Tagebuch




"You say goodbye ..."

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Jürgen am International Airport San Francisco, CA

… and I say hello!“ Hello again, zum letzten mal für diesen Urlaub. Da sind wir wieder - gut zu Hause angekommen. So eine Rückreise ist ja nie das Schönste dabei und auch dieser späte Beitrag ist dem Jetlag zuzuschreiben.

Wir kommen zeitig weg aus dem typischen, für San Francisco aber guten und vor allem gut gelegenen Motel an diesem Freitagmorgen. Die Route zum Airport hat das TomTom auf meinem iPhone mit 3 Alternativen angeboten. Wir nehmen die Route am Pazifik entlang. Die ist zwar länger, erspart uns aber einige Baustellen. Es ist ein ziemliches Gegurke und das Ganze dauert schließlich doch eine geschlagene Stunde. Keine einfache Fahrt - mehrfach muss ich die Verkehrsregeln etwas zu meinen Gunsten interpretieren und schraffierte Flächen ignorieren. Das ist schon anstrengend hier mit so vielen Spuren und Abzweigungen in mehreren Etagen. Da Autofahrer:innen hier aber entspannt sind ist es auch für mich nicht allzu aufregend.

Kilometerlang geht es auch am Pazifik entlang über eine weniger befahrene Straßen (25 mph). Am Straßenrand zahllose Strandbesucher, die sich am Auto in ihre Schwimm- und Neoprenanzüge schälen. Surfbretter schauen aus Kofferräumen heraus. Am Strand: Jogger. Aktive Menschen, wohin wir schauen und auch ältere, die beschwerlicher, aber in aller Ruhe dort spazieren.

Um 10:30 Uhr sind wir den Mietwagen los. Er hat treu zu uns gehalten, der Nissan. Die Abgabe ist wie immer eine Sache von keinen 5 Minuten. Mit dem Skytrain fahren wir zum International Terminal. Dort scannen wir unsere digitalen Bordkarten, bekommen die Kofferanhänger gedruckt und sind kurz darauf auch das Gepäck los. Nun durch die Pass- und Sicherheitskontrolle. Alles geht sehr zügig. So können wir noch bei der „Asia-Box“ zwei Portionen Chicken-Curry holen und gemütlich verspeisen. Scharf war das, aber sehr lecker. Gabi macht ein Bild, wahrscheinlich das einzige des Tages. Im Hintergrund winken die Beatles - da winke ich auch mal.

Nun warten wir aufs Boarding. Da hier ultraschnelles Free Wifi ist, konnte ich gerade sogar die Website hochladen. Das wäre im Motel undenkbar gewesen. Ich melde mich aus dem kalten Deutschland nochmal.

Nun - und da bin ich wieder: „hello again!“ Nicht nur das Wifi am Airport SFO war ultraschnell - die United Airlines waren es auch. Nein, nicht beim Boarding. Das war organisiert unorganiert vom Feinsten. Die Fluggäste in Gruppen einteilen (1-5), dann aber nicht klar kommunizieren, wer sich wo anzustellen hat. Dann auch noch willkürlich immer wieder Leute aus dem proppevollen Warteraum vorziehen und das Chaos ist komplett. Mit einer Stunde Verspätung starten wir. Der Plan des Reisebüros ist aufgegangen: wir haben in der 3-4-3-Bestuhlung Fenster und Gang kostenpflichtig reserviert und unser Mittelplatz bleibt leer - als einer der wenigen. So haben wir mehr Platz als sonst. Und der Kapitän sagt an, dass wir mehr getankt haben als nötig und die verlorene Zeit wieder wett machen. Versprechen gehalten. Noch nie (!) habe ich auf der Geschwindigkeitsanzeige die 1.198 km/h gesehen. Gestern schon, das ist knapp unter der Schallgeschwindigkeit. 20 Minuten vor der Zeit landen wir in Frankfurt. Von SFO nach FRA in 9 Stunden und ein paar Minuten - für mich ist das absolut rekordverdächtig.

Mit dem Bus zum Terminal, Gepäckausgabe, Passkontrolle (nur elektronisch) und ab geht es zum Fernbahnhof. Dort haben wir auch zügig Anschluss und um 13:00 Uhr sind wir in Duisburg, wo uns Johanna und Hott schon erwarten. Koffer ins Auto, ab nach Hause. Auspacken - Mittagsschlaf, das war es.

War es das? Natürlich nicht. Es bleiben die Erinnerungen an drei wunderschöne Wochen. Die kamen uns mal wieder so lang vor. Das geht nur, weil jeder Tag so viel Neues bereit hält und dann auch noch so viel anders ist als der Alltag, dass dieser ganz aus der Betrachtung verschwindet. Auch wenn bei einigen Gesprächen dienstliche Bezüge zur Situation in Deutschland hergestellt werden mussten, so konnten wir doch sehr gut abschalten.

„Wir“ ist natürlich auch ganz wichtig für unseren Urlaub. Gemeinsam macht das alles viel mehr Spaß und so, wie wir es machen, geht es auch nur gemeinsam. Gabi und ich sind nicht nur perfekt aufeinander eingespielt, wir machen uns die Zeit gegenseitig auch zu einem echten Ausnahme-Erlebnis. Und das ist so eine dreiwöchige Auszeit ja auch. Wir haben die richtige Mischung aus konditionell anspruchsvolleren und ruhigeren Wanderungen und Tagen gefunden. Es waren wirklich drei wunderschöne, gemeinsame, gesegnete, unbeschwerte und dankbare drei Wochen.

Gesegnet auch, weil 4.500 km auf den kurvigen Straßen wieder mal unfallfrei und ohne Ausfälle blieben. Und weil wir uns weder auf dem Hinflug, noch in der Urlaubszeit mit Corona ansteckten oder aus anderen Gründen ausfielen. Mein kleiner Stolperer im Smith Rock SP blieb glücklicherweise ohne Folgen. Gesundheit ist das allerwichtigste und „unfit“ hätten wir unser Programm nicht erleben können. Unbeschwert war es tatsächlich auch. In Supermärkten oder anderen „Engstellen“ mal eine Maske aufzusetzen ist ja inzwischen normal für uns alle. Ansonsten war es eigentlich „wie immer“ und aus meiner Betrachtung waren das tatsächlich endlich seit 2020 mal wieder 3 unbeschwerte Wochen im wahrsten Sinne des Wortes.

Dankbar dürfen wir dafür sein, so etwas überhaupt machen zu können und wir wissen dieses Privileg zu schätzen.

In diesen Zusammenhang gehört aber auch der Blick auf die Schattenseiten. Da fallen mir zunächst die Obdachlosen vor allem in den Großstädten Seattle und Portland, aber auch in kleineren Orten wie Eureka ein. Klar - die gab es schon immer, aber jetzt waren sie irgendwie präsenter mit ihren Zelten auf dem Bürgersteig u.ä. Unsicher haben wir uns nie gefühlt, aber die armen Menschen können einem schon sehr leid tun. Die Schere zwischen Arm und Reich ist in den USA noch merklich größer als hier bei uns.

Und: die Lebenshaltungskosten sind auch in den USA nochmal gestiegen. Obst, Gemüse, Lebensmittel insgesamt, Getränke und vor allem die Preise in Restaurants und die Hotel-/Motelkosten sind teuer. Dazu kommt die ewige Trinkgeldthematik. Mit Blick auf eine Urlaubsplanung kommt für uns Europäer erstmals erschwerend hinzu, dass der Dollar über einen Euro kostet.

Positiv überrascht waren wir darüber, dass hier inzwischen viele Elektrofahrzeuge, insbesondere der Marke Tesla, unterwegs waren. Energie ist dort ja bislang kein Problem und die Anzahl der Lademöglichkeiten ist enorm ausgebaut worden. Das ist im Grunde eine sehr gute Entwicklung.

Wir haben jedenfalls wieder sehr viele neue Eindrücke gesammelt, Natur vom Feinsten erlebt und sehr nette Leute getroffen. Dazu haben wir viele Fotos im Gepäck, die nun gesichtet, bearbeitet und genossen werden wollen. Auf der Website ist ja immer nur eine schnelle Auswahl zu finden. Unser Plan, viel hautnah zu den Themen Vulkanismus, Wälder und Bäume, Seen und Flüsse zu erleben und auch den Pazifik immer wieder mal im Blick zu haben, ist voll aufgegangen. Und durch die Erlebnisse und Erläuterungen am Wegesrand und in den Besucherzentren haben wir unseren Horizont erweitern können. Mehr Microbreweries und Bierverkostung ging auch nicht. Dieses Konsumverhalten wird sich in den kommenden Monaten vergleichsweise wieder gegen Null reduzieren.

Ich sage ganz herzlichen Dank an alle „Mitreisenden“ für das Interesse und die freundlichen Rückmeldungen zwischendurch. Auch das hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht und mit dem Tagebuch etc. haben wir beide ja unsere Erinnerungen (auch für uns) für immer eingefangen. Ernsthaft: ohne wüssten wir teilweise gar nicht mehr, was wir an einzelnen Tagen so alles erlebt haben. Bleibt gesund und munter, ich hoffe auf zahlreiche Treffen außerhalb der virtuellen Welt und einen guten Winter.

Was nächstes Jahr anliegt? Wer weiß. Bezüglich Urlaub sind wir sicher, dass wir nicht zum letzten Mal in den USA waren. Dazu müssen sich die Rahmenbedingungen aber zunächst wieder etwas ändern. Jedoch: die Welt ist groß und Auszeiten dieser Art werden wir auch in Zukunft benötigen. Vielleicht ist ja auch nächstes Jahr wieder der „Wilde Westen“ möglich - ansonsten finden wir sicher eine schöne Alternative. Die Beatles haben uns gestern zum Abschied gewunken. Ich winke auch. Und wenn die Beatles singen „You say goodbye and I say hello, hello, hello, I don’t know why you say goodbye, I say hello!“ so gilt das hoffentlich auch bald wieder für uns: auf einer neuen Reisewebsite!

Tschüss - euer Jürgen mit der lieben Gabi.


Tagesetappe: 9.149 Kilometer (geflogen)
Übernachtung: United Airlines

Peanuts - and the Bridge

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Gabi & Jürgen im Charles M. Schulz Museum, Santa Rosa, CA

Super Frühstück, bestes Hotel der Reise, aber eine Matratze, die mit Seegras gefüllt zu sein schien. Habe ich so zurück gemeldet - wurde dankend angenommen, die im Grunde positive Kritik. Die Nacht war dennoch erstaunlich gut.

Es ist wieder warm, als wir aufbrechen und der Petrified Forest liegt an der Wegstrecke. Wir stellen aber fest, dass das ein privates Unternehmen ist. Den Einritt ersparen wir uns - versteinerte Bäume, die wirklich faszinierend sind, haben wir schon in Hülle und Fülle gesehen (Asche auf unser Haupt - was sind wir verwöhnt). Aber der Petrified Forest NP in Arizona ist überragend. Und Charlie Brown wartet ja auch.

Nun ja - angekommen in Santa Rosa warten wir zunächst auf Charlie Brown - nicht er auf uns. 2013 waren wir bereits hier vor den Toren. Die Wartezeit bis zur Öffnung war aber damals zu lang. Heute wollen wir uns Zeit lassen. Das Museum öffnet in der Woche aber erst um 11 Uhr. So müssen wir doch noch warten, machen ein paar Fotos draussen mit den Figuren und haben einfach Spaß.

Ich persönlich finde ja, dass die Peanuts neben Asterix & Obelix die wirklich ansprechendsten Comics aller Zeiten darstellen. Die Art und Weise von Charles M. Schulz (der übrigens deutsche Vorfahren im Stammbaum hat), Dinge so kurz und knackig auf den Punkt zu bringen, sind m.E. absolut grandios. Und die tragische, aber absolut liebenswerte Figur Charly Brown mit seinem Snoopy und all den anderen Charakteren liegen mir sehr am Herzen. Gabi teilt diese Begeisterung! Sehr schön!!

So machen wir in der Wartezeit bis 11 Uhr ein paar Aufnahmen draussen. Nicht fehlen darf die psychologische Beratung, die regelmäßig Lucie obliegt - ein Peanuts-Running-Gag. Dann öffnet das Museum, wir lösen unseren Ermäßigungs-Coupon ein, den Gabi heute morgen im Hotel noch gefunden hat und bestaunen die Ausstellung. Supermodern und toll aufbereitet.

Im Erdgeschoss: vorwiegend Bilder, Skulpturen, Kunstwerke von den Lieblingen. Im ersten Obergeschoss finden sich dann viele persönliche Gegenstände von Charles M. Schulz inkl. seiner Sportausrüstung (Spitzname „Sparky“) und einem Nachbau seines Arbeitszimmers. Dazu gibt es viele Originale etc. und sogar einen Klassenraum, in dem Kinder, ganze Schulklassen, aber auch Erwachsene basteln und malen können - alles mit den vertrauten Motiven.

Ein sehenswertes Kunstwerk füllt die Stirnwand des Gebäudes über zwei Etagen (wer bei der Gesamtansicht genau hinschaut sieht oben links auch Snoopys Hundehütte, verhüllt von den Christos wie einst der Reichstag). Die immer wieder verwendete Szene, in der Lucie Charly den Football hält, ihn dann aber wegzieht, wenn er schießen will (und er glaubt immer wieder aufs Neue, dass sie es diesmal nicht tut - vergeblich). Beim näheren Hinscheuen besteht das Bild aus unzähligen keinen Comics, die in ihrer schwarz-weiß-Ausgestaltung und geschickte Anordnung eben dieses Großbild ergeben. Klasse!

Gabi mag es übrigens, mich beim fotografieren zu fotografieren. Das Bild, das sie gestern mit ihrem iPhone vor dieser Wand von mir geschossen hat, gehört ab jetzt zu meinen absoluten Lieblingsbildern dieser Art. Ich finde das sehr gelungen.

Im Garten finden wir dann noch einen weiteren Running-Gag: den Drachen-fressenden Baum. Oben hängt so ein armes Exemplar, das Charly nicht retten konnte. Zum Abschluss meint Gabi, dass unbedingt noch ein Foto mit mir und Linus mit Schmusedecke und Bleistift gemacht werden muss. Es geht um den Bleistift, nicht die Schmusedecke! Passt zu meiner Tätigkeit als rasender Reporter hier im Urlaub, meint Gabi.

Das war ein wirklich toller Vormittag und wir fahren bei bestem Wetter nach Sausalito. Hier waren wir schon mehrfach, mögen es aber sehr, ein Stündchen am Jachthafen und den Hausbooten herumzuschlendern in der warmen, kalifornischen Mittagssonne.

Der Weg in die Marin Headlands mit den schönen Aussichtspunkten auf „meine“ Golden-Gate-Bridge (die gehört für mich einfach dazu bei einem Kalifornienaufenthalt) hat sich geändert und ich muss ein Wendemanöver durchführen, das Gabi den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Die Conzelman Road ist nämlich wegen der vielen Radfahrer nun Einbahnstraße und nur von oben zu befahren. Dahin kommt man nur „hinten rum“ und muss vorher durch einen langen Tunnel fahren.

Die Ausblicke sind mal wieder toll und wir überlegen, ob sich ein schmaler, breiter Druck der Brücke gut in unserem demnächst renovierten Gäste-WC machen könnte.

Um 15:00 Uhr checken wir im Motel ein - das Zimmer ist erstaunlich gut und sogar ohne den sonst meist obligatorischen Teppichboden ausgestattet. Alle Sachen raus aus dem Auto - alle! Die Koffer müssen gepackt und dazu die Inhalte inkl. Handgepäck etc. neu sortiert werden. Das machen wir aber nicht bei dem schönen Wetter!

Hier kennen wir uns ja gut aus. Wir gehen um die Ecke und die Chestnut Street hinunter, wo der Besuch des hiesigen Apple-Stores (nur gucken, nicht kaufen) einfach dazu gehört. Dann schlendern wir hinunter zur Marina und von da ins Chrissy Field mit dem Wanderweg, der Beach und dem immerwährenden Blick auf die Brücke. Hier habe ich die Welt im Döschen. Das Jungvolk joggt, was das Zeug hält und auch die Kite-Surfer geben ihr Bestes. Wir gehen einige Kilometer, setzen uns dann und schauen dem Treiben zu. So schön!

Auf dem Rückweg suchen wir auf der Chestnut etwas zu essen. Gar nicht so einfach, denn hier reiht sich Restaurant an Restaurant und man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Schließlich finden wir einen Italiener, bei dem Gabi ihre heißersehnten Nudeln und eine Margarita und ich nochmal eine wirklich sehr gute „Hot Salami Pizza“, begleitet von Hazy IPA bekomme. Das „DelaRosa Restaurant“ werden wir uns merken.

Jetzt ist es aber genug, oder? Naja - wenn da nicht direkt vor dem Motel inzwischen das „Westwood“ geöffnet hätte. Hier spielen Jungs Pool, ein DJ macht zu laute Musik und der ganze Laden ist echt „Western-Saloon“ inkl. einer Theke bis zum Horizont und Bullriding. Einer geht noch, denken wir, setzen uns an die Theke und genießen die Atmosphäre. Ein wunderbarer Ausklang dieses Tages.

Ich habe die Fotos schon fertig und das Tagebuch angefangen. Gabi hat einen Koffer schon zu. Der Rest folgt morgen früh (und ist nun auch erledigt).


Tagesetappe: 130 Kilometer
Übernachtung: Lombard Plaza Motel**, 2026 Lombard Street, San Francisco, CA 94123

Calistoga Firefighters

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Jürgen bei der Calistoga Fire Station No. 1, Calistoga, CA

Überraschung zum Frühstück; das Angebot wechselt hier täglich: ich kann mein allerbestes Breakfast-Enchilladas-Gesicht aufsetzen. Lecker, diese mexikanischen Taco-Rollen, gefüllt mit Rührei und den kleinen Bratkartoffeln, überbacken mit Tomatensoße und Käse. Da könnte ich mich reinsetzen. Und ich bin so froh, dass wir letztens in Südtirol so viele Sport-T-Shirts für mich gekauft haben. Die kommen hier prima zum Einsatz. Ich fühle mich wirklich wohl in denen nachdem ich jahrelang eher kein T-Shirt-Fan mehr war.

Heute ist so ein typischer Transfer-Tag. Rd. 180 Meilen sind völlig unproblematisch in 3 Stunden erledigt. Rauf auf die Interstate 5 in Richtung Süden, 100 Meilen geradeaus mit 65 mph, dann durch die Berge mit 55 mph gen Südwesten schwingen. Wir müssen unserer final Destination San Francisco näher kommen und haben uns als Zwischenübernachtung Calistoga in der Weinregion, direkt am Napa- und Sonoma-Valley ausgesucht. Gute Wahl, ein sehr schöner Ort.

Da unser Zimmer so früh noch nicht fertig ist, schlendern wir nach Downtown. Die ist nur 5-10 Minuten entfernt und hat hübsche Häuschen aufzuweisen. Im alten Bahnhof befindet sich nun eine Mischung aus Souvenir-Shop und Bar, die angrenzenden Wagons werden gerade zu kleinen Geschäften umgebaut.

Überall gibt es Spas und die Möglichkeit, Wein-Tastings zu machen. Das Publikum hier ist aber eher „gehoben“ und die Preise haben sich gedacht: dann wollen wir auch so sein. Die meisten Probierstuben sind gleichzeitig kleine Kunstausstellungen - alles sehr nett. Gabi findet die Kleider in einem Geschäft sehr süß. Wir gehen rein und kaufen sogar noch ein Mitbringsel (nein, kein Kleid!).

Die Feuerwehr fährt vorbei und ich schieße schnell ein Foto. Direkt um die Ecke scheint ihr Headquarter zu sein - da gehe ich doch mal kurz gucken. Aus „kurz“ werden gut 30 Minuten. Mir gefällt das Banner zur Brandschutzerziehung mit dem Hinweis, dass man seine Fluchtwege immer im Voraus kennen sollte. Das kann man nicht oft genug sagen und ich mache ein Foto von diesem guten Beispiel. Da kommt ein junger Firefighter; es ist der, der gerade die Engine eingeparkt hat.

Sofort sind wir im Gespräch - sie hatten letzte Tage hier eine Aktion für Kinder und Jugendliche und daher hängt das Banner noch dort. Ich erzähle wieder von unseren über 2.500 ehrenamtlichen Firefightern im Kreis Kleve und bestaune die Fahrzeuge. Besonders angetan hat es mir ein geländegängiges Monstrum von SUV-Truck. „Bevorzugt für Waldbrandbekämpfung?“ - vermute ich und ernte Zustimmung. Sofort schnappt er sich sein Handy und zeigt mir Videos aus Waldbrand-Einsätzen 2020, an denen er mit „seinen“ Fahrzeugen beteiligt war. Man, man - so ein Feuer möchten wir bei uns nicht erleben.

Bei Gabi stand ich inzwischen auf der Vermisstenliste und sie gesellt sich zu uns. Ich mache das Foto vom „Monster-Truck“ und er findet es große Klasse. Ob wir Lust haben, einen Blick in ihr kleines „Museum“ zu werfen? Interessierte Besucher hätten sie nicht so oft! Klar möchten wir das sehen! Die anderen Feuerwehrleute wundern sich, als er mit uns durch die Halle ins Nebengebäude stiefelt. Ein Feuerwehrauto von 1925 haben sie hier und weitere historische Feuerwehrausrüstung. An der Wand: die Stars and Strips, geflochten aus Feuerwehrschläuchen. Habe ich auch noch nie gesehen.

Am Ende frage ich ihn, ob sie eine Kaffeekasse haben? Ja, aber er möchte nichts annehmen. Ich frage, ob sie denn etwas verkaufen? Ja: T-Shirts. Nun, damit fange ich nicht so viel an. Er hat aber auch ein Ärmelabzeichen anzubieten. Klar, das würde ich nehmen. Da es aber nicht „ihr“ Originales ist fragt er die anderen, ob er mir nicht das „Echte“ mitgeben darf? Darf er! Super. Ich gebe einen kleinen Betrag und den gleichen nochmal für die Kaffeekasse. Nö, will er nicht, dafür bekomme ich das zweite Abzeichen dann auch noch. Die bekommen einen Ehrenplatz in Kleve; das war ein toller Besuch - made my day!

Wir kehren in der Calistoga-Inn-Brewery ein und ich gönne mir nochmal eine kleine Probe der hiesigen Biere. Gefällt mir auch gut. Gabis Cider vom Fass kostet fast das gleiche wie meine 6 Gläschen. Auf der anderen Straßenseite schlendern wir zurück. Es gibt auch schöne Mureals (Wandbemalungen) und den ein oder anderen schicken Flitzer.

Wir bekommen die Zimmerkarten, packen die Sachen aufs Zimmer und Gabi eilt an den Pool. Schön ruhig - sie ist alleine. Ich mache schon mal die Fotos fertig und folge ihr dann. Gemeinsam sind wir faul.

Jetzt ist das Tagebuch auch geschrieben und wir gehen nochmal in den Ort, eine Kleinigkeit essen. Dann schreibe ich gleich nur nach den Schlusssatz und bin fertig.

So - zurück vom Abendessen. Wir konnten immerhin draussen sitzen in der „Palisades Eatery“ und den vorbeiflanierenden Fregatten in ihren Kleidchen zusehen. Mein Shrimp-Burrito war auch wirklich gut. Gabis Truthahn-Wrap war eher mäßig, die Beilagen (onion rings und „garlic cheese bread“) sehr fettig. Da sind wir froh, uns im geräumigen Zimmer kurz richten und desinfizieren zu können. Und dieses Best-Western hat einen sehr schönen Außenbereich, in dem wir nun gleich bei einem Glas Wein noch sitzen werden. 19:15 Uhr; so früh war ich noch nie fertig in diesem Urlaub mit der Website. Das war ein sehr entspannter Tag.

Morgen heißt es, Blumen in die Haare zu flechten - denn es geht nach San Francisco. Yippieh!


Tagesetappe: 282 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Stevenson Manor***, 1830 Lincoln Avenue, Calistoga, CA 94515

To the waters and the wild

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Jürgen an den Burney Falls, McArthur Burney Falls Memorial SP, CA

Nach sehr gutem Frühstück steuern wir den McArthur Burney Falls Memorial State Park an. Den hatten wir vor Jahren schon im Auge - er lag bei unserer Stippvisite in Redding dann aber leider doch zu weit weg. Jetzt, mit den Übernachtungen in Redding, ist die Stunde Fahrtzeit bis zum Statepark (10 $) schnell gefahren. Auf dem Weg stoppen wir an einem Viewpoint - wie gehabt: Vulkane erkennt man hier schon an ihrer Form. Auf dem Bild: „Burney Mountain“.

Wir gehen den Burney Falls Loop Trail. Der beginnt oben am Overlook, wo ich zum ersten mal das Stativ und die Graufilter auspacke. Sehr schöne erste Ansicht! Dann geht es nach unten, an den Fuß der Fälle - beeindruckend und gigantisch. Je näher dran, umso mehr „spray“. Sogar ein Angler hält sich tapfer hier unten in der Gischt.

Die Fakten: Höhe: 40 Meter, Tiefe des Pools: 6,7 Meter, Wassertemperatur: 5,5 bis 8,8 Grad Celsius. 378 Millionen Liter Wasser stürzen sich hier jeden Tag (!) in die Tiefe. Das Naturerlebnis ist großartig: die frische Luft, die Wärme, die kalte Gischt der Wasserfälle, der ohrenbetäubende Sound. Aber dennoch: alles sehr friedlich! Normalerweise ist der Park stark frequentiert - wir sind aber offensichtlich schon in der Nebensaison. Das gefällt uns sehr.

Auch der weitere Weg über den Loop-Trail, eine Brücke und wieder hoch an die Wasserfälle ist besonders ruhig und ansehnlich. Herbstfarben tun sich auf. Vögel fliegen umher, außer uns: niemand zu sehen. Oberhalb der Fälle fließt der Fluss (was soll er auch sonst tun?) In aller Ruhe seinem Sturzflug entgegen.

Wir halten ein kleines Obstpicknick und überlegen, was nun zu tun ist. Gabi hat in einer Zeitschrift vom „Castle Craggs SP“ mit schönen Ausblicken auf den Mount Shasta gelesen. Das ist nur ein kleiner Umweg - versuchen wir. Die Fahrt dahin alleine ist schon Klasse. Zwischendurch eine Baustelle - die gibt es hier häufiger. Immer sind sie sehr gut angekündigt. Und immer steht ein „Flagman“ oder eine Frau dort und stoppt dich. Meist kommt dann auch ein Pilotfahrzeug, dass die wartende Gruppe durch die Baustelle führt. Super organisiert; und: hier siehst du, dass sie mit aller Kraft daran arbeiten, schnell fertig zu werden. Oft wird das flankiert von Schildern: „Your taxes at work!“ Finde ich passend!

Dann kommt die Sekunde, in der uns der Mund offen steht: lange Straße, nur geradeaus. - bis zum Horizont. Sie schwingt sich achterbahnmäßig auf und ab. Rechts und links: dichter Wald. Voraus, mitten zwischen den Wipfeln: der Mount Shasta mit seiner Schneekuppe - kristallklar, kein Dunst. Das ist ein atemberaubendes Bild. Ich schwimme wie immer im fließenden Verkehr mit, allerdings gerade im Moment als „Führungsfahrzeug“ nach der Baustelle eben. Als ich darüber nachdenken, wie ich das wohl aufnehmen würde (lange Brennweite, um die Straße zu verdichten und den Vulkan noch größer erscheinen zu lassen) ist die Chance auch schon vertan und ich habe nicht entschieden, nochmal umzudrehen und das Bild zu machen. Sorry - stellt es euch bitte vor.

Der „Castle Craggs SP“ ist leider geschlossen - auch dort: Bauarbeiten - Nebensaison. Schade, aber nicht wirklich schlimm. Auf dem weiteren Heimweg kommen wir am Shasta Lake und dem Shasta Dam vorbei. Dann nehmen wir den halt mit. Gute Idee - wir sehen uns im Visitor Center den obligatorischen Film an - sehr gut! Und dann gehen wir noch in der Hitze bis zum Mitte des Damms und blicken hinab. Auf der einen Seite: der blaue See mit dem Mount Shasta im Hintergrund. Auf der anderen Seite: die Technik, das „Power-House“. Der Damm wurde in den 1930ern gebaut. Ziel: das Wasser zu bändigen. Später dann: das Wasser zu verteilen und Nordkalifornien fruchtbarer zu machen. Hat geklappt. - von den Weinanbauregionen bis zum Central Valley. Dann kam noch die Energiegewinnung dazu - von dem Kraftwerk profitieren sie über die Grenzen San Franciscos hinaus.

„Zu Hause“ gehen wir an die Bar: happy hour. Es gibt Margarita für Gabi und ein frisch Gezapftes für mich. Wir beginnen mit den Fotos, geraten dabei aber unweigerlich in ein Gespräch mit einem Paar aus Las Vegas nebenan. Wir quatschen - schön wie immer. Die Themen: nicht nur einfach: Putin, Europa, die USA, das „Miteinander“ - der kommende Winter in Germany. Die Diskussion ist so bewegt, dass ich mein Bierglas umhaue. Scherben, Pfütze - ich bekomme ein Neues. Und irgendwann landen wir dann doch wieder bei unserer Website, den Fotos, Reiseerlebnissen etc. Einfach nur schön!

Noch in der Bar bestelle ich online eine Pizza bei Dominos. Damit die armen Hühner nicht umsonst gestorben sind, Order ich als Beilage noch 6 Chickenwings dazu. 20 Minuten später klopft es an der Tür: Essen ist da. Gabi mach ein Foto, auf dem es so aussieht, als lägen Tiny Little Bear und ich zu Tisch. War nicht so - und es war wie immer mega lecker und sehr „reichhaltig“!

Heute auf dem Loop-Trail im Burney Falls SP stand eine Bank. Diese war geziert von einem Zitat: „Come away, o human Child - to the waters and the wild!“ Das ist das Motto unseres Tages: zu den Wassern und in die Wildnis. Was werde ich das vermissen nächste Woche!


Tagesetappe: 302 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Hilltop Inn***, 2300 Hilltop Drive, Redding, CA 96002

Druck auf dem Kessel

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Gabi auf dem Bumpass Hell Boardwalk, Lassen Volcanic NP, CA

Ob dieser Tag mal schnell erzählt ist? Vielleicht. Klar ist: „it was a perfect day“. Weather: perfect! Trails: perfect! Views: Postcarts! Nature & Feeling: perfect!

Nach einem sehr guten Frühstück brechen wir auf. Die Fahrt Richtung Osten dauert rund eine Stunde und ist wirklich sehr schön. Es geht zunächst durch die Ebene und dann wieder durch viel Wald bergan. Achterbahn! Eggs, Bacon & Hashbrowns des Frühstücks wippen mit dem Wagen im Magen auf und ab.

Der Lassen Volcanic NP ist glücklicherweise auch ein eher nicht so überlaufener Park. Das ist super, macht es doch alles so entspannt. Erster Stopp: Das Visitor Center am Manzanita Lake. Geplant hatten wir hier die komplette Runde um den See, denken aber angesichts der Temperaturen daran, eher nur kurz ein Foto zu machen. Geht nicht! Wir machen die komplette Wanderrunde rund um den See und haben anschließend gut 5 km auf der Uhr. Die Aussichten über den See auf den Lassen Peak (3.187 Meter) sind wunderbar.

Der Lassen Volcanic Highway führt rd. 30 Meilen durch den Park. Am „Wegesrand“: viele Möglichkeiten. Wir machen den „Devasted Area Loop Trail“, der durch die Steinwüste des letzen Ausbruchs von 1915 führt, außer einem erhabenen Ausblick auf den Lassen Peak für uns aber nicht so viel zu bieten hat.

Kurz hinter dem Lake Helen (Foto!) ist der Trailhead zum „Bumpass Hell“. Den Trail haben wir uns schon zu Hause ausgesucht und ohne ihn wäre der Tag nicht perfekt gewesen.

Es sind wieder gut 5 km zu gehen und die Ausblicke auf die umliegende Vulkanberglandschaft ist überwältigend. Schaut bitte mal: da ist ein Bild mit einer Tafel im Vordergrund, die beschreibt, wie die Aussicht hier vor 250 Millionen Jahren war. Und nun vergleicht die Tafel mit der Aussicht heute: stellt euch vor, es wäre ein Vulkan da, der vom linken Bildrand bis Mitte oben und dann wieder bis zum rechten Bildrand unten reicht. So war es! Der ist nur hochgegangen und sein Ausbruch, Erosion, Wind, Wasser etc. haben ihr übriges getan, um ihn verschwinden zu lassen.

Dann erreichen wir „Bumpass Hell“ - für mich so etwas wie „Mini-Mini-Yellowstone“. Farbintensiv! Ein Boardwalk führt uns an den blubbernden Schlammtöpfen und farbigen (Schwefel - den riecht man hier auch intensiv) Felsen vorbei. So schön, dass hier nicht zu viele Leute rumlaufen.

Abweichen vom Weg: nein - besser nicht. Ein eindrucksvolles Foto (so was plastisches kenne ich sonst nur aus der Zeitschrift „Rettungsdienst“) zeigt, wie dein Fuß aussieht, wenn du vom Weg abweichst, einbrichst, und „gekocht“ wirst. Noch schlimmer: In den 1860ern hat Kendal Bumpass hier als Guide Reportern die Gegend gezeigt. Er ist dabei vor den Augen der Medienvertretern eingebrochen und bei lebendigem Leib verbrüht. Unschön - sehr unschön!

Auch beim letzten Stopp (die letzen 4 Fotos) wird die Naturgewalt deutlich. Hier „kocht“ unmittelbar vor unseren Augen, ein „Mudpod“ (Schlammloch). Und gegenüber noch eines.

Im „Kohm Yah-mah-nee Visitor Center“ (Schneeberg - Name der Ureinwohner dieser Gegend für diese Landschaft) am südlichen Ausgang des National Parks schauen wir uns noch einen der 20-minütigen, sehr eindrucksvollen „Erklärfilme“ an.

Das ist so ein Tag, der mich total begeistert. Er hat mir sehr schöne Wanderungen beschert mit tollen Ausblicken und Möglichkeiten, schöne Fotos zu machen. Er hat mir aber auch gezeigt, wie klein wir Menschen in der Erdgeschichte sind. Eigentlich (und das ist hart) zählen wir: nix!

Die Erde hat ihre Phasen und Gesetze. Sie hat schon alles mögliche mitgemacht und sehr kalte und sehr heiße Zeiten erlebt. Die Erde „denkt“ nicht in Abschnitten wie „100 Jahre“ oder „1.000 Jahre“. Ihre Zeiträume sind länger, viel länger. Und: das Leben hat seinen Weg gefunden. Wir Menschen sind ein Teil davon, aus Sicht der Erde aber nur Beiwerk - so sehe ich das inzwischen.

Ich weiß nicht, wie ihr das seht (oder du,.liebes Tagebuch). Aber ich bin dankbar für jeden Tag, den wir uns hier auf diesem schönen Planeten gestalten können. Was nach uns kommt? Wer weiß?Aber: das Leben findet seinen Weg!

Wir kaufen im Safeway Salat, Wraps und Chicken-Wings und verputzen das auf dem Zimmer. Heute kein Chinese. Super gut: im Safeway kannst du dich kostenlos gegen Grippe impfen lassen und bekommst dann 10% auf deinen Einkauf. So kann man seine Gesellschaft auch immunisieren. Finde ich bemerkenswert und ich habe es mit eigenen Augen gesehen.

Ein schnelles Bier an der Best-Western-Bar, die um 20:00 Uhr schließt. Jetzt ist Feierabend. Nochmal: was mich heute total berührt hat, war die „kochende Erde“ vor meinen Füßen. Die hat hier echt „Druck auf dem Kessel“.


Tagesetappe: 254 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Hilltop Inn***, 2300 Hilltop Drive, Redding, CA 96002

Summertime ...

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Gabi am Whiskeytown Lake, Redding, CA

… and the living is easy! Das war wirklich ein „lazy sunday“ heute. Und wir haben definitiv den Sommer zurück - klasse für die verbliebenden Tage hier in Kalifornien.

Das Best Western bietet hier einen besonderen Service, den wir nicht genutzt haben: Man kann sich abends kostenlos zum Essen in die Downtown fahren und auch wieder abholen lassen. Das bescheidene Gefährt steht immer startbereit. Gestartet sind wir heute morgen nach ausgefallenem Frühstück. Da war uns definitiv zu viel los im kleinen Frühstücksraum. Die Schlange war zudem zu lang. So füllen wir nur unsere Yeti-Becher mit viel Kaffee (da geht über einen halben Liter rein) und fangen beim Tanken ein Sandwich. Die Spritpreise sind in Kalifornien hier deutlich höher. In Washington haben wir noch unter 4 $ für die Gallone gegeben, in Oregon kletterte es dann über die 4 $-Marke (dafür wird man hier von einem freundlichen Tankwart bedient) und jetzt sind wir bei rd. 6,50 $. Da das aber immer noch für rd. 3,8 Liter gilt ist es noch erträglich.

Die Fahrt ist heute reiner Genuss: der CA-Hwy.#299 führt in endlosen Schwingungen von einer Passhöhe zur nächsten. Schön: sobald wir Eureka verlassen haben uns uns gen Osten wenden verschwindet der Nebel und blauer Himmel zeigt sich. Auf der Strecke: nur schöne Aussicht und mal ein Fluss am Wegesrand. So lässt es sich fahren. Nur 3 Orte durchfahren wir: Willows Creek (ein Nest), Big Bar (Population: 38 - hier kennt jede/r jede/n) und Weaverville. Hier machen wir einen kurzen Boxenstop. Der Ort besteht auch nur aus der Main Street. Mehr als auf den Bildern zu sehen gab es nicht. Auch hier bereitet mach sich schon auf Halloween vor. Und an einer BBQ-Bar machen sie draussen Breakfast-BBQ. Da lassen wir uns ein Breakfast-Sandwich grillen. 5 $ sind fair für 2 Spiegeleier, 2 Scheiben Cheddar und 3 Scheiben Bacon zwischen zwei Burger-Buns.

Und so erreichen wir völlig relaxed die „Whiskeytown Recreation Area“. Hier sind wir richtig! Am Visitor Center kaufen wir wie üblich die Sticker fürs Sammelalbum und lassen uns beraten. Nochmal am See zurück: die „Crystal Creek Falls“. Schön - und einsam. Auf Klapperschlangen, Bären und Jaguare müssen wir jetzt wieder besser acht geben, besonders auf die erstgenannten. „Watch your steps“.

Zurück zum Titel: „Summertime!“. Ja meine Hacke: sind wir heute morgen in Eureka bei 14 Grad Celsius gestartet so zeigt das Thermometer jetzt knackige 37 (!) Grad. Das ist warm - nein: das ist heiß! Lange Wanderungen sind nicht drin heute - aber auch nicht geplant.

Check-in im Best-Western Hilltop Inn - Zimmer wie erwartet. Es ist noch zu früh - einen haben wir noch: den Kurztrip (1,5 Meilen) zur Sundial Bridge, dem Wahrzeichen von Redding. Mit einer Länge von 213 Metern überspannt sie den Sacramento-River. Das Besondere: sie ist eine Sonnenuhr (allerdings nur von 11 Uhr morgens bis 15 Uhr nachmittags). Und sie hat einen ganz glatten Glasboden. Hier kommen nur Fußgänger, Radfahrer und Skater rüber. Es ist Sonntag und dennoch nix los. Dazu ein riesiger Parkplatz - kostenfrei.

Auf dem Weg zurück zum Hotel noch ein kurzer Stop bei Safeways - in Ami-Land kannst du 24/7 einkaufen. Wir benötigen neues Obst etc.

Jetzt ist es 18:15 Uhr und in ca. 15 Minuten dürften die „Hausaufgaben“ erledigt sein. Die beste Ehefrau von allen wird diesen Bericht nur Korrektur lesen - wie immer. Und danach lade ich alles hoch - wie immer. Der Workflow „fluppt“ inzwischen - auch wenn es immer noch viel Aufwand ist, der aber nach wie vor Spaß macht. Gegen meine übliche Arbeit ist es ja immer noch wirklich entspannend …

Dann gehen wir die Straße rüber zum Chinesen was essen. Und die Hoteleigene Bar sieht aus wie ein guter Ort für einen kleinen Absacker. Es ist Sonntag - aber ist im Urlaub nicht jeden Tag Sonntag? Ich glaube ja. Und das ist gut so - der Gürtel wird schon früh genug wieder enger geschnallt.

PS: wenn einer eine Reise tut … - genau; und heute geht es um den Chinesen gegenüber. „Golden Star Chinese Food“ heißt der und ich habe mir extra ein frisches Hemd angezogen. Sieht von außen aus, wie ein chinesisches Restaurant. Wie auch sonst? Drinnen auf den ersten Blick auch. An der Seite: Booths wie man das aus amerikanischen Diners kennt. Aber sonst? Theke: lang, aber leer. Raum: groß, aber keine Stühle, nur welche am Rand. Zentral: Tische mit "Pick me up"-Schild. Überhaupt: keine Gäste; also „überhaupt keine Gäste!“

Nun ja, dann können wir uns immerhin schon mal nicht infizieren mit Corona hier. Wir schnappen uns eine Booth, der Kellner bringt 2 Karten - Flyer wie vom „Hol-mich-ab-Chinesen“. Wir bestellen: 4 kleine Frühlingsrollen als Vorspeise, Gabi Chicken mit fried noodles, ich: Prawns Kung Pao (scharf!). Ok, so weit. Dann stellen wir fest: es IST ein „Hol-mich-ab-Chinese“. Aber warum zu Teufel haben die dann so einen riesigen Laden? Die fleißige Ehefrau (des Chinesen!) schleppt andauernd geknotete Tüten mit massiven Inhalten aus der Küche in das Großraumbüro. „Er“ tippt ständig auf seinem Bildschirm rum. Von draussen huschen immer wieder Gestalten rein, setzen sich auf die Stühle am Rand, schnappen sich Tüten und verschwinden wortlos. Klar: die bestellen online, haben bezahlt und holden nur ab. Wir sind die einzigen, die „normal“ essen. Sind wir nicht! Doch, schon: die einzigen. Aber eben nicht „normal“.

Das Essen kommt: und wir machen die dümmsten Gesichter des Urlaubs. Der Kellner stellt doch echt eine riesige „Hol-mich-ab-Chinesen-Tüte“ auf unseren Tisch, murmelt so was wie „Sorry, aber wie haben keine Teller und sonst isst hier auch nie jemand was und es tut mir leid aber wir haben auch kein Besteck, doch es ist alles in der Tüte und ich hoffe es schmeckt euch und wenn ihr noch was braucht dann meldet euch und guten Appetit und eigentlich spreche ich auch kein englisch!“ - oder so.

Wir sind FASSUNGSLOS! Dann lachen wir uns schlapp, packen alles aus und essen. Gabi kippt ihr Chicken-Gericht aus einem Eimer auf die Nudeln. Schaut die drei Bilder, die sagen alles! Das war echt lecker. Gut: „Kung Pao“ kommt ohne Reis daher, hat aber sehr viele Riesengarnelen. Sehr viele! Und viel Paprika, Zwiebeln, Möhren, Staudensellerie, Nüsse und: Chilis! Zwei ganze habe ich rausgefischt (und ich meine die großen, roten, getrockneten, gemeinen Biester). Es waren aber mindestens 10-20 gehackte in der reichhaltigen Soße. Ich habe geschwitzt wie sonst beim Peloton-Fitness-Test nicht. Ehrlich: ich habe gedacht, ich müsste duschen gehen, bevor ich zum Bier in die Bar komme. Habe ich geschwitzt! Aber es war saulecker - nur völlig absurd. Wahrscheinlich war das aber das bisher gesündeste Essen der Reise.

Nun, nach einem Bier der „Seismic Brewery Co“ und einem „Hazy IPA“ an der Hotelbar bin ich wieder im Lot. Und draussen sind es angenehme 29 Grad.

Ich hoffe mal, dass wir uns hier nicht erkälten: Auto: Klimaanlage, 22 Grad. - raus: puh, 37 Grad. Rein: 22 Grad - raus: puh, 37 Grad. Rein ins Zimmer: puh, 14 Grad (Klimaanlage höher stellen!). Raus: puh, 37 Grad - rein beim Chinesen: puh, 18 Grad. Raus: puh, 31 Grad. Rein in die Bar: puh, 18 Grad, raus: 29 Grad - rein ins Zimmer: gut: 22 Grad. Gute Nacht sagt Pu(h), der Bär, das Plappermaul!


Tagesetappe: 137 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Hilltop Inn***, 2300 Hilltop Drive, Redding, CA 96002

Avenue of the Giants

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Gabi im Humbold Redwoods SP, Avenue of the Giants, Founders Grove Nature Loop, CA

Bäume, Bäume, Bäume - mehr habe ich nie auf einem Haufen gesehen in einem Urlaub. Und heute gab es nochmal eine Überdosis.

Los ging es mit einem eher durchschnittlichen Frühstück - gemessen am Anspruch der Best-Western-Kette. Dafür habe ich meine beiden Frühstücks-Burger mit Ei und Käse draussen am Pool genießen können. Um 10:00 Uhr öffnet das Visitor-Center, wir sind vor Ort. Die junge Dame kann aber nicht besonders helfen außer mit ein paar Flyern. Die Frage nach evtl. Straßensperrungen morgen auf dem Weg nach Redding muss ich mir per Internet selbst beantworten. Das sieht aber wohl gut aus.

30 Minuten und eine zackige Fahrt auf dem Hwy #101 mit 65 mph (rd. 110 km/h) in südliche Richtung später tauchen wir ein in die Welt der Redwoods. Die „Avenue of the Giants“ ist eine Parallelstraße zur #101, allerdings als „Scenic Byway“ mitten durch diverse Stateparks, die dem Redwoods NP angeschlossen sind. Das ist wie gestern, nur jetzt auf befestigter Straße, die sich durch die zauberhafte Waldlandschaft windet.

Wir nehmen die erste mögliche Abfahrt von der #101 und landen in der Pepperwood-Region des Humbold Redwoods SP. Hier sind wir noch weit außerhalb des „Herzens“ der Parks und daher fast ganz alleine um diese Uhrzeit. Der erste mögliche Trail ist der Drury Chaney Loop Trail. 5,6 km wandern wir durch die herrliche Baumwelt. Gabi klettert sofort auf einen der umgestürzten Riesen - schaut euch mal die Größenverhältnisse an. Das ist mit Bildern nicht wiederzugeben, aber vielleicht bekommt ihr einen Eindruck. Klee und Farne gibt es hier auch im Überfluss und letztere eignen sich sogar als Haarersatz.

Hier in dieser Gegend wurde in den 70ern der Star-Wars-Film „Return of the Jedi“ gedreht. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Leia und Luke auf ihren intergalaktischen Hexenbesen im Slalom durch die Redwoods düsen. Und auch die Ewoks müssen hier irgendwo ihr Quartier haben. Surreale Welt - atemberaubend.

Manche Bäume hat es schwer getroffen. Blitzschlag oder Feuer haben sie geteilt oder zum Teil völlig ausgehöhlt. Dennoch überleben diese gigantischen Lebewesen das und halten sich weiter tapfer. Andere sind gefallen und bieten neuem Leben eine Plattform. Der Blick nach oben: schwindelerregend.

Fotografieren ist hier nicht einfach. Es ist meist sehr düster und die Kontraste sind heftig. Da lobe ich mir den hohen Dynamikumfang meiner D750, die auch noch bei hohen ISO-Werten tolle Fotos macht. Voraussetzung ist, dass ich im RAW-Modus fotografiere, also digitale Negative erstelle, die später bearbeitet werden müssen. So kann man die Lichter dämpfen und die Schatten aufhellen, was ein ausgewogenes Bild ergibt. Ich muss allerdings zugeben, dass Gabi mit ihrer (fast) neuesten Generation des iPhone ebenso tolle Aufnahmen schießt. Bald wird es so sein: für außergewöhnliche Events (Hochzeiten, hochwertige Portraits o.ä.) wird man noch Systemkameras und teures Glas (Objektive) nutzen. Reise und Alltag werden die iPhones und Smartphone-Kollegen übernehmen - das wäre vor eingen Jahren noch undenkbar gewesen.

Nach einem Kurzbesuch im Visitor Center haben wir zwei Geheimtipps im Gepäck: zunächst den „Founders Grove Nature Loop Trail“ mit dem Founders Tree. Bei dem haben sie mal die Maße angegeben - andere sind aber ähnlich oder sogar noch größer. Immerhin handelt es sich hier um die höchsten Bäume der Welt. Im Sequoia NP weiter südlich in der Sierra Nevada sind noch breitere Vertreter dieser Art zu finden. Gemessen an der Höhe sind die Redwoods der Pazifikküste aber Spitzenreiter. Ich übersetze mal die Werte des Founders Tree: Höhe gut 105 Meter, Durchmesser fast 4 Meter, Umfang gut 12 Meter, erste Äste ab 58 Metern.

Am Visitor Center gab es ein interessantes Display: wenn wir die 250 Millionen Jahre des Bestehens der Redwoods auf eine Stunde beschränken, dann haben sie die ersten 25 Minuten gemeinsam mit den Dinosauriern verbracht. Die größte Verbreitung über die ganze Welt hatten sie von Minute 25 bis 53. Gemeinsam mit uns Menschen verbringen sie dann die letzte Minute dieser Stunde. Wie wird diese Reise weitergehen?

Wir haben noch ein weiteres Ziel: den Big Trees Loop Trail. Diesen erreichen wir wieder über eine sehr schmale Seitenstraße. Wie gestern: einspurig und wenn einer entgegen kommt, dann muss einer von beiden ganz rechts ran. Lustig, wenn in einer solchen Situation ein Schild auftaucht „Road narrows“ - es wird enger.

Gabi möchte auf der Rückfahrt gerne noch einen Abstecher nach Ferndale machen, auch der viktorianischen Häuser wegen. Machen wir - und es war sehr schön! Oder wie sagte Gabi anschließend? „Das war doch niedlich!“ Ich treffe auch auf zwei Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr Ferndale. Ich erzähle, dass wir im Kreis Kleve in 16 Städten und Gemeinden ausschließlich Freiwillige Feuerwehren haben und dort über 2.600 Kameradinnen und Kameraden engagiert sind. Wir sind schnell auf einer Wellenlänge.

Zurück in Eureka. Der Name geht übrigens auf den gleichen Wortstamm zurück wie „Heureka“. Das ist ein Wort, dass ich im Leben nur als Kind von Daniel Düsentrieb gehört habe.

Wir gehen nochmal in die „Lost Coast Brewery“. Preis-Leistung sind dort einfach klasse. Gestern die Nachos waren die „kleine Portion“ - der „Big Dave’s Burger“ heute war eine Große! Gut, dass ich anstelle der Fries Krautsalat bestellt habe.

Morgen verlassen wir die Küste wieder und kehren zurück auf die Vulkankette. Ach ja: heute morgen in „Pepperwood“ hatte ich einen Cell Broadcast-Alarm auf dem iPhone: Erdbeben-Warnung! Es hat aber nix gewackelt. Nochmal kurz dienstlich: was bin ich froh, wenn der Bund es bis Dezember hinbekommt, das endlich auch in Deutschland einzuführen. Warnung der Bevölkerung muss einfacher werden und das geht mit Cell Broadcast definitiv. Sage ich seit Jahren und hier in Amerika haben wir schon 2015 Tsunami-Warnungen auf diesem Weg bekommen. Jetzt aber weiter Urlaub!!


Tagesetappe: 137 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Humbold Bay Inn***, 232 West 5th Street, Eureka, CA 95501

© 2022 Gabi & Jürgen