Tagebuch
The Gold Coast

Jürgen am Coquille River Lighthouse, Bandon, OR
Der Tag beginnt nach einer hervorragenden Nacht mit einem noch besseren Frühstück im Best Western. Es gibt sogar auf Wunsch angefertigte Omelettes und für Gabi ihre geliebten Belgischen Waffeln zum selber gestalten - mit viel Obst und: aber bitte mit Sahne …
Wir schwelgen in Kalorien und treten dann bestens gestärkt die weitere Reise an. Die hatte heute so viele Stationen, dass ich nur die Wesentlichen aufzählen kann. Im Grunde sind wir eigentlich nur den Highway #101 in südliche Richtung gefahren. Reine Fahrtzeit: 2:15 Std. Unterwegs waren wir aber gute 7 Stunden. Das Ganze ähnelte einer Schnitzeljagd: Gabi hatte eine Karte, unsere Planung und ein gutes Heft über die Oregon Coast auf den Knien und sagte immer an, wo ich langfahren sollte. Das widersprach in aller Regel dem Navi und führte uns immer wieder mal auf Nebenstrecken - aber meist erfolgreich. Der Tag könnte auch „Lighthouse“ heißen, denn Leuchttürme waren drei dabei. Die wichtigsten Stationen, die ihr auch bei den Bildern findet, in Kürze:
Das Umpqua River Lighthouse aus dem Jahre 1894 machte den Anfang. Es ist gut 20 Meter hoch und kann - als Besonderheit - mit rotem und weißem Flashlight aufwarten.
Auch heute kommen uns wieder viele Trucks mit Logs entgegen. In North Bend stoppen wir spontan, weil am Wegesrand genau diese Baumstämme gelagert und umgeladen werden. Die Bulldozer mit ihren Greifarmen spielen mit den riesigen Stämmen, als seien sie Zahnstocher.
In der Coos Bay steuern wir Charleston an und halten an der Marina. Dort streunen wir etwas herum. Schöne Bootsmotive hat es hier und ein Seehund zeigt sich immer wieder mal, ist aber fix genug, sich nicht fotografieren zu lassen. Auf dem Steg sprechen wir mit einem Fischer, der einen ganzen Korb voll Dungeon-Crabs hat. Die meisten sind aber weiblich und zu klein und werden wieder in die Freiheit entlassen. Bei der Ausfahrt sehen wir den Monkey Food-Truck. Motto: „We serve good food, no fast food!“ Wir bestellen uns Riesengarnelen, um die Stimmung hier noch zu intensivieren. Hat geklappt - die Fritten waren überflüssig.
Am Cape Arago Lighthouse packe ich die D7000 mit dem Teleobjektiv mal wieder aus. Kommt gut hier. Die Blicke nach links und rechts in die Buchten der schroffen Küste sind atemberaubend und Gabi macht mit der D750 auch eine gute Figur.
Wir fahren weiter - da stehen 10 Leute an einem Viewpoint. Wir steigen aus und schon höre ich sie schreien: Seelöwen und Seehunde draußen auf einem Felsen. Wie bei Urmel aus dem Eis, nur ganz viele. Und keiner singt „Ich weiß nicht was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin!“ Dazu gäbe es auch keinen Grund - der Tag ist für alle Beteiligten klasse und alles kommt so unglaublich harmonisch und friedlich rüber. Unter einer Bank lugt wieder ein so liebevoll gestalteter Stein hervor. Den fand ich schön.
Wir gondeln weiter zum Coquille River Lighthouse von 1896. Da können wir sogar reingehen. Es liegt direkt an den Dünen und an Bullards Beach bei Bandon. Ein langer Jetty führt hinaus aufs Meer. Der ist nicht mehr so ganz gut in Schuss - wir gehen dennoch bis ganz hinten. Der Ozean rauscht. Überhaupt: der Soundtrack hat es in sich. Schon gestern habe ich mich mal wieder gewundert, was die Wellen für ein Getöse veranstalten. Und das 24/7 ohne Unterlass. Seeluft bekommen wir heute im Überfluss - tut gut!
Die Weiterfahrt auf dem Pacific Coast Highway #101 durch die Humbug Mountains (ja, die heißen so!) ist fantastisch. Wenn du nicht auf die Küste und das Meer blickst (siehe Fotos) fährst du durch schönen, satten und dichten Wald. Bergig ist es zudem - die üblichen Kurven. Und einiges von Achterbahn hat es heute auch. Hui!
Gabi lässt Tiny Little Bear zwischendurch mal wieder zu einem fetzigen Country Song auf dem Armarturenbrett tanzen. Kommentar dazu: „Tiny ist ein großer Tänzer. Da würde selbst Fred Astair blass werden - ist er glaube ich inzwischen auch.“
So erreichen wir Gold Beach und auf Ausgehen haben wir heute keine Lust mehr. Das Zimmer ist klein, aber sauber und hat 2 Schlafräume mit je einem Queensize-Bett. Wir packen das Nötigste aus und ich düse nochmal los, eine Pizza besorgen. Die verputzen wir bei bestem Wetter draussen an einem Grillplatz.
Da wir noch mehr Lust auf Seeluft haben, gehen wir die paar Schritte bis ans Meer. Und als später die Sonne untergeht, spazieren wir nochmal runter, denn Gabi mag Sonnenuntergänge sehr. Ein weiterer toller Tag!
Jetzt gleich um 21:30 Uhr gibt es hier zwischen Hotel und Strand noch eine Light-Show. Was immer uns da erwartet - wir gehen hin. Das Hotel heißt ja „Pacific Reef Hotel & Light Show“ - das muss ja einen Grund haben.
Morgen geht es noch weiter die Küste hinunter, wieder über den Hwy. #101. Wir erreichen Kalifornien und da werden auch mal die Beach Boys eine Chance bekommen. Ansonsten läuft bei uns seit einer Woche nur Country-Music.
So - zurück von der „Light Show“ und was soll ich sagen? Richtig gut! Was ich eben noch nicht erwähnte: das Hotel hat eine Fläche, da bauen andere einen Stadtteil drauf. Es liegt am Hang und zwischen den letzten Gebäuden und dem sehr kurzen Dünenabschnitt mit anschließendem Strand befindet sich so was wie ein natürliches Amphitheater. Da ist eine ziemlich ansehnliche Leinwand aufgebaut, die von hinten angestrahlt wird. Ringsum an Büschen, Bäumen etc: bunte Strahler, die ihre Farbe wechseln können.
Die Show beginnt. Außer uns ist noch ein Paar mit Hund da - übersichtlich. Ach ja, und da spazieren seelenruhig zwei Mule-Deer an der bunt beleuchteten Hecke entlang. Teil des Programms? Eher nein - dennoch sehenswert.
Was folgt ist sowas wie ein 15-minütiger Imagefilm über die Gold Coast - und so ändere ich jetzt auch die Überschrift dieses Tages, der bis gerade noch „Seeluft“ hieß. Das ist gleichzeitig so etwas wie ein Themenfilm zu unserer Reise - und die bunte Lichtershow zum Film kommt passend rüber. Alle kommen sie darin vor: Mountains, Volcanoes, Rivers, Lakes, Beaches, Trees etc. Sogar zu den Redwoods, die morgen und übermorgen bei uns drankommen, haben sie schon vorgegriffen. Bildqualität: sehr gut - Sound: außergewöhnlich! Unfassbar, wie kriegen die hier draussen so einen Surround-Sound hin? Die Musik ist ohnehin gut und als ein Singer-Songwriter mit Gitarre untermalt, meinen wir, der sitzt neben uns. Alles sehr gut. Dann das Ende. Fazit: die Landschaft hier ist ewig, du bist nur einen Moment hier und nimmst nur die Erinnerungen mit - genieße deinen Tag und „make him count!“ Das sollte eigentlich für uns alle ein Lebensmotto sein.
Aus? Nein! Überraschender Themenwechsel: es folgen satte weitere 15 Minuten mit einem Potpourrie aus Mamma Mia mit Merryl Streep und Pierce Brosnan. All die schönen Abba-Songs in einer tollen Beach-Atmosphäre. Tolle Zugabe, wieder genialer Sound - wir sind begeistert.
Übrigens: unser Tag hat gezählt! Gute Nacht.
Tagesetappe: 253 Kilometer
Übernachtung: Pacific Reef Hotel & Light Show***, 29362 Ellensburg Avenue, Gold Beach, OR 97444
Oregon Ocean

Gabi in der Oregon Dunes National Recreation Area - South Beach, OR
Wir verabschieden uns von Bend. Das Motel mit dem intergalaktischen Wifi und der Retro-Ausstattung liegt hinter uns. Wir haben noch kurz mit Vater und Birgit geskypt - alles ok zu Hause. In der Nacht hatte es geregnet, wir fahren gen Osten, die Küste ist das Ziel - genauer: die Oregon Coast.
Wieder kommen wir (wie am Sonntag) durch die schöne Kleinstadt „Sisters“. Die gefällt uns gut, ein richtiges kleines Westernstädtchen - im Juni sogar mit Rodeo. Nun zickt der Nissan schon seit einer Woche rum, weil er ständig an den fälligen Öl- und Ölfilterwechsel erinnert. Das habe ich bisher ignoriert. Kurz vor Sisters dreht er dann völlig am Rad: alle Warnlampen an, die reinste Lichtorgel. Dazu ein Gepiepe und Getute. Geht’s noch? Angeblich AWD defekt, dazu die Cruise Control nicht verfügbar und auch die Abstandsmessung etc. fehlerhaft. Das hat jetzt noch gefehlt, hier im Nirgendwo. Ich halte an einer Tankstelle, Auto aus, Auto an - gleiches Theater. Rein zu der Inhaberin - die empfiehlt einen Reifenwechsler 10 Blocks weiter. Wieder im Auto - keine Warnlampen mehr. Ja spinnt der denn? Jap! Offensichtlich kompletter Softwarekollaps - und nach 10 Minuten hat er sich wieder bekrabbelt?
Vorsichtig fahren wir weiter. Wir wollen die Hauptstrecke verlassen und über den McKenzie-Pass fahren. Schmale Straße, viele Serpentinen, alles über 11 Meter darf hier nicht fahren (also auch keine Abschleppwagen oder so). Wie sagte der Mann im Visitor Center Bend am Montag? „It’s a once in a lifetime road“! Muss man mal gefahren sein. Stimmt, Recht hat er - und sowas von!!
Aber unser Navi weist uns diesen Weg nicht aus. Nach 3 Mal um den Pudding fahren in Sisters finden wir den Historic Highway #242, der über den McKenzie Pass führt. Und das Navi sagt: gesperrt! Hat sich denn alles gegen uns verschworen? Also: der Nissan schnurrt aktuell wie immer. Von Straßensperrung steht hier nix - und da sind die Amis normalerweise gründlich. Wir gucken uns an - los geht es! Das ist schon ein doofes Gefühl,. Wenn du dem Auto nicht so richtig vertraust und dann noch das Navi über 25 Meilen immer wieder sagt: da geht es nicht weiter!
Aber die Straße ist ein Traum. Schmal windet sie sich durch grünen, satten Wald bergan. Komisch: außer uns ist kein anderes Auto zu sehen. Ganz schön einsam hier. Dann kommt ein ganzes Stück Waldfläche, das vor Jahren abgebrannt ist. Verbrannte Erde im wahrsten Sinne des Wortes. Und plötzlich sind wir mitten in einem Lavaflow - völlig irreal! Rechts und links türmt sich die Lava empor. Das haben wir nicht erwartet. Oben auf dem McKenzie-Pass dann das Dee Wright Observatory mit Trail durch die Lavalandschaft. Wir halten an und gehen staunend durch die Lavamassen. Als seien die gestern noch flüssig gewesen - so kommt es uns vor. Es eröffnen sich Blicke auf die Straße unter uns und die Vulkane um uns herum. Und das Leben findet einen Weg: kleine Bäume sprießen aus den Lücken zwischen dem Lavagestein, das übrigens von drei verschiedenen Vulkanen stammt. Weiter geht es - nun bergab.
Der Wald wird wieder grün und die Bäume hoch. Zauberwald! Es ist so schön, hier hindurch zu gleiten und unser Auto tut so, als sei nie etwas gewesen. An der Wegstrecke taucht ein Store auf, der „Blue Sky Market“.Wir stoppen, füllen unsere Yeti-Becher mit Kaffee und kaufen essbares. Draußen vor der Tür wacht Bigfoot und „wo Bigfoot ist, da kehre ruhig ein“ (altes Indianersprichwort oder so).
Ohne weitere Probleme erreichen wir Florence und füllen im Safeway unsere Wasservorräte auf. Bei dieser Kette bekommen wir mit einer Mitgliedskarte seit 2011 saftige Rabatte. Das lohnt sich wirklich. Im Best Western Florence werden wir sehr freundlich empfangen. Da wir in all den Jahren schon so oft bei dieser (sehr empfehlenswerten) Motel-Kette übernachtet haben, werden wir zu „Gold-Mitgliedern“ hochgestuft. Auch schön, zumal das mit einem kräftigen Preisnachlass verbunden scheint. Das Zimmer ist super, das mit Abstand schönste unserer bisherigen Reise. Und einen Balkon hat es auch mit Blick auf den Fluss. Nur das Internet ist hier mal wieder unbefriedigend.
Wir packen unsere Sachen aufs Zimmer und starten gleich durch: ab zum Strand, um die Ecke (2,5 Meilen weit weg) ist die Oregon Dunes National Recreation Area mit verschiedenen Beaches. Ich steuere Beach 1 an. Bezahlen müssen wir hier nix - unser Jahrespass gilt und kommt aufs Armaturenbrett. Wir stapfen durch den tiefen, sehr feinen Sand die Düne hoch. Sehr, sehr anstrengend. Oben angekommen: „the Ocean“, genauer gesagt: der Pazifik. Es ist immer wieder toll, hier „anzukommen“ Wir haben die Pazifikküste in ganz Kalifornien bereist (komplett von San Diego bis Nordkalifornien). Und auch in Washington an der Olymic Peninsula und bei Long Beach waren wir ihm schon nahe. Jetzt: Oregon Coast - Oregon Ocean!!
Wie die Kinder tollen wir herum und machen Fotos. Tiny Little Bear ist auch dabei. Unfassbar, wie weitläufig der Strand hier ist - kein Mensch außer uns. Am Ende meint Gabi: "You can call me Sandy!" In der Tat - als sie sich im Auto niederlässt, mutiert der Nissan zur Wanderdüne. Wir haben Spaß! Ausrufezeichen!
Als sich der kleine Hunger meldet fahren wir zurück zum Best Western, stellen das Auto ab und gehen zu Fuß über die historische Brücke, die den Siuslaw River überspannt. Gleich dahinter: bunte Häuser - Downtown. Einmal die Straße hinauf und hinunter, Tiny sagt den Bären-Freunden bei „Books ’n’ Bears“ guten Abend. Wir haben Lust auf Seafood - das passt hierher. In der „Restobar 1285“ finden wir noch einen Tisch. Es gibt Seafood-Pasta - sehr lecker. Dazu passt ein Bier von Maui auf Hawaii, frisch vom Fass. Anschließend muss noch eine schnelle Einkehr im „Beachcomber Pub“ angehängt werden - der Laden stand auf unserer Liste. Hier gibt es 20 Biere vom Fass, sogar Weihenstephan aus Freising. Ich nehme aber ein süffiges lokales Bier - an die könnte ich mich gewöhnen (oder besser auch nicht).
Zurück auf dem Zimmer werden die Fotos versorgt und das Tagebuch geschrieben. Und jetzt geht es noch hinaus auf den Balkon, die Abendstille genießen. Morgen fahren wir auf dem Highway #101 gen Süden, immer die Oregon Coast entlang bis nach Gold Beach. Aber das ist eine andere Geschichte.
Tagesetappe: 309 Kilometer
Übernachtung: Best Western Pier Point Inn****, 85625 Hwy 101, Florence, OR, 97439-8501
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