Tagebuch




Druck auf dem Kessel

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Gabi auf dem Bumpass Hell Boardwalk, Lassen Volcanic NP, CA

Ob dieser Tag mal schnell erzählt ist? Vielleicht. Klar ist: „it was a perfect day“. Weather: perfect! Trails: perfect! Views: Postcarts! Nature & Feeling: perfect!

Nach einem sehr guten Frühstück brechen wir auf. Die Fahrt Richtung Osten dauert rund eine Stunde und ist wirklich sehr schön. Es geht zunächst durch die Ebene und dann wieder durch viel Wald bergan. Achterbahn! Eggs, Bacon & Hashbrowns des Frühstücks wippen mit dem Wagen im Magen auf und ab.

Der Lassen Volcanic NP ist glücklicherweise auch ein eher nicht so überlaufener Park. Das ist super, macht es doch alles so entspannt. Erster Stopp: Das Visitor Center am Manzanita Lake. Geplant hatten wir hier die komplette Runde um den See, denken aber angesichts der Temperaturen daran, eher nur kurz ein Foto zu machen. Geht nicht! Wir machen die komplette Wanderrunde rund um den See und haben anschließend gut 5 km auf der Uhr. Die Aussichten über den See auf den Lassen Peak (3.187 Meter) sind wunderbar.

Der Lassen Volcanic Highway führt rd. 30 Meilen durch den Park. Am „Wegesrand“: viele Möglichkeiten. Wir machen den „Devasted Area Loop Trail“, der durch die Steinwüste des letzen Ausbruchs von 1915 führt, außer einem erhabenen Ausblick auf den Lassen Peak für uns aber nicht so viel zu bieten hat.

Kurz hinter dem Lake Helen (Foto!) ist der Trailhead zum „Bumpass Hell“. Den Trail haben wir uns schon zu Hause ausgesucht und ohne ihn wäre der Tag nicht perfekt gewesen.

Es sind wieder gut 5 km zu gehen und die Ausblicke auf die umliegende Vulkanberglandschaft ist überwältigend. Schaut bitte mal: da ist ein Bild mit einer Tafel im Vordergrund, die beschreibt, wie die Aussicht hier vor 250 Millionen Jahren war. Und nun vergleicht die Tafel mit der Aussicht heute: stellt euch vor, es wäre ein Vulkan da, der vom linken Bildrand bis Mitte oben und dann wieder bis zum rechten Bildrand unten reicht. So war es! Der ist nur hochgegangen und sein Ausbruch, Erosion, Wind, Wasser etc. haben ihr übriges getan, um ihn verschwinden zu lassen.

Dann erreichen wir „Bumpass Hell“ - für mich so etwas wie „Mini-Mini-Yellowstone“. Farbintensiv! Ein Boardwalk führt uns an den blubbernden Schlammtöpfen und farbigen (Schwefel - den riecht man hier auch intensiv) Felsen vorbei. So schön, dass hier nicht zu viele Leute rumlaufen.

Abweichen vom Weg: nein - besser nicht. Ein eindrucksvolles Foto (so was plastisches kenne ich sonst nur aus der Zeitschrift „Rettungsdienst“) zeigt, wie dein Fuß aussieht, wenn du vom Weg abweichst, einbrichst, und „gekocht“ wirst. Noch schlimmer: In den 1860ern hat Kendal Bumpass hier als Guide Reportern die Gegend gezeigt. Er ist dabei vor den Augen der Medienvertretern eingebrochen und bei lebendigem Leib verbrüht. Unschön - sehr unschön!

Auch beim letzten Stopp (die letzen 4 Fotos) wird die Naturgewalt deutlich. Hier „kocht“ unmittelbar vor unseren Augen, ein „Mudpod“ (Schlammloch). Und gegenüber noch eines.

Im „Kohm Yah-mah-nee Visitor Center“ (Schneeberg - Name der Ureinwohner dieser Gegend für diese Landschaft) am südlichen Ausgang des National Parks schauen wir uns noch einen der 20-minütigen, sehr eindrucksvollen „Erklärfilme“ an.

Das ist so ein Tag, der mich total begeistert. Er hat mir sehr schöne Wanderungen beschert mit tollen Ausblicken und Möglichkeiten, schöne Fotos zu machen. Er hat mir aber auch gezeigt, wie klein wir Menschen in der Erdgeschichte sind. Eigentlich (und das ist hart) zählen wir: nix!

Die Erde hat ihre Phasen und Gesetze. Sie hat schon alles mögliche mitgemacht und sehr kalte und sehr heiße Zeiten erlebt. Die Erde „denkt“ nicht in Abschnitten wie „100 Jahre“ oder „1.000 Jahre“. Ihre Zeiträume sind länger, viel länger. Und: das Leben hat seinen Weg gefunden. Wir Menschen sind ein Teil davon, aus Sicht der Erde aber nur Beiwerk - so sehe ich das inzwischen.

Ich weiß nicht, wie ihr das seht (oder du,.liebes Tagebuch). Aber ich bin dankbar für jeden Tag, den wir uns hier auf diesem schönen Planeten gestalten können. Was nach uns kommt? Wer weiß?Aber: das Leben findet seinen Weg!

Wir kaufen im Safeway Salat, Wraps und Chicken-Wings und verputzen das auf dem Zimmer. Heute kein Chinese. Super gut: im Safeway kannst du dich kostenlos gegen Grippe impfen lassen und bekommst dann 10% auf deinen Einkauf. So kann man seine Gesellschaft auch immunisieren. Finde ich bemerkenswert und ich habe es mit eigenen Augen gesehen.

Ein schnelles Bier an der Best-Western-Bar, die um 20:00 Uhr schließt. Jetzt ist Feierabend. Nochmal: was mich heute total berührt hat, war die „kochende Erde“ vor meinen Füßen. Die hat hier echt „Druck auf dem Kessel“.


Tagesetappe: 254 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Hilltop Inn***, 2300 Hilltop Drive, Redding, CA 96002

Avenue of the Giants

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Gabi im Humbold Redwoods SP, Avenue of the Giants, Founders Grove Nature Loop, CA

Bäume, Bäume, Bäume - mehr habe ich nie auf einem Haufen gesehen in einem Urlaub. Und heute gab es nochmal eine Überdosis.

Los ging es mit einem eher durchschnittlichen Frühstück - gemessen am Anspruch der Best-Western-Kette. Dafür habe ich meine beiden Frühstücks-Burger mit Ei und Käse draussen am Pool genießen können. Um 10:00 Uhr öffnet das Visitor-Center, wir sind vor Ort. Die junge Dame kann aber nicht besonders helfen außer mit ein paar Flyern. Die Frage nach evtl. Straßensperrungen morgen auf dem Weg nach Redding muss ich mir per Internet selbst beantworten. Das sieht aber wohl gut aus.

30 Minuten und eine zackige Fahrt auf dem Hwy #101 mit 65 mph (rd. 110 km/h) in südliche Richtung später tauchen wir ein in die Welt der Redwoods. Die „Avenue of the Giants“ ist eine Parallelstraße zur #101, allerdings als „Scenic Byway“ mitten durch diverse Stateparks, die dem Redwoods NP angeschlossen sind. Das ist wie gestern, nur jetzt auf befestigter Straße, die sich durch die zauberhafte Waldlandschaft windet.

Wir nehmen die erste mögliche Abfahrt von der #101 und landen in der Pepperwood-Region des Humbold Redwoods SP. Hier sind wir noch weit außerhalb des „Herzens“ der Parks und daher fast ganz alleine um diese Uhrzeit. Der erste mögliche Trail ist der Drury Chaney Loop Trail. 5,6 km wandern wir durch die herrliche Baumwelt. Gabi klettert sofort auf einen der umgestürzten Riesen - schaut euch mal die Größenverhältnisse an. Das ist mit Bildern nicht wiederzugeben, aber vielleicht bekommt ihr einen Eindruck. Klee und Farne gibt es hier auch im Überfluss und letztere eignen sich sogar als Haarersatz.

Hier in dieser Gegend wurde in den 70ern der Star-Wars-Film „Return of the Jedi“ gedreht. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Leia und Luke auf ihren intergalaktischen Hexenbesen im Slalom durch die Redwoods düsen. Und auch die Ewoks müssen hier irgendwo ihr Quartier haben. Surreale Welt - atemberaubend.

Manche Bäume hat es schwer getroffen. Blitzschlag oder Feuer haben sie geteilt oder zum Teil völlig ausgehöhlt. Dennoch überleben diese gigantischen Lebewesen das und halten sich weiter tapfer. Andere sind gefallen und bieten neuem Leben eine Plattform. Der Blick nach oben: schwindelerregend.

Fotografieren ist hier nicht einfach. Es ist meist sehr düster und die Kontraste sind heftig. Da lobe ich mir den hohen Dynamikumfang meiner D750, die auch noch bei hohen ISO-Werten tolle Fotos macht. Voraussetzung ist, dass ich im RAW-Modus fotografiere, also digitale Negative erstelle, die später bearbeitet werden müssen. So kann man die Lichter dämpfen und die Schatten aufhellen, was ein ausgewogenes Bild ergibt. Ich muss allerdings zugeben, dass Gabi mit ihrer (fast) neuesten Generation des iPhone ebenso tolle Aufnahmen schießt. Bald wird es so sein: für außergewöhnliche Events (Hochzeiten, hochwertige Portraits o.ä.) wird man noch Systemkameras und teures Glas (Objektive) nutzen. Reise und Alltag werden die iPhones und Smartphone-Kollegen übernehmen - das wäre vor eingen Jahren noch undenkbar gewesen.

Nach einem Kurzbesuch im Visitor Center haben wir zwei Geheimtipps im Gepäck: zunächst den „Founders Grove Nature Loop Trail“ mit dem Founders Tree. Bei dem haben sie mal die Maße angegeben - andere sind aber ähnlich oder sogar noch größer. Immerhin handelt es sich hier um die höchsten Bäume der Welt. Im Sequoia NP weiter südlich in der Sierra Nevada sind noch breitere Vertreter dieser Art zu finden. Gemessen an der Höhe sind die Redwoods der Pazifikküste aber Spitzenreiter. Ich übersetze mal die Werte des Founders Tree: Höhe gut 105 Meter, Durchmesser fast 4 Meter, Umfang gut 12 Meter, erste Äste ab 58 Metern.

Am Visitor Center gab es ein interessantes Display: wenn wir die 250 Millionen Jahre des Bestehens der Redwoods auf eine Stunde beschränken, dann haben sie die ersten 25 Minuten gemeinsam mit den Dinosauriern verbracht. Die größte Verbreitung über die ganze Welt hatten sie von Minute 25 bis 53. Gemeinsam mit uns Menschen verbringen sie dann die letzte Minute dieser Stunde. Wie wird diese Reise weitergehen?

Wir haben noch ein weiteres Ziel: den Big Trees Loop Trail. Diesen erreichen wir wieder über eine sehr schmale Seitenstraße. Wie gestern: einspurig und wenn einer entgegen kommt, dann muss einer von beiden ganz rechts ran. Lustig, wenn in einer solchen Situation ein Schild auftaucht „Road narrows“ - es wird enger.

Gabi möchte auf der Rückfahrt gerne noch einen Abstecher nach Ferndale machen, auch der viktorianischen Häuser wegen. Machen wir - und es war sehr schön! Oder wie sagte Gabi anschließend? „Das war doch niedlich!“ Ich treffe auch auf zwei Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr Ferndale. Ich erzähle, dass wir im Kreis Kleve in 16 Städten und Gemeinden ausschließlich Freiwillige Feuerwehren haben und dort über 2.600 Kameradinnen und Kameraden engagiert sind. Wir sind schnell auf einer Wellenlänge.

Zurück in Eureka. Der Name geht übrigens auf den gleichen Wortstamm zurück wie „Heureka“. Das ist ein Wort, dass ich im Leben nur als Kind von Daniel Düsentrieb gehört habe.

Wir gehen nochmal in die „Lost Coast Brewery“. Preis-Leistung sind dort einfach klasse. Gestern die Nachos waren die „kleine Portion“ - der „Big Dave’s Burger“ heute war eine Große! Gut, dass ich anstelle der Fries Krautsalat bestellt habe.

Morgen verlassen wir die Küste wieder und kehren zurück auf die Vulkankette. Ach ja: heute morgen in „Pepperwood“ hatte ich einen Cell Broadcast-Alarm auf dem iPhone: Erdbeben-Warnung! Es hat aber nix gewackelt. Nochmal kurz dienstlich: was bin ich froh, wenn der Bund es bis Dezember hinbekommt, das endlich auch in Deutschland einzuführen. Warnung der Bevölkerung muss einfacher werden und das geht mit Cell Broadcast definitiv. Sage ich seit Jahren und hier in Amerika haben wir schon 2015 Tsunami-Warnungen auf diesem Weg bekommen. Jetzt aber weiter Urlaub!!


Tagesetappe: 137 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Humbold Bay Inn***, 232 West 5th Street, Eureka, CA 95501

Lost World

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Gabi & Jürgen auf dem Fern Canyon Trail, Redwoods NP, CA

Lost World? Ist die Welt denn tatsächlich verloren? Naja, manchmal denke ich schon, dass es so weit ist, wenn ich bedenke, was führende Köpfe so denken und tun. Aber darüber möchte ich im Urlaub ungern nachdenken. Außerdem ist die korrekte Übersetzung „Vergessene Welt“ - und das ist der Titel des zweiten „Jurassic Park“-Films von Steven Spielberg aus dem Jahre 1997. Und das wiederum hat viel mit unserem Trip heute in den Fern Canyon zu tun. Wobei „Verlorene Welt“ zum heutigen Tag auch gut passen würde. Verwirrung komplett - gut! Das war beabsichtigt.

Eine Warnung vorweg: Viele Bilder heute - wahrscheinlich zu viele. Aber ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Begonnen hat heute alles mit der Weiterfahrt Richtung Süden auf dem Hwy. #101. Und da gab es am Cape Sebastian und Meyers Beach gleich mehrere schöne Viewpoints. Uns wurde aber auch schnell klar, dass Nebel unser Begleiter sein würde heute - zumindest teilweise. Und so war es auch: ein ständiger Wechsel, manchmal mit kurzen Intervallen. Gerade am Meer und hoch über den Bäumen war es immer mal „misty“. Das war gerade bei der Fahrt die Küste lang oft spooky: jetzt sehen wir das Meer nicht mehr, aber auf der Straße ist blauer Himmel - dann fahren wir durch dichtesten Nebel und sehen die Hand vor Augen nicht. „Misty“ war dabei aber auch mystisch - und es kam dieses „verlorene Welt-Feeling“ auf.

Irgendwann verlassen wir die 101 und fahren Richtung „Jedediah Smith SP“. Die ersten Redwoods haben wir ja bereits an der 101 gehabt, jetzt beherrschend die riesigen Bäume die Szenerie komplett. KeinBild und keine Beschreibung kann vermitteln, wie es ist, durch diese Giganten zu cruisen.

Wir fangen Sandwiches, Pizza-Sticks und Eggrolls und steuern das Visitor Center an. Der Park gehört inzwischen zum Nationalparksystem, das machte es für alle einfacher. Gute Beratung, wie immer. Tipp des Tages: eine 8 Meilen lange, meist unbefestigte Straße namens „Howland Hill Road“. Allein die Fahrt ist unvergessen. Eng, steil, Schlangenlinien - und immer im Slalom zwischen den Redwood hindurch. Auf dem Weg nehmen wir den „Stout Grove Trail“ mit. Gut 3 Kilometer wandern wir durch die Redwoods. Hier ist alles unberührt von Menschenhand. Nie wurden hier Bäume gefällt. Alles ist über (mindestens) Jahrhunderte gewachsen - oder auch gefallen. Schaut euch die Bilder an - außerirdisch, das ist wie im Traum - „lost world“.

Nächster Stop: der „Fern Canyon“, ein Canyon der Farne? Jawohl! Hier waren wir 2013 schon, kamen aber nicht weit, weil der Trail mitten durch einen kleinenFluss führt. Der Weg dorthin führt wieder über 8 Meilen Offroad-Piste mit mehreren Furten. Da muss der Nissan durch. Macht er klaglos.

Inzwischen benötigt man ein Permit, um Zutritt zu bekommen - das war 2013 noch nicht so. Wir haben das aber bereits von zu Hause aus bestellt, ausgedruckt und griffbereit. Schließlich soll täglich nur eine begrenzte Anzahl an Fahrzeugen Durchfahrt erhalten. Vor aggressiven Hirschen wird gewarnt. Ok.

Am Trailhead kommen unsere Tewa-Sandalen zum Einsatz, die Gabi extra für diesen Tripp eingepackt hat. Sehr gut! Mit normalem Schuhwerk wäre auch heute wieder am Eingang Schluss gewesen. Hui, das Wasser ist ganz schön kalt. Die Atmosphäre ist aber atemberaubend. Schaut euch den zweiten Teil von Jurassic Park ruhig nochmal an - ihr werdet einiges wieder erkennen. Ich sehe jedenfalls die Dinos quasi vor mir. Auch wenn der Film nicht so hieße - hier ist die Welt für uns vergessen.

Auf die Dauer ist es kalt an den Füßen - sehr kalt! Aber die Tewas tun ihren Dienst. Stabil und wasserfest. Wir machen viele Bilder, müssen aber zum Teil auch ganz schön kraxeln. Am Ende des Canyons führt der Weg als Loop hoch auf den Canyonrand und oben zurück zum Anfangspunkt.

Auf dem Rückweg treffen wir noch den stolzen Herrn Hirsch und die gesamte Sippschaft. Vorsichtshalber fotografieren wir nur aus dem Auto heraus.

Nun aber ab nach Eureka - es wird langsam spät. Da wir in California angekommen sind, singen die Beach Boys für uns. Als die müde sind, schalte ich wieder auf „Prime Country“ im Radio. Zwei Oberschnulzen geben sich die Ehre: „Always on my mind“ könnten wir mit Birgit auch mal probieren. „If tomorrow never comes“ ist dann doch schnulzenmäßig eine Spur zu hart - aber dennoch ein echter Hit.

Das Best Western in Eureka ist groß und ok. Wir machen uns auf in die Downtown. Dort ist „Friday Evening“ mit Live Music, allerlei Ständen und Food. Gute Einrichtung, alles ist ausgelassen und tanzt.

Unser Ziel: Die Lost Coast Brewery. Wenn schon nicht lost world, dann wenigstens lost caost. Ich bestelle eine Flight, bestehend aus 6 Bierproben (11 $). Aus 20 Sorten kann ich aussuchen. Finde ich super! Und ich lechze seit Beginn der Reise nach Nachos mit Käse, Chicken, Jalapenos, Zwiebeln, Oliven & Co. Hier bekomme ich sie und bestelle zum Glück die kleine Portion. Gabi nimmt ein Fischbrötchen mit Fritten - sehr reichhaltig. Die Preise sind hier echt ok.

So findet ein weiterer perfekter Tag sein Ende. Die Fahrt war anstrengend, weil offroad immer heikel ist, erstrecht, wenn es eng wird. Aber das war es allemal wert. Viel Spaß mit den Fotos!


Tagesetappe: 264 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Humbold Bay Inn***, 232 West 5th Street, Eureka, CA 95501

Hiking Silver Falls SP

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Gabi am Lower South Falls, Silver Falls SP, OR

So, jetzt habe ich gerade noch schnell ein Foto von gestern hinzugefügt, das Gabi noch beigesteuert hat. Was sein muss, muss sein.

Wir lassen es ruhig angehen heute morgen - es ist Sonntag. Die sieben Sachen sind aber dann schnell gepackt und um 09:00 Uhr rollen wir vom Hof. Es geht Richtung Süden - später nach Südosten.

Auf dem Weg liegt ein Premium Outlet mit diversen Sportshops. Es sollte sonntags um 10:00 Uhr öffnen. Wir sind etwas eher da und frühstücken nebenan. Aber auch um 10:15 Uhr sind die Schranken noch geschlossen; diverse Leute warten. Wir bleiben nicht mehr länger - so wichtig ist uns das nun doch nicht.

Unser Weg führt uns durch das völlig unbekannte Nest namens „Mount Angel“. Am Ortseingang am Stadtschild der Hinweis: „Bavarian Village“ und „Oktoberfest!“ Noch denken wir uns nichts dabei, dass entlang der Straße blauweiß geflaggt ist wie ansonsten in den Staaten nur in Stars and Stripes. Links dann ein echter Eyecatcher: Da wird hochgerüstet für Halloween - aber irgendwie ist auch hier Oktoberfest bei der Deko. Die ist echt schräg und richtig groß. Ich mache Fotos.Dann nähern wir uns dem Epizentrum des Oktoberfests auf dem Planeten Erde. Sowas haben wir noch nicht gesehen: volles Programm: ganze Wiesen gesperrt als Parkplätze oder Campingsites. Ich fühle mich an Parookaville erinnert. Im Ort ist alles verkleidet und in Bierlaune. Die „Festhalle“ ist ebenso vorhanden wie der „Prostgarten“. Es ist 11 Uhr und die Bevölkerung dieses Teils von Oregon frönt der deutschen Bierseeligkeit. Wenn wir jetzt nicht was anderes vorhätten - weia!

Wir sind aber auf dem Weg zum Silver Falls State Park. Von dem haben wir in einem amerikanischen YouTube-Voideo erfahren, sehr gute Ergänzung zu Reiseführern, in denen dieser sehr sehenswerte Park nicht auftaucht. Wir stellen unser Auto ab, zahlen die 5 $ Eintritt (für das Auto), ziehen die Wanderstiefel an uns starten.

Für uns kommen heute der „Trail of Ten Falls“ mit 7,2 Meilen oder die „Winter Falls Loop“ mit 5,0 Meilen und 7 Wasserfällen in Frage. Der zweite ist anfangs deckungsgleich mit dem ersten, kürzt dann aber am Ende etwas ab. So können uns später entscheiden, welche Strecke wir gehen wollen. Es geht zunächst in den Canyon hinab und am Ende wieder hinauf auf den Rand. Der wunderschöne Trail führt uns neben, an, vor und sogar hinter die Wasserfälle. Dazu ist das Wetter bestens und die Wegführung atemberaubend. Hinzu kommt eine Mischung aus Regenwald und Mammutbaumfeeling, bemooste Bäume, viele Farne und ein Farbenspiel, das seinesgleichen sucht.

Am Anfang stehen die „South Falls“ - wir stehen erst oben an der Kante, dann seitlich, dann hinter dem Wasserfall ungefähr auf der Mitte der Höhe und dann unten. Toll! Weiter geht es zum „Lower South Fall“, „Lower North Fall“, „Double Fall“, „Drake Fall“ und den „Middle Falls“. Wir entscheiden uns dann für die kürzere Variante über den Winter Trail zum Rim Trail. So verpassen wir zwar die letzten drei Wasserfälle, haben aber etwas mehr Ruhe bei der Weiterfahrt. Ich bin ja derjenige, der unseren Nissan noch 2,5 Stunden bis Bend reiten muss. Und müde Cowboys sind keine guten Cowboys.

Der Trail war einfach super. Allein diese Ruhe, die nur selten gestört wurde. Wie sagte Gabi? „Lass mal die Plappermäuler vorbei!“ Zu letzteren gehören wir beide ja nun mal wirklich nicht (privat! - die Einschränkung muss ich machen). Es gibt aber die hier nicht ganz seltene Gattung der Plappermäuler („Homo Sapiens Paperlapapp“), die einen in unberührter Natur zum Wahnsinn bringen kann. Die lassen wir dann regelmäßig vorbei. Das Schlussstück auf dem Rim Trail führt nochmal durch ein fantastisches Waldgebiet. Hier wächst meine Vorfreude auf die großen Redwoods in Nordkalifornien in einer Woche. Aber die hier sind auch echt fett - sowas kennt man in Europa nicht.

Nach fast 3 Stunden sind wir wieder am Auto. Gute 10 Kilometer sind auf der Uhr und gut 550 Höhenmeter runter und wieder rauf. Von der Anstrengung her ist das kein Vergleich zu der ähnlich bemessenen hochalpinen Tour am Mt Rainier letzte Tage; merken tun wir es dennoch.

Wir fahren nach Bend. Dabei durchqueren wir wieder unendliche Weiten nur mit Wald. Nebenstrecke, keine Interstate. Die Straße windet sich hinauf und hinab in sanften Schwüngen. Um 17:00 Uhr sind wir im Motel. Auspacken, Technik laden und richten, umziehen und ab zum Abendessen. Hunger!

Gleich nebenan ist Mel’s Sports Bar. Klingt nach Bier vom Fass - richtig! Und klasse Sandwiches macht er - nehmen wir. Dazu läuft American Football im Fernsehen. Zum Nachtisch noch einen Rye-Whiskey. Klasse! Und preislich alles absolut im Rahmen.

Jetzt ist auch das Tagebuch fertig und einige Fotos sind auch vorbereitet. Ich habe mal nicht alles genommen an Wasserfällen - möchte euch ja nicht überfordern.

Frage: ist das nicht langweilig mit all den Wasserfällen? Antwort: keinesfalls! Denn auch hierbei gilt: der Weg ist das Ziel! Wir wandern auch ohne besondere Sehenswürdigkeiten gerne und da sind die Wasserfälle absolut willkommen. Und Wasserfall ist ja nicht gleich Wasserfall:

Es gibt die mit ganz viel Wasser und die mit wenig - oder sogar jahreszeitlich ohne Wasser (wie heute die „Winter Falls“). Manche liegen in der Sonne, andere verstecken sich im Schatten. Die einen sind leicht zu erreichen, andere müssen hart erwandert werden. Dann gibt es die ganz dünnen und die fetten, breiten - die hohen, eventuell in mehreren Stufen und die eher flachen. Für den Fotografen stellen sich Fragen: „Hochformat oder Querformat?“ Stativ? Belichtungszeit? Eher das Wasser „einfrieren“ oder „fließen lassen“? Graufilter oder nicht? Einen natürlichen „Rahmen“ finden? Person einbeziehen, um die Größe zu zeigen? Und das ist noch lange nicht alles. Ich freue mich auf weitere Wasserfälle in den kommenden Tagen - ihr hoffentlich auch …


Tagesetappe: 314 Kilometer
Übernachtung: Cascade Lodge****, 420 Southeast 3rd Street, Bend, OR 97702

Vertcal World

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Jürgen im Hoh Rain Forest, Spruce Nature Trail, Olympic NP, WA

Die Nacht im Aircrest Motel war recht gut - ganz anders das Internet. Nicht vorhanden, würde ich mal sagen. Keine Chance, die Website hochzuladen. Na dann später - hoffentlich. Wir sind schnell fertig, zum „Frühstück“ gibt’s hier Kaffee, den wir in unsere Yeti-Becher zapfen. Da bleibt er bis mittags heiß.

Ich bin gedanklich schon im Wald, doch Gabi möchte unbedingt noch kurz zur Marina. Gute Idee - zumal die gleich um die Ecke ist. Die Möwen haben wir schon im Motel schreien hören. Bis auf das Möwengeschrei ist es aber sehr ruhig an der Marina. Der Tag erwacht gerade erst um 07:30 Uhr. Wir schlendern über den Hollywood Beach, statten dem City Pier einen kurzen Besuch ab und fangen Sandwiches und einen Blueberry Lemon Crumble Muffin (hab ich mir gemerkt, den Namen - jawohl!) für Gabi. Alles selbstgeknetet, geformt und an den Start gebracht von der netten Melanie.

Wenige Augenblicke später sind wir auf dem Highway No. 101, der heute den größten Teil der Strecke unser Freund ist. Schon bald biegen wir ab in das romantische Elwha River Valley. Hier erwartet uns der erste Wasserfall unseres diesjährigen Aufenthaltes - die Madison Falls. Auf dem Weg durch den verwunschenen Wald mit den riesigen Bäumen fragt Gabi, ob ich das Mottolied dieses Waldes kenne? Genau: Fragezeichen! Da singt sie: „Was müssen das für Bäume sein, wo die großen E-le-fan-ten spa-zier-en-gehn, ohne sich zu stoßen?“ Ich werde wahnsinnig - da pflanzt sie mir früh morgens so einen alten Ferienlagergassenhauer ein. Den Ohrwurm werde ich jetzt den ganzen Tag nicht mehr los! Na warte …

Hatte ich die Kernelemente der aktuellen Tour genannt? Hier sind sie: Bäume, Berge, Wasserfälle, Beaches und Vulkane. Heute gibt es einige davon - vor allem Bäume und Wasserfälle. Irgendwie gucken wir den ganzen Tag staunend nach oben. Ich muss mich wirklich zwingen, auch mal ein horizontales Foto zu machen. Die Kamera schwingt immer ganz von selbst in die Vertikale. Nicht typisch für Landschaftsfotos, der „Portraitmodus“ - heute schon: vertical world!

Hier ist noch gar nichts los um diese Zeit. Das ist genau richtig, um sich mal wieder an die Fotografie mit Graufilter zu gewöhnen: Stativ aufbauen, Kamera drauf, ISO („Filmempfindlichkeit“) auf 100 fix, Ausschnitt und Blende wählen, fokussieren, Belichtung merken. Belichtung, ISO und Blende unter Angabe der Stärke des Graufilters (heute mal 8-fach) in eine passende App auf dem iPhone eingeben (damit man nicht alles selber rechnen muss). Belichtungszeit ablesen und Blende und Zeit im manuellen Modus an der Kamera eingeben. Graufilter draufschrauben, ohne etwas zu verwackeln (apropos: Verwacklungsschutz am Objektiv ausschalten) und dann - auslösen. Für den nächsten Bildausschnitt alles wieder von vorn. Von wegen knipsen - Fotografie ist mit Arbeit verbunden! Aber so gelingen diese schönen, lang belichteten Aufnahmen mit „fließendem“ Wasser und glatten Wasseroberflächen.

Nächster Stop: der Lake Crescent. Hier beginnt der Marymere Falls Trail zu den gleichnamigen Wasserfällen. Wieder sehr schön und am Ende statten wir der Lodge und dem See noch einen Besuch ab.

Dann steht das Sol Duc Valley an - wieder geht es einige Zusatzmeilen in ein Nebental. Wir schwingen sanft im Auto über die gewundene Straße dahin. Eva Cassidy sing zwei ihrer traurigen Lieder, begleitet nur von einer schönen akustischen Gitarre. Da meint man zu schweben in diesem Zauberwald. Und dann gesellt sich wie durch ein Wunder noch die schöne Instrumentalfassung von „Moon River“ hinzu, die ich im April bei einigen besonderen Momenten des Abschieds von einem ganz lieben Menschen gespielt hatte. Für einen längeren Moment sind wir nicht mehr allein im Auto unterwegs …

Bei den Salmon Cascades machen wir Halt. In den Stromschnellen kann man zur richtigen Jahreszeit Lachse springen sehen - heute machen nur die Stromschnellen Eindruck. Gabi schaut sie sich von einem erhöhten Standpunkt aus an -ich klettere hinunter und komme dem Wasser sehr nahe. Die Sol Duc Falls müssen wir diesmal ausfallen lassen - keine Parkmöglichkeiten und die Zeit wird irgendwann knapp.

Am Pleasant Lake legen wir eine kurze Mittagspause ein und verputzen Sandwich und Obst.

Den Hoh Rain Forest mussten wir 2018 auslassen, weil er gesperrt war. Heute ist offen und das nutzen wir trotz der fortgeschrittenen Zeit aus: nur 15 Minuten Wartezeit am Einlasshäuschen - aber die 20 Meilen bis zum Trailhead waren schon jede Mühe Wert: tolle Strecke!! Wir nehmen den Hall of Mosses Trail und den Spruce Nature Trail unter die Wanderstiefel - die tatsächlich in den Koffer gepasst haben. Die werden uns gute Dienste tun, denn Wanderungen soll es einige geben dieses Jahr. Die beiden Trails sind wirklich atemberaubend. Bemooste Bäume überall, sattes Grün, viele Farne, auf Fallholz wachsen neue Bäume etc. Das Stativ tut wieder seine Dienste und um 17:00 Uhr sind wir fertig - im wahrsten Sinne des Wortes.

Nun noch 2,5 Stunden Autofahrt bis Ocean Shores - weitere Stopps erübrigen sich. Wir sind froh, als wir das Motel gegen 19:20 Uhr erreichen. Wir bekommen ein tolles Zimmer und kurven gleich weiter zu Bennet’s Fish Shack. Hier am Pazifik muss es Fisch sein heute Abend. Besser: Fish & Chips & Prawns & Käse mit Jalapenos - alles (wirklich alles!) frittiert. Dazu ein Bier. Schnaps wäre jetzt nicht schlecht, aber ich muss ja noch die paar Meter zum Motel zurück. Für einen Verdauungsschnapps würde ich selbst jetzt, 2 Stunden später noch was geben.

Das war ein supertoller Tag, wenn auch ganz schön anstrengend. Das WIFI im Grey Gull Motel ist klasse. Als wir essen waren habe ich die Inhalte von gestern schon hochgeladen. Jetzt folgen Fotos und Tagebuch von heute. Dann werden wir ins Bett fallen - ab in die Horizontale! Morgen wartet der erste Vulkan, da freuen wir uns schon jetzt.

Tagesetappe: 383 Kilometer
Übernachtung: Grey Gull***, 651 Ocean Shores Boulevard Northwest, Ocean Shores, WA 98569

© 2022 Gabi & Jürgen