street, San Francisco, CA 94123
Vorfreude!

Gabi am Museum of Modern Pop Culture (MoPop), Seattle Center, WA
Vorfreude! Das erste Wort meines Reisetagebuchs 2022. Schön, oder? Finde ich auch! Und jetzt, hier im Staycity Hotel am Airport Frankfurt am Main, schon einige Kilometer weg von zu Hause, empfinde ich tatsächlich diese Spannung, gepaart mit unbändiger Lust auf Urlaub und eine unbeschwerte, sorgenfreie und richtig „private“ Zeit.
„Unbeschwert“? „Sorgenfrei“? „Privat?“ - das waren Fremdwörter in den vergangenen Monaten diesen Jahres und wenn ich ehrlich bin: sogar der vergangenen 2,5 Jahre. Seit uns diese Pandemie in Beschlag nahm, man keinem noch so vertrauten Menschen mehr ohne Maske und Sorge nahe kommen kann, hat sich so vieles verändert. Für mich und uns war das vor allem verbunden mit noch mehr Arbeit. Erfüllender, sicherlich auch wichtiger und anerkannter Arbeit - aber Raum für Privates war da nicht mehr. Wegen Corona ging ohnehin alles auf Distanz und wenn du dann noch über lange Zeit meist 7 Tage die Woche und auch nachts noch in Gedanken „aufe Aabeit bis“, dann ist irgendwann Schluss mit lustig. Und dann überfallen die Russen die Ukraine und das nächste Sorgenpaket wird geschnürt. Geht’s eigentlich noch? Waren wir nicht alle stolz und glücklich über mehr als 70 Jahre Frieden in Europa? Hat das aktuell alles einen Sinn? Nein! Und mit dem Überfall auf die Ukraine und all seinen Nebenschauplätzen spuken jetzt Worte wie „Gasmangellage“, „Blackout“ u.ä. durch die Medien. Da ist sie: die nächste Baustelle. Gestern habe ich noch mit einem lieben Kollegen im Kreisausschuss Kleve darüber berichtet, was wir alles tun aktuell, um uns zu rüsten auf diese besorgniserregenden Szenarien. Und eben im Zug las ich bereits den ausführlichen Artikel dazu auf RP-Online.
Heute, am Freitag haben wir beide noch gearbeitet. Und ich muss sagen, dass es für mich ein wie immer sehr ausgefüllter, aber auch sehr schöner letzter Arbeitstag war. Termine hatte ich mir keine mehr reingeholt für heute. Satt dessen haben ich Schreibtisch und Mailpostfach geräumt und einige Stunden damit verbracht, das Thema „Energiemangellage“ mit lieben Kolleginnen und Kollegen dezidiert durchzusprechen, offene Fragen zu beantworten, Weichen zu stellen und im Team zu überlegen, wer was in den kommenden drei Wochen macht, um uns in dem Thema weiter voran zu bringen. Und selten war ich so stolz darauf, wie engagiert, durchdacht und planvoll alle mitdenken. Ich habe da wirklich ein super Team um mich in der Verwaltung. Die Kolleginnen hatten das Meeting so gut vorbereitet, dass wir in drei Stunden extrem viel geschafft haben. Und im Ergebnis konnte ich - auch wenn es inhaltlich schwer fällt - um 14:15 Uhr in dem 150% sicheren Gefühl ausstempeln: „das läuft super konzentriert auch ohne mich - schön, wenn ich in drei Wochen wieder einsteigen kann!“
Nun blicken wir gemeinsam, nach vorn: ich bin fest gewillt, drei absolut sorgenfreie, unbeschwerte und private Wochen zu verbringen. Die beiden letzten Absätze mussten sein, um den Urlaub einzuordnen in diese Welt 2022, die aus den Fugen geraten scheint. Doch jetzt zählt erst mal: Vorfreude!
In den verbleibenden 60 Minuten heute Mittag zu Hause haben wir ruckzuck die letzten Handgriffe getan und uns abreisefertig gemacht. Birgit bringt uns zum Duisburger Hauptbahnhof und nach Monaten der Trockenheit - ohne einen Tropfen Regen - schüttet es aus Kübeln. Der ICE fährt mit Verspätung ab und liegt in Köln über 30 Minuten hinten. Dann beschleunigt er aber auf 300 km/h und katapultiert uns an den Airport Frankfurt. Drei Rolltreppen später sind wir unsere Koffer los - Vorabend-Check-in. Die Bordkarten habe ich heute Mittag schon online erhalten.
Die 25 Minuten Fußweg zum Hotel tun gut, das Zimmer ist super - sehr geräumig und komplett mit Küchenzeile. Nebenan ist ein Italiener, aber da ist es so proppevoll, dass die Leute draussen Schlange stehen. Wir stellen uns erst an, entscheiden dann aber, lieber eine „einfache“ Pizza im Hotel zu essen. Gute Idee! Die Pizza ist super und wir sitzen völlig ruhig und ungestört.
Für morgen früh ist das Taxi bestellt. Wegen der Lufthansa-Streiks in den vergangenen beiden Wochen empfiehlt der freundliche Rezeptionist, rechtzeitig am Airport zu sein: gute Chance auf lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle. Da gehen wir - wie auch sonst im Leben - auf Nummer sicher. Um 06:15 Uhr gibt’s den wake-up-call, für 07:00 Uhr ist ein Taxi bestellt. 10:00 Uhr soll Boarding sein, um 10:45 Uhr heißt es dann: Abflug mit der Lufthansa.
Gute Nacht - weiter geht es morgen aus Seattle. Unser größter Wunsch ist es, die lange Flugzeit mit FFP-2-Maske ohne Infektion zu überstehen. Auch diesbezüglich haben wir alles gegeben: 4 Impfungen und größte Vorsicht in den vergangenen Wochen. See you in Seattle - schlaflos?
Das ging ratzfatz heute morgen. Im Hotel lief alles wie am Schnürchen und selbst das Taxi war 15 Minuten vor der Zeit schon am Start. Da wir sehr früh am Airport waren, gab es auch kaum Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen. Wir erwischten sogar eine Mannschaft, die gerade Schichtbeginn hatte und uns als erste Gäste begrüßte. Super gelaunt, völlig unproblematisch - es fehlte nur noch die La-Ola-Welle, so haben wir uns gegenseitig gefeiert. Das war super schön. Am Airport hatten wir dann ein kleines Frühstück und ab ging’s zum Boarding.
Da hatten wir zwei Plätze am Fenster gebucht (2 - 4 - 2 - Bestuhlung) und beim Einsteigen stellen wir fest, dass die Bordkarten plötzlich zwei Plätze in der Mitte ausweisen. Das war blöd, zumal sich diverse Zeitgenossen, u.a. unser Nebenmann nicht um Corona-Regeln scheren und keine Maskte tragen. Unangenehm! Der Flug vergeht aber einigermaßen erträglich und Tom Cruise rettet gleich in zwei Teilen von „Top Gun“ die amerikanische Seelenbefindlichkeit. Wir landen pünktlich in Seattle - zu Haue ist es nun 21:20, in Seattle zwanzig nach eins nachmittags. Unsere Koffer bekommen wir dann auch und das Einwandern hat auch schon länger gedauert. Superfix klappt es dann mit dem Mietwagen - ich hatte ja von zu Hause aus schon alles ausgefüllt. Die Dame am Counter springt auf meine Lobeshymnen bzgl. Alamo an und spendiert uns ein Upgrade auf einen Standard SUV. So ergattern wir einen Nissan Roughe mit allen Extras inkl. Apple Car Play- sehr praktisch!
Gegen 15:00 Uhr sind wir im Hotel, das direkt gegenüber der Space Needle liegt. Ich springe kurz rein um einzuchecken und bekomme die Zimmerkarten. Und dann bekomme ich noch welche und die Rezeptionistin schickt sich an, noch ein drittes Paar vorzubereiten. Auf meine vorsichtige Frage, was ich denn mit drei Zimmern machen soll antwortet sie, dass auf mich doch drei Zimmer reserviert seien. Nö, verstehe ich nicht. Habe das Hotel als einziges über das Reisebüro gebucht aber die wissen auch, dass wir nur ein Zimmer benötigen. Nach kurzem hin und her wird mir versichert, dass nun alles seine Richtigkeit habe und die Abbuchungen für die zwei überschüssigen Zimmer erstattet werden.
Wir packen kurz aus und starten noch auf einen Tripp nach draussen. Puh - ganz schön warm hier und sonnig. 26 Grad im Schatten. Wir drehen eine große Runde um die Space Needle. Der internationale Springbrunnen ist cool mit all den Kids, die hier toben und der Musik im Hintergrund. Besonders „heiß“ ist das Museum of Pop Culture (MoPop) mit seinen bunten Fassaden. Die violette Außenhaut soll an Jimmy Hendrix’ Song „Purple Haze“ von 1967 erinnern.
Wir gehen noch durch den Skulpturenpark runter ans Wasser und trinken dort einheimisches Bier und Cider. Dazu gibt es einen Burger. Alles gut - wir sind angekommen.
Nun ist es 20:00 Uhr und wir schreiben an der Bar diese Zeilen. Zu Hause ist es jetzt 05:00 Uhr morgens - da haben wir die Uhr rund, wenn wir gleich im Bett liegen. Es reicht jetzt auch. Morgen genießen wir einen vollen Tag in Seattle.
Euch allen wünschen wir wieder ganz viel Spaß mit unserer Website; unsere Gedanken sind bei den Lieben zu Hause!
Tagesetappe: 8.180 Kilometer geflogen, 26 Kilometer gefahren
Übernachtung: Hyatt House Downtown***, 201 Fifth Avenue North, Seattle, WA 98109
Bainbridge, Beer, Borussia

Jürgen am Bainbridge Brewery Alehouse, Bainbridge Island, WA
Die Nacht war sehr ok für eine erste nach der langen Anreise. Wir sind zwar immer wieder mal wach, aber im Grunde kommen wir bis halb sechs klar. Dann richten wir Dinge für die nächsten Tage und frühstücken lecker. Es gibt wirklich alles, was das Herz begehrt, außer Breakfast Burritos. Aber hängen wir die Ansprüche mal nicht zu hoch.
So sind wir früh auf den Füßen und starten bei warmen 28 Grad Richtung Innenstadt. Bei den Seattle Firefighters an der 4th Avenue hängt die Fahne auf Halbmast. Klar: 9/11! Das ist nun auch schon 21 Jahre her. Wenige Meter weiter steht ein Riesen-Wassereis und Gabi muss sich das mal genauer anschauen.
Wir erreichen Pike Place Market, unser erstes Ziel für heute. Dort gibt es wie immer viel zu sehen. Besonders der frische Fisch, das knackige Gemüse und die bunten Blumen haben es uns angetan. Zur Erheiterung der Besucher schmeißen sich einige Angestellte einen fangfrischen Lachs zu - da muss mancher den Kopf einziehen, die Fische fliegen tief heute. Wer genau hinschaut, sieht den fliegenden Lachs auf einem der Fotos. In einer Ecke finden wir eine Art Apotheke mit wunderlichen, fremden Kräutern. Zwischendurch schauen wir noch beim ersten Starbucks Coffeeshop aller Zeiten vorbei - hier stellen sich Leute tatsächlich in eine 50 Meter lange Schlange, nur um gerade dort viel Geld für einen Kaffee auszugeben.
Als wir uns sattgesehen und -fotografiert haben wechseln wir wieder zurück auf die 1st Avenue und erreichen bald das Seattle Art Museum mit dem riesigen Kerl davor, der den Hammer schwingt. Tiny Little Bear, der wieder mit von der Partie ist, begrüßt zwei Artgenossen auf einem Schild. Wieder einige Blocks weiter erreichen wir mit dem Pioneer Square den historischen District. Zwischendurch gibt es immer wieder viel zu entdecken. Dazu gehören leider auch eine ganze Reihe von Obdachlosen, die maximal ein Zelt mittel auf dem Bürgersteig ihr eigen nennen. Manche haben nicht mal das und sie schlafen auf dem nackten Bürgersteig. Traurig.
Rund um den Pioneer Square finden wir interessante Geschäfte und bewundern den alten Häuserbestand. Den gefallenen Firefightern hat man hier ein Denkmal gesetzt. Auch Totempfähle gibt es hier. Ins Klondike Gold Rush Museum müssen wir rein. Mittels Film informieren wir uns darüber, wie Seattle mit dem Gold Rush am Klondike und Yukon groß und bekannt wurde. Hier war die „Homebase“ für alle Expeditionen und all die Glücksritter, die sich hier mit dem notwendigen Lebensbedarf für die Wildnis eindeckten, bevor sie sich vor 150 Jahren ins große Abenteuer „Goldschürfen“ stürzten. Einige machten ihr Glück, viele erlebten genau das Gegenteil.
Mit dem „Lumen Field“ erreichen wir die Stadien der Stadt und die Heimat der „Seattle Sea Hawks“. Die Falken spielen hier in dem riesigen Stadion American Football und sie haben kleine und große Fans. Auch in Chinatown ist Sonntag und man spielt Ping-Pong unter freiem Himmel. Wir lassen uns einfach treiben, das ist alles sehr entspannt.
2018 hatten wir eine größere Hafenrundfahrt gemacht. Für dieses mal haben wir uns etwas anderes ausgedacht: am Nachmittag fahren wir mit der Fähre nach Bainbridge Island hinüber. Das dauert ca. 35 Minuten und schon dreht sich die Welt noch langsamer. Auf der Insel gibt es quasi nur eine Hauptstraße, an der schöne Geschäfte liegen. Gleich zu Beginn stehen wir vor dem Bainbridge Brewery Alehouse. Da wir ohnehin Durst haben nach den ersten 10 Kilometern lassen wir uns nicht lange bitten. Ein hiesiges Cider für Gabi, ein Bier für mich; das schmeckt wunderbar an der frischen Luft.
Bei einem Outdoor-Ausrüster sind Flipflops im Angebot und zwar genau meine geliebten OluKais. Ich hatte mir aus Hawaii 2015 ein Paar mitgebracht und die sind einfach auf. Was liegt also näher, als sie hier und heute zu ersetzen? Nach Hawaii können wir ja trotzdem nochmal fahren - dafür müssen aber die Preise wieder sinken und der Wechselkurs wieder steigen. Der sportliche Verkäufer ist in meinem Alter und fragt mich, ob ich einen favorisierten Fußballclub habe. Dass er Fußball kennt ist schon verwunderlich. Auf meine Antwort, dass ich einen Club habe, den er ganz sicher nicht kennen wird, bohrt er nach. Ich verweise auf die Borussia und jetzt bin ich mit Staunen dran: sein Lieblingsspieler sei immer Rainer Bonhoff gewesen - und Uli Stielike. Unfassbar!
Weil es so schön war gönnen wir uns noch mehr Cider und Bier am Alehouse. Sonntagnachmittag, Urlaub - es kann so schön sein. Gabi meint, jetzt hätte ich mein Urlaubsgesicht aufgesetzt. Wozu? Zu Recht! Dann bringt uns die Fähre zurück nach Seattle.
Dort geht’s noch an Miner’s Landing und dem „Great Wheel“ vorbei, immer die Waterfront entlang, wo gerade ein riesiges Kreuzfahrtschiff ablegt.
In unmittelbarer Nähe unseres Hotels finden wir einen Thailänder. Hunger haben wir jetzt auf jeden Fall. Crispy Rolls als Vorspeise, Pad Thai für Gabi und ein scharfes Curry für mich schmecken richtig prima. Zum „Löschen“ gibt es noch ein gezapftes Bierchen. Das mit dem Trinkgeld habe ich ja eigentlich drauf - jetzt staune ich aber wirklich: erstmals hat sich jemand getraut, das Trinkgeld bereits auf die Rechnung zu setzen und zwar nicht nur als Vorschlag, sondern in die Endsumme eingerechnet. Das finde ich bei allem Verständnis dann aber doch deutlich übergriffig und das sage ich der Bedienung auch. Die wird - obwohl ich wirklich freundlich bleibe - noch kleiner als sie ohnehin schon ist und entschuldigt sich vielmals. Sie erklärt mir, da habe sie wohl einen Fehler gemacht. Nun ja, trotz aller Freundlichkeit war ich sicher auch deutlich - so was sei mir in 11 Jahren noch nicht vorgekommen. Am Ende bekommt sie, was auf der Rechnung steht - aber freiwillig!
Im Hotel sinkt Gabi gleich aufs Kissen und eben habe ich sie gefragt, ob sie wirklich durchschlafen will. Will sie. Das wird sich heute Nacht irgendwann rächen, weil sie dann ausgeschlafen ist. Ich kann sie aber sehr gut verstehen. Fast 19 Kilometer zu Fuß und das nach der Anreise gestern - da darf man müde sein. Ich habe jetzt auch viel länger für Bilder, Tagebuch und Website benötigt als gewollt. Aber so ist es halt fertig und ich lege mich jetzt auch hin.
Die Fragen des Tages: Muss man Fische fliegen lassen? - Eigentlich nein, lustig ist es aber. Muss man stundenlang anstehen, nur um einen Kaffee im ersten Starbucks der Welt zu kaufen? - Ich denke nein. Muss man die verschiedenen Biersorten der Bainbridge Brewery probieren? - Muss man nicht - aber die schmecken echt toll! Wer macht Borussia Mönchengladbach weltbekannt? - Rainer Bonhoff & Uli Stielike. Wie sollte der perfekte Sonntag aussehen? - Keine Ahnung - aber der heutige kam dem sicher sehr nahe!
Gute Nacht - morgen früh brechen wir auf in den Olympic National Park. Darauf freue ich mich sehr. Den notwendigen Jahrespass haben wir heute im Gold Rush Museum bereits gekauft.
Tagesetappe: 18,9 Kilometer gelaufen
Übernachtung: Hyatt House Downtown***, 201 Fifth Avenue North, Seattle, WA 98109
Burney Falls SP (1)
California (7)
City (8)
Ferndale (1)
Humbold Redwoods SP (1)
Lassen Volcanic NP (1)
Mt Hood (1)
Mt Rainier NP (2)
Mt St. Helens NP (1)
Newberry National Volcanic Monument (1)
Olympic NP (2)
Oregon (8)
Oregon Coast (2)
Redwoods NP (1)
Silver Falls SP (1)
Smith Rock SP (1)
Washington (7)
Whiskeytown NRA (1)