Tagebuch
Lost World

Gabi & Jürgen auf dem Fern Canyon Trail, Redwoods NP, CA
Lost World? Ist die Welt denn tatsächlich verloren? Naja, manchmal denke ich schon, dass es so weit ist, wenn ich bedenke, was führende Köpfe so denken und tun. Aber darüber möchte ich im Urlaub ungern nachdenken. Außerdem ist die korrekte Übersetzung „Vergessene Welt“ - und das ist der Titel des zweiten „Jurassic Park“-Films von Steven Spielberg aus dem Jahre 1997. Und das wiederum hat viel mit unserem Trip heute in den Fern Canyon zu tun. Wobei „Verlorene Welt“ zum heutigen Tag auch gut passen würde. Verwirrung komplett - gut! Das war beabsichtigt.
Eine Warnung vorweg: Viele Bilder heute - wahrscheinlich zu viele. Aber ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Begonnen hat heute alles mit der Weiterfahrt Richtung Süden auf dem Hwy. #101. Und da gab es am Cape Sebastian und Meyers Beach gleich mehrere schöne Viewpoints. Uns wurde aber auch schnell klar, dass Nebel unser Begleiter sein würde heute - zumindest teilweise. Und so war es auch: ein ständiger Wechsel, manchmal mit kurzen Intervallen. Gerade am Meer und hoch über den Bäumen war es immer mal „misty“. Das war gerade bei der Fahrt die Küste lang oft spooky: jetzt sehen wir das Meer nicht mehr, aber auf der Straße ist blauer Himmel - dann fahren wir durch dichtesten Nebel und sehen die Hand vor Augen nicht. „Misty“ war dabei aber auch mystisch - und es kam dieses „verlorene Welt-Feeling“ auf.
Irgendwann verlassen wir die 101 und fahren Richtung „Jedediah Smith SP“. Die ersten Redwoods haben wir ja bereits an der 101 gehabt, jetzt beherrschend die riesigen Bäume die Szenerie komplett. KeinBild und keine Beschreibung kann vermitteln, wie es ist, durch diese Giganten zu cruisen.
Wir fangen Sandwiches, Pizza-Sticks und Eggrolls und steuern das Visitor Center an. Der Park gehört inzwischen zum Nationalparksystem, das machte es für alle einfacher. Gute Beratung, wie immer. Tipp des Tages: eine 8 Meilen lange, meist unbefestigte Straße namens „Howland Hill Road“. Allein die Fahrt ist unvergessen. Eng, steil, Schlangenlinien - und immer im Slalom zwischen den Redwood hindurch. Auf dem Weg nehmen wir den „Stout Grove Trail“ mit. Gut 3 Kilometer wandern wir durch die Redwoods. Hier ist alles unberührt von Menschenhand. Nie wurden hier Bäume gefällt. Alles ist über (mindestens) Jahrhunderte gewachsen - oder auch gefallen. Schaut euch die Bilder an - außerirdisch, das ist wie im Traum - „lost world“.
Nächster Stop: der „Fern Canyon“, ein Canyon der Farne? Jawohl! Hier waren wir 2013 schon, kamen aber nicht weit, weil der Trail mitten durch einen kleinenFluss führt. Der Weg dorthin führt wieder über 8 Meilen Offroad-Piste mit mehreren Furten. Da muss der Nissan durch. Macht er klaglos.
Inzwischen benötigt man ein Permit, um Zutritt zu bekommen - das war 2013 noch nicht so. Wir haben das aber bereits von zu Hause aus bestellt, ausgedruckt und griffbereit. Schließlich soll täglich nur eine begrenzte Anzahl an Fahrzeugen Durchfahrt erhalten. Vor aggressiven Hirschen wird gewarnt. Ok.
Am Trailhead kommen unsere Tewa-Sandalen zum Einsatz, die Gabi extra für diesen Tripp eingepackt hat. Sehr gut! Mit normalem Schuhwerk wäre auch heute wieder am Eingang Schluss gewesen. Hui, das Wasser ist ganz schön kalt. Die Atmosphäre ist aber atemberaubend. Schaut euch den zweiten Teil von Jurassic Park ruhig nochmal an - ihr werdet einiges wieder erkennen. Ich sehe jedenfalls die Dinos quasi vor mir. Auch wenn der Film nicht so hieße - hier ist die Welt für uns vergessen.
Auf die Dauer ist es kalt an den Füßen - sehr kalt! Aber die Tewas tun ihren Dienst. Stabil und wasserfest. Wir machen viele Bilder, müssen aber zum Teil auch ganz schön kraxeln. Am Ende des Canyons führt der Weg als Loop hoch auf den Canyonrand und oben zurück zum Anfangspunkt.
Auf dem Rückweg treffen wir noch den stolzen Herrn Hirsch und die gesamte Sippschaft. Vorsichtshalber fotografieren wir nur aus dem Auto heraus.
Nun aber ab nach Eureka - es wird langsam spät. Da wir in California angekommen sind, singen die Beach Boys für uns. Als die müde sind, schalte ich wieder auf „Prime Country“ im Radio. Zwei Oberschnulzen geben sich die Ehre: „Always on my mind“ könnten wir mit Birgit auch mal probieren. „If tomorrow never comes“ ist dann doch schnulzenmäßig eine Spur zu hart - aber dennoch ein echter Hit.
Das Best Western in Eureka ist groß und ok. Wir machen uns auf in die Downtown. Dort ist „Friday Evening“ mit Live Music, allerlei Ständen und Food. Gute Einrichtung, alles ist ausgelassen und tanzt.
Unser Ziel: Die Lost Coast Brewery. Wenn schon nicht lost world, dann wenigstens lost caost. Ich bestelle eine Flight, bestehend aus 6 Bierproben (11 $). Aus 20 Sorten kann ich aussuchen. Finde ich super! Und ich lechze seit Beginn der Reise nach Nachos mit Käse, Chicken, Jalapenos, Zwiebeln, Oliven & Co. Hier bekomme ich sie und bestelle zum Glück die kleine Portion. Gabi nimmt ein Fischbrötchen mit Fritten - sehr reichhaltig. Die Preise sind hier echt ok.
So findet ein weiterer perfekter Tag sein Ende. Die Fahrt war anstrengend, weil offroad immer heikel ist, erstrecht, wenn es eng wird. Aber das war es allemal wert. Viel Spaß mit den Fotos!
Tagesetappe: 264 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus Humbold Bay Inn***, 232 West 5th Street, Eureka, CA 95501
Volcano

Jürgen auf dem Obsidian Flow Trail, Newberry National Volcanic Monument, OR
Die „Cascade Lodge“ ist wirklich ok, das Zimmer geräumig und die Einrichtung - na, sagen wir mal: postmodern, aber sehenswert. Vielleicht mache ich morgen mal ein Foto vom Waschbecken. So haben wir auch gut geschlafen und da Urlaub ist, beginnt der Tag nicht hektisch, sondern mit zwei Meditationen mittels Peloton-App. Das haben wir uns so angewöhnt.
Zum Beginn unserer Tour haben wir einige Stationen vor: zunächst geht’s zum nahe gelegenen Safeway. Unser Obst ist alle und ein Sandwich für später sowie einen Breakfast Burrito für mich und einen süßen Donut für Gabi zum Sofortverzehr. Dann statten wir Downtown einen ersten kurzen Besuch ab. Im Visitor Center lassen wir uns beraten, ob wir mit unseren Planungen für heute und morgen richtig liegen. Ja, tun wir - es gibt aber noch ein paar wertvolle Hinweise zusätzlich. So ist eine ganze Region hier aktuell gesperrt: heftige Waldbrände. Kann man nichts machen - das Feuer ist aber weitestgehend unter Kontrolle. Nächster Stop: Nike Outlet. Das liegt an der Route, die wir heute sowieso fahren, macht aber erst um 12 Uhr auf. Mittags werden wir wieder dran vorbei kommen - Gabi muss doch endlich eine neue Basecap bekommen.
10 Meilen südlich von Bend erreichen wir das Newberry National Volcanic Monument. Hier werden wir heute einige Zeit verbringen. Im Visitor Center bekommen wir Hinweise auf Dinge, die wir uns unbedingt ansehen sollen. Draußen beginnt gerade ein Ranger Talk - das ist genau unser Ding. Spätestens jetzt haben wir das von uns so sehr geschätzte National-Park-Feeling. Wir erfahren viel Neues - insbesondere über den Newberry Volcano und seine Ausläufer. Vieles wissen wir aber auch schon - Hawaii hat uns da sehr geholfen. Hier im Bereich des Visitor Centers sind eher die Ausläufer des Vulkans zu sehen: jede Menge Lava und einer von über 400 „Cinder Cones“, die der Vulkan geschaffen hat. 1,5 Meilen unter uns sind auch heute noch riesige Magma-Kammern und wenn der Druck auf dem Kessel zu groß wird und irgendwo eine Schwachstelle ist dann gibt es einen „kleinen“ Ausbruch und es entsteht so was wie ein großer Pickel - ein Cinder Cone. Der besteht aus Asche und Lava und unserer hier ist 1.500 Jahre alt.
Wir können anschließend sogar mit dem Auto hinauf fahren. Obwohl der gar nicht so riesig hoch ist haben wir von dort tolle Ausblicke auf weitere Vulkane, Cinder Cones und den Hwy #97, der Bend mit dem Park verbindet.
Zugig ist es dort oben. Das Wetter ist wechselhaft. Mal blauer Himmel, dann wieder Wolken.
Weitere 24 Meilen südöstlich erreichen wir den Paulina Peak und den gleichnamigen See. In der Caldera des Vulkans sind nach dem letzten Ausbruch 2 Seen übrig geblieben: der Paulina Lake und der East Lake. Vorher war es ein See, doch der letzte Ausbruch hat einen weiteren Kegel in die Mitte der Caldera gesetzt, so dass es nun 2 Seen sind. Vulkane verändern das Aussehen der Landschaft oft sehr schnell - das kann man hier gut sehen.
Etwas besonderes gibt es hier oben auch: den „Big Obsidian Flow“, über den auch ein Trail führt, den wir unter die Füße nehmen. Wir kraxeln auf einem riesigen Glasberg herum. Eine Erklärungstafel habe ich mal fotografiert und bei den Fotos platziert. Kurzfassung: das Gestein hat hier einen hohen Silicium-Gehalt und als der Vulkan das ausspuckte, blieb ein großer Glasberg übrig. Das Glasgestein hat hier drei Farben: schwarz (das ist dann of richtig glatt), hellgrau und dunkelgrau (das hat mehr Lufteinschlüsse). Wir müssen schon höllisch aufpassen, uns hier nicht zu verletzen an den messerscharfen Steinen. Es macht aber viel Spaß, den Trail zu erkunden. So etwas haben wir noch nicht gesehen und das ist auch normal, denn solche Obsidian-Flows sind extrem selten.
Am Paulina Lake finden wir ein nettes Plätzchen für das Sandwich-Picknick. Und Gabi macht wieder Fotos von Tiny Little Bear. Die findet ihr regelmäßig in ihrem WhatsApp-Status. Schließlich steuern wir noch die Paulina Falls an, die deutlich größer daherkommen, als von uns vermutet. Erst haben wir einen Viewpoint von oben, dann gehts es 400 Feet hinunter an den Fuß der Fälle. Gabi kraxelt auch hier ganz schön herum.
Am Parkplatz gesellt sich ein neugieriger, blauer Vogel zu uns - hübsch! Weniger hübsch ist der Blick auf meine Tankuhr. Die habe ich schon den ganzen Tag auf dem Kieker. Als wir Bend und die letzte Tankstelle schon weit hinter uns hatten fiel mir ein, dass ich noch tanken wollte heute morgen. Und seitdem rechne ich, ob das noch klappt mit dem Rückweg. Vorsichtshalber habe ich die Klimaanlage schon mal abgeschaltet. Und es waren immer noch mindestens 15 Meilen „Reserve“ bei den Rechnungen vorhanden. So erreichen wir dann später auch die rettende Tankstelle in Bend und sind jetzt wieder gerüstet für neue Unternehmungen.
Gabi hat ihre Basecap bekommen und dazu noch ein paar Sportklamotten von Nike. Das Auto hat jetzt Pause. Wir wollen zu Fuß nach Downtown.
Das sind gut 2 Kilometer, die wir zu gehen haben und sowas macht hier sonst eher keiner. Der Kollege an der Rezeption hat mich gestern für völlig bekloppt gehalten, als ich fragte, ob man zu Fuß dort hin kommt. Wir müssen nämlich den Hwy. 97 queren etc. Kurz: hat gut geklappt und wir machen erste Rast in der „McMenamins Old Francis School Brewery“. Uriger Schuppen, gutes Bier. Dann steuern wir die Deschutes Brewery an, finden einen Platz an der Theke und ich gönne mir eine von zwei möglichen Bierproben: 6 Gläschen mit unterschiedlichen Bieren der Brauerei, deren Kessel wir von der Theke aus sehen können. Lecker! Kurzbezeichnungen wie „Prinz Crispy“, „Otter Encounter“, „Check you Hefe“ oder „Pineapple Whip“ machen schon neugierig. Die sechs Bierchen werden (je höher die Nummer) immer bitterer und alkoholischer. Das letzte hat satte 8,5%. Und aus dem Wash des beliebtesten Bieres machen sie sogar einen 5-jährigen Whisky, den Gabi probiert. Den gibt es sogar aus einem ordentlichen Nosingglas - allerdings in doppelter Portion. Der Barman meint es gut mit uns.
So treten wir später etwas „tipsy“ den Heimweg an. Dabei müssen wir nochmal über die fünfspurige Straße. Ich quere die gleich noch 4 Mal, denn ich ordere eine Pizza gegenüber bei „Domino’s“ unserer Lieblingskette. Da eine Wartezeit von 45 Minuten zu überbrücken ist, hüpfe ich schnell zurück ins Zimmer, um mich um die Fotos zu kümmern. Die Pizza war wie immer super und alles andere (Fotos, Tagebuch und Website) muss nun bis morgen früh warten. Müde! Gute Nacht!!
Tagesetappe: 140 Kilometer
Übernachtung: Cascade Lodge****, 420 Southeast 3rd Street, Bend, OR 97702
Scenic Byways - im Doppelpack

Gabi am Mount Hood Viewpoint, OR
Das war wieder ein Roadtrip der besonderen Art heute: zwei Scenic Byways, also besonders sehenswerte Straßen, hintereinander: zunächst nahmen wir den „Historic Columbia River Scenic Highway“ mit all den Wasserfällen unter die Räder, dann den „Mount Hood Scenic Byway“.
Das Zimmer in der Eastside Lode ist eine Unterkunft, mehr nicht. Geschlafen haben wir dennoch gut. Das lag vielleicht auch an den Getränken gestern Abend - obwohl es so viel auch nicht war. Immerhin hat es geholfen, dass ich das WiFI hier an der Rezeption als das „schlechteste in 11 Jahren USA“ bezeichnet habe - abends war es besser und der Upload hat gut geklappt.
Frühstück fällt aus, wir kaufen leckeren Kaffee beim Tanken. Hier in Oregon wird mit Service getankt. Selber machen nicht erlaubt. Mit 4,69 $ für die Gallone (3,8 Liter) ist der Sprit hier immer noch sehr günstig. Und 2,99 $ für 2 riesige Kaffee in unseren Yeti-Bechern sind auch sehr ok.
Dann sind die Wasserfälle am Historic Hwy. #30 dran: zunächst der Trail zu den Bridlevail-Falls. Dort packe ich das Stativ aus. Den „Fließeffekt“ bekomme ich auch ohne Graufilter mit Blende 22 und 1 Sekunde Belichtungszeit hin. Eines der Bilder habe ich eben mal der farblichen Stimmung entsprechend herbstlich eingefärbt. Denn auch hier werden die Blätter wieder bunt - der Sommer ist vorbei.
Die wirklich sehr sehenswerten, aber völlig überlaufenen „Multnomah-Falls“ waren 2018 nach den Bränden gesperrt. Heute bekommen wir keinen Parkplatz. Also lasse ich Gabi hinaus und fahre zurück - da war noch ein zweiter Parkplatz weiter entfernt. Glück gehabt - und einen bekommen. Die 1.000 Meter zurück über den kleinen Steig schaffe ich im Fluge.
Bei den Multnomah-Falls nutze ich den Graufilter. Die sind mit der Brücke in der Mitte echt besonders und ich werde zu Hause mal sehen, was ich aus dem Bildmaterial noch so herausholen kann. Das Bild auf der Fotoseite hier ist „quick and dirty“ entwickelt. Nebenan heiratet gerade ein Paar - das ist auch ein Foto wert, denn auf Hochzeiten sind wir gerade eingeschossen (nicht wahr, Lisa & Borch?). Aber die kleine Raupe soll auch zu ihrem Recht kommen.
Auf dem Rückweg zu dem Parkplatz, auf dem ich unseren Nissan losgeworden bin, kommen wir unweigerlich an den „Wahkeena Falls“ vorbei. Die fallen wirklich sehr tief. Man muss schon ganz genau hinschauen, um den Anfang ganz weit oben noch zu entdecken. Aber auch die Stromschnellen unten sind sehenswert. Gabi fotografiert mich, wie ich fotografiere. Hat auch was. Danke!
Und dann waren da noch die Horsetail-Falls. Der „Pferdeschwanz“ sollte uns eigentlich gar nicht lange aufhalten. Aber dann hänge ich mich doch rein und schieße die verschiedensten Perspektiven.
Nächster Stop: Hood River. Eine kleine Stadt, aber sehenswert. Falls wir nochmal hier wären, würden wir hier übernachten. Schöne Hauptstraße (Oak Street), viele Geschäfte, und tolle Restaurants inkl. Brewery. Wir essen Thai - Ramen-Noodle-Soup, schließlich war das Frühstück ausgefallen.
Dann folgt der zweite Scenic Byway: wir machen die Runde um den Mount Hood komplett und fahren „unten rum“ zurück nach Portland. „Mount Hood“ hatte für mich so gar nichts zu tun mit Robin Hood. Als ich aber die Schilder zum „Sherwood Camp Ground“ oder „Little John Park“ sehe, muss ich mich korrigieren. Dabei zeigt sich der 3. Vulkan unserer Reise zunächst ebenfalls nicht. Als wir uns dann aber der historischen Timberland Lodge nähern, ziehen die Wolken auf und er kommt raus. Sehr schön! Die Lodge ist wirklich sehenswert und ein echtes Bollwerk. Viel Stein und Holz!
Der Mount Hood gefällt auch Tiny Little Bear, der direkt Freundschaft schließt mit Bruno 11., dem Bernhardiner-Hund, der zur Timberland Lodge gehört, wie das Inventar und nach einer kleinen Wanderzeit dort verlassen wir den Ort, um nach Hause zu fahren. Dort kümmern wir uns um die Fotos und brechen dann nochmal auf. Zu Essen benötigen wir nur eine Kleinigkeit. Aber ein Drink wäre auch nicht verkehrt.
Weil wir nicht mehr „über die Brücke“ in die Downtown wollen, suchen wir die Gegend um unser Motel ab. Nicht einfach! Es gibt diverse Einkehrmöglichkeiten, aber alles ist etwas komisch. Gabi bezeichnet es sehr zutreffend später als „zwielichtig“ und ohne Zweifel auch „schmuddelig“. Top-Mode scheinen bei den Mädels extrem kurze, schwarze Outfits zu sein und noch viel wichtiger: bunte, gerne blaue Haare. Da denken wir, eine Pizzeria gefunden zu haben, gehen rein und flüchten gleich wider, als wir die Bedienungen mit blauen, orangenen, gelben und rose-farbenen Haaren erblicken. Wir haben nichts gegen Farben - aber wenn die Gestalten mehr Halloween sind als Bedienung hört der Spaß auf.
Dann lieber noch kurz auf den lauten, aber ebenso bunten Straßenmarkt. Dort unterhalten wir uns länger mit einem jungen Mann, der American Single Malt zur Verkostung anbietet. Machen wir - schmeckt! Kurz bevor wir drauf und dran sind, einen Food-Truck aufzusuchen, entdeckt Gabi ein kleines Cafe. Super sauber - Alleinstellungsmerkmal! Rein! Kühlschrank voll Bier & Cider. Wir bestellen ein Mexikanisches Bier und ein Cider. Zu essen? Hotdogs! Super - nehmen wir!! Kostet? Nix - gibt es zum Getränk dazu. Unfassbar, denn die sind eher günstig. So kommen wir an die „Kleinigkeit“ und das war wirklich prima.
Rückweg zum Motel. Da - direkt nebenan, eine Nobel-Bar? Türsteher! Wir dürfen rein. Zwielichtig? Vielleicht, aber eher auf die vornehme Art. An der Theke Bestellen wir eine Margarita für Gabi (die wirklich extrem gut ist - ok, Gabis sowieso, die Margarita aber auch) und ein frisch gezapftes IPA für mich. Wir können draussen sitzen, total ruhig, super entspannt. So endet ein wirklich abwechslungsreicher Tag.
Tagebuch ist nun auch geschrieben, Fotos sind fertig, Feierabend!! Bis morgen!!
PS: den Eintrag von gestern habe ich auch nochmal überarbeitet; ich war gestern nicht mehr in der Lage, in der nötigen Sorgfalt umfassend zu berichten.
Tagesetappe: 282 Kilometer
Übernachtung: Eastside Lodge***, 949 East Burnside Street, Portland, OR 97214
High Skyline Trail

Jürgen am Reflection Lake, Mount Rainier NP, WA
Upload hat geklappt, hat zwar bis in die Nacht gedauert, war aber stabil. Sehr schön! Die Nächte sind echt erholsam. Heute morgen schieben wir aber nichts auf die lange Bank, denn die Wetterprognose ist zumindest für den Nachmittag unsicher - leichter Regen ist möglich.
Um halb acht klopft es an die Zimmertür: draussen steht unser Frühstückskorb bereit; Kaffee hat Gabi schon gekocht. Das ist wie bei Rotkäppchen hier - aus Corona-Schutzgründen stellen sie das Frühstückskörbchen einfach vor die Tür - Kontakte vermeiden. Den Inhalt haben wir schon letzte Tage online ausgesucht. Es ist ein schnelles Frühstück, denn wir wollen los.
„Another Day in Paradise“ hätte auch das Tagesmotto sein können. Wir sind nämlich wieder in der „Paradise-Area“ unterwegs, der Weg nach „Sunrise“ (ohnehin eine gewaltige Fahrt) ist aktuell gesperrt. Das ist aber ohne Belang, denn Wandermöglichkeiten gibt es hier genug. Früh sind wir am Reflection Lake. Ganz ruhig ist es hier und weil früh morgens auch kein Windchen weht, hat der See seinen Namen bekommen. Der eigentliche Hauptdarsteller, Mount Rainier lässt sich aber erwartungsgemäß heute nicht sehen. Schon die Hinfahrt machte klar, was uns heute erwartet: Nebel - teilweise sehen wir die Hand vor Augen nicht! Wir hängen komplett in den Wolken und dafür hat es am See noch einigermaßen klare Sicht. Wir machen Fotos und den „Schuss des Tages“ macht Gabi mit ihrem iPhone 13. Auch die Entwicklung hat sie auf dem iPhone gemacht. Unfassbar, was technisch mit diesen kleinen Dingern heute möglich ist.
Schaut euch mal im Netz Bilder vom Mount Rainier an; da wird mit Sicherheit eines dabei sein, wo er sich im Reflection Lake spiegelt. So ein Bild hätte ich gerne geschossen heute, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Da der riesengroße Berg heute nicht als Fotomotiv zur Verfügung steht, mache ich mich auch an die kleinen Dinge am Wegesrand heran. Ganz versteckt unter einem Busch sehe ich einen bemalten Stein liegen - Erinnerungen: da ist wohl jemand nur 30 Jahre alt geworden, aber im Herzen immer dabei auf Reisen.
Um diese Uhrzeit ist noch nicht viel los im Nationalpark. Die meisten Besucher haben ja eine weitere Anreise; kaum jemand wohnt so nah wie wir. So begeben wir uns zum Visitor Center. Hier beginnt der Skyline Trail, der uns heute unser Wandererlebnis bescheren soll. Tut er - aber auf ganz besondere Weise. Vorbei am Paradiese Inn geht es zum Trailhead. Dieses interessante Gebäude könnte Hollywood auch für einen Steven-King-Thriller hernehmen. Mystisch kommt es daher.
Nach kurzem Anstieg erreichen wir die Myrtle Falls. Und hier - für vielleicht 5 Minuten - zeigt uns der Vulkan einen ganz kleinen Ausschnitt seiner Gletscherflanke. Wenn ich bedenke, dass er unmittelbar vor uns liegt und uns noch um über 2.000 Meter überragt hätte ich schon gerne mehr gesehen. Aber die Aufnahmen mit Gletscherfetzen im Hintergrund machen sich auch gut. Wir unterhalten uns mit einem Ranger und der rät, eine „Abkürzung“ über den Golden Gate Trail zu nehmen. Das spart eine Stunde Wegzeit - bei dem Wetter eine ausgezeichnete Idee. Wir sind allein unterwegs hier im Nebel. Das hat auch was meditatives. Plötzlich pfeift es vor uns und zwei kleine, zierliche Murmeltiere stellen sich vor. Sie sind wirklich putzig im Vergleich zu ihren fetten Brüdern, die wir später noch treffen, aber nicht fotografieren. Da wir uns Zeit lassen und nicht aufdringlich sind, lassen sie uns erstaunlich nahe an sich heran.
Es geht über Stock und Stein bei Null Sicht immer bergan. Die gut 500 Höhenmeter kommen uns anschließend viel mehr vor - vielleicht weil nicht so viel Aussicht war. Irgendwann erreichen wir wieder den Skyline Trail, es geht aber immer noch mächtig bergauf. Am Panorama-Point gibt es - außer den Nebel des Grauens - ebensowenig zu sehen wie am „Glacier Vista“. Dafür sind die Chipmunks hier sehr aufdringlich. Eines klettert mir fast den Rücken hoch und kriecht anschließend in meine Kamera. So kann man auch an Portraits kommen. 2.146 Meter sind wir hier hoch.
Auf dem weiteren Weg treffen wir noch eine Rangerin und quatschen gemütlich. Dabei erfahren wir noch etwas zu den Lahars - ihr erinnert euch? Die Schlammlawinen von gestern! Diese sind nämlich nicht an vulkanische Aktivitäten allein gebunden. In besonders warmen Sommern schmelzen große Mengen Gletscherwasser in kurzer Zeit und dann kann es zu diesen Schlammlawinen kommen. Daher auch der Hinweis im Zimmer bei uns. Das ist ähnlich wie in den Alpen: Extremwetter birgt reale Gefahren.
Nach gut 3:40 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt. Gabi ist fix und foxi und muss sich erst mal setzen. Das war es für den Moment; an weitere Touren ist nicht zu denken, wir rollen zurück zum Zimmer. Unterwegs fangen wir noch eine Nudelsuppe und einen Burrito für die Mikrowelle. Nach schnellem Mittagessen ziehe ich die Fotos auf den Mac und dann ist Mittagspause - wir sind schließlich im Urlaub.
Am frühen Abend drehen wir noch eine kleine Runde über den „Tiny Trail“ hinterm Haus. Die haben hier tatsächlich ein kleines Stück Regenwald auf dem großzügig bemessenen Grundstück. Das Abendessen nehmen wir standesgemäß im Basecamp ein. So ein außergewöhnliches Gericht wie das „Chicken Thali“ bekommen wir so schnell nicht wieder. Auch eine Neuerung - zwei Abende hintereinander die gleiche Mahlzeit. Dafür variiere ich beim Bier.
Morgen steht die Fahrt nach Portland auf dem Programm. Je nach Wetter schauen wir nochmal kurz, ob sich der Vulkan sehen lässt. Wenn nicht, liegt mit dem Mount St. Helens ein gleichwertiges Schwergewicht an der Strecke. Mal sehen, was das Wetter sagt. Optional können wir auch Portland mit seinen Microbreweries unsicher machen.
Bis dann - gute Nacht!
Tagesetappe: 68 Kilometer
Übernachtung: Alexander’s Lodge***, 237515 State Road 706 East, Ashford, WA 98304
Über den Wolken ...

Gabi & Jürgen auf dem High Ridge Trail, Olympic NP, WA
… ist die Freiheit grenzenlos und, was noch viel besser ist: es scheint die Sonne. Doch eins nach dem anderen:
Ich habe gestern Abend viel zu viele Fotos ausgesucht für die Website und das hat irgendwie alles ziemlich lange gedauert. Am Ende war ich zu müde, um alles noch hochzuladen. Außerdem war ich noch nicht zufrieden mit der Überschrift und wollte Gabi auch gerne noch Korrektur lesen lassen. So habe ich mich gegen 21:30 Uhr ins Bett gehauen - wohl wissend, dass Gabi, die ja schon seit Stunden schlief, die Nacht irgendwann zum Tag machen würde. Es war aber entspannter als befürchtet: erst gegen 04:00 Uhr wird sie unruhig und ich bitte sie, sich mit meinen Ergebnissen vom Vorabend zu beschäftigen. Macht sie und 45 Minuten später ist die Website online.
Wir versuchen, möglichst zügig wegzukommen aus Seattle, denn wir sind ja extrem früh wach gewesen. Aber da gibt es zunächst ja noch Frühstück und dann wollen wir auschecken - leider mit Hindernissen. Auch der Transport der Koffer vom Zimmer in die Tiefgarage ist nicht so einfach, wenn nur einer von zwei Aufzügen bis ganz unten fährt - aber 6 x der andere die Türen öffnet und sich der eigentlich benötigte Fahrstuhl einfach nicht blicken lässt. Ich bleibe erstaunlich ruhig - was man nicht ändern kann … Nach tatkräftiger Unterstützung aus der Heimat (danke an Olaf von der Volksbank - die sind echt auf Zack, merken, dass meine Kreditkarte am anderen Ende der Welt verwendet wird und sperren sie vorsichtshalber mal - geben sie aber ebenso schnell wieder frei) rollen wir gen Norden. Das Navi schickt uns Schleichwege. Die sind wirklich schön anzusehen und setzen uns noch mehr in den Urlaubsmodus.
An der Fähre Edmonds - Kingston kommen wir dann genau passend an. Wir müssen nicht lange warten, verfrachten unseren Nissan an Bord, verbringen die Überfahrt recht zugig an der frischen Luft und sind dann auch wirklich ländlich unterwegs. Aus dem Radio ertönt Country-Musik und wir sind definitiv angekommen im Chill-Modus.
Das Safeway in Kingston hatten wir zu Hause schon ausgesucht. Google-Maps sei Dank! Hier erledigen wir unseren ersten Einkauf. Mengen von Wasser, ein paar Chips, Obst, Wein, Nüsse, Müsliriegel für den Notfall und ähnliches wandern in den Einkaufswagen. Die Preise haben auch hier nochmal angezogen und angesichts des Umtauschkurses von quasi 1:1 ist das alles andere als lustig. Gut, dass wir unseren „Mitgliedsausweis“ von Safeway aus dem Jahre 2011 dabei haben. So sparen wir immerhin gut 11 $ auf den Einkauf.
Um 12:30 sind wir am Motel in Port Angeles, können sofort einchecken, packen die Koffer aufs Zimmer und ziehen uns um. Wie gestern Mittag ist es auch heute diesig. Warm zwar, aber eben sehr bedeckt. Unser nächstes Ziel ist das Visitor Center des Olympic National Park an der Hurrican Ridge Road. Vorstellen könnten wir uns, den Nachmittag oben auf der Hurrican Ridge zu verbringen. Die heißt so, weil dort regelmäßig äußerst heftige Winde wehen. Als wir 2018 hier waren, lag oben Schnee und es war bitterkalt. So hatten wir uns zumindest schon mal für lange Hosen entschieden.
Aber oh Wunder: die Rangerin im Visitor Center sagt, oben sei es heute echt schön. Und: Recht hat sie! Sie gibt uns einige Tipps für Wanderungen und wir beraten uns intensiv zum morgigen Tag - neben den bereits von uns ausgesuchten Dingen hat sie viele Tipps parat. Klasse!
Über unzählige Serpentinen fahre ich uns von quasi Null auf 1.594 Meter hoch. Dabei durchbrechen wir die Wolkendecke und siehe da: oben ist es total sonnig, es gibt blauen Himmel vom Feinsten und warm ist es zusätzlich noch.
Zu Beginn begeben wir uns auf den Cirque Rim Trail, den wir schon kennen. Schöne Aussichten und Tiefblicke bilden ein fantastisches Panorama. Nur das Atmen fällt hier etwas schwerer, besonders beim bergauf schnaufen. Wir biegen um eine Ecke - da steht ein Mule Deer, ganz nah. Wir pirschen uns heran und es gelingen ein paar schöne Bilder von dem vorsichtigen, aber nicht allzu schreckhaften Tier.
Der High Ridge Trail geht noch steiler bergan und wir hecheln ein wenig den Berg hinauf. Dafür bieten sich tolle Ausblicke auf die Olympic Mountains und die unter uns liegenden Wolkenfelder. Mit dem Auto fahren wir noch einige Meilen weiter und nehmen dann den Hurrican Hill Trail unter die Sohlen. Der Weg ist asphaltiert, aber z.T. sehr, sehr steil. Ein junger Mann schiebt einen Kinderwagen hinauf, andere Eltern kommen uns mit Säuglingen vor der Brust oder Kleinkindern im Tragegestell entgegen. Respekt!
Wir genießen die Sonne und die frische Luft, sparen uns aber dann den letzten Aufstieg über ein weiteres steiles Wegstück völlig ohne Schatten. Wir sind ja erst am Anfang des Urlaubs und müssen es nicht zwingen. Gegen 17:00 Uhr sind wir wieder am Zimmer und machen uns über die Fotos her. Danach fahre ich noch einmal kurz um den Block und besorge uns eine Meatzza bei Dominos. Tolle Pizza mit fleischhaltiger Auflage. Saulecker!! Anschließend schreibe ich dieses Tagebuch und jetzt ist gleich Feierabend. Immerhin fast 1,5 Stunden früher als gestern. Nur hochladen kann ich die Website heute nicht mehr. Was sich hier W-LAN nennt, hat mit Internert nichts zu tun.
Und so kehre ich noch einmal zurück zum guten, alten Reinhard aus der Familie Mey:
„Über den Wolken - muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen - sagt man,
blieben darunter verborgen und dann
würde, was uns groß und wichtig erscheint,
plötzlich nichtig und klein!“
Nehmt diese Worte mit in eure nächste Nacht - süße Träume von der Welt „über den Wolken“ wünsche ich euch! Bis morgen!! Schlaft so gut wie wir!
Tagesetappe: 214 Kilometer
Übernachtung: Aircrest Motel**, 1006 East Front Street, Port Angeles, WA 98362
Burney Falls SP (1)
California (7)
City (8)
Ferndale (1)
Humbold Redwoods SP (1)
Lassen Volcanic NP (1)
Mt Hood (1)
Mt Rainier NP (2)
Mt St. Helens NP (1)
Newberry National Volcanic Monument (1)
Olympic NP (2)
Oregon (8)
Oregon Coast (2)
Redwoods NP (1)
Silver Falls SP (1)
Smith Rock SP (1)
Washington (7)
Whiskeytown NRA (1)