Tagebuch




Oregon Ocean

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Gabi in der Oregon Dunes National Recreation Area - South Beach, OR

Wir verabschieden uns von Bend. Das Motel mit dem intergalaktischen Wifi und der Retro-Ausstattung liegt hinter uns. Wir haben noch kurz mit Vater und Birgit geskypt - alles ok zu Hause. In der Nacht hatte es geregnet, wir fahren gen Osten, die Küste ist das Ziel - genauer: die Oregon Coast.

Wieder kommen wir (wie am Sonntag) durch die schöne Kleinstadt „Sisters“. Die gefällt uns gut, ein richtiges kleines Westernstädtchen - im Juni sogar mit Rodeo. Nun zickt der Nissan schon seit einer Woche rum, weil er ständig an den fälligen Öl- und Ölfilterwechsel erinnert. Das habe ich bisher ignoriert. Kurz vor Sisters dreht er dann völlig am Rad: alle Warnlampen an, die reinste Lichtorgel. Dazu ein Gepiepe und Getute. Geht’s noch? Angeblich AWD defekt, dazu die Cruise Control nicht verfügbar und auch die Abstandsmessung etc. fehlerhaft. Das hat jetzt noch gefehlt, hier im Nirgendwo. Ich halte an einer Tankstelle, Auto aus, Auto an - gleiches Theater. Rein zu der Inhaberin - die empfiehlt einen Reifenwechsler 10 Blocks weiter. Wieder im Auto - keine Warnlampen mehr. Ja spinnt der denn? Jap! Offensichtlich kompletter Softwarekollaps - und nach 10 Minuten hat er sich wieder bekrabbelt?

Vorsichtig fahren wir weiter. Wir wollen die Hauptstrecke verlassen und über den McKenzie-Pass fahren. Schmale Straße, viele Serpentinen, alles über 11 Meter darf hier nicht fahren (also auch keine Abschleppwagen oder so). Wie sagte der Mann im Visitor Center Bend am Montag? „It’s a once in a lifetime road“! Muss man mal gefahren sein. Stimmt, Recht hat er - und sowas von!!

Aber unser Navi weist uns diesen Weg nicht aus. Nach 3 Mal um den Pudding fahren in Sisters finden wir den Historic Highway #242, der über den McKenzie Pass führt. Und das Navi sagt: gesperrt! Hat sich denn alles gegen uns verschworen? Also: der Nissan schnurrt aktuell wie immer. Von Straßensperrung steht hier nix - und da sind die Amis normalerweise gründlich. Wir gucken uns an - los geht es! Das ist schon ein doofes Gefühl,. Wenn du dem Auto nicht so richtig vertraust und dann noch das Navi über 25 Meilen immer wieder sagt: da geht es nicht weiter!

Aber die Straße ist ein Traum. Schmal windet sie sich durch grünen, satten Wald bergan. Komisch: außer uns ist kein anderes Auto zu sehen. Ganz schön einsam hier. Dann kommt ein ganzes Stück Waldfläche, das vor Jahren abgebrannt ist. Verbrannte Erde im wahrsten Sinne des Wortes. Und plötzlich sind wir mitten in einem Lavaflow - völlig irreal! Rechts und links türmt sich die Lava empor. Das haben wir nicht erwartet. Oben auf dem McKenzie-Pass dann das Dee Wright Observatory mit Trail durch die Lavalandschaft. Wir halten an und gehen staunend durch die Lavamassen. Als seien die gestern noch flüssig gewesen - so kommt es uns vor. Es eröffnen sich Blicke auf die Straße unter uns und die Vulkane um uns herum. Und das Leben findet einen Weg: kleine Bäume sprießen aus den Lücken zwischen dem Lavagestein, das übrigens von drei verschiedenen Vulkanen stammt. Weiter geht es - nun bergab.

Der Wald wird wieder grün und die Bäume hoch. Zauberwald! Es ist so schön, hier hindurch zu gleiten und unser Auto tut so, als sei nie etwas gewesen. An der Wegstrecke taucht ein Store auf, der „Blue Sky Market“.Wir stoppen, füllen unsere Yeti-Becher mit Kaffee und kaufen essbares. Draußen vor der Tür wacht Bigfoot und „wo Bigfoot ist, da kehre ruhig ein“ (altes Indianersprichwort oder so).

Ohne weitere Probleme erreichen wir Florence und füllen im Safeway unsere Wasservorräte auf. Bei dieser Kette bekommen wir mit einer Mitgliedskarte seit 2011 saftige Rabatte. Das lohnt sich wirklich. Im Best Western Florence werden wir sehr freundlich empfangen. Da wir in all den Jahren schon so oft bei dieser (sehr empfehlenswerten) Motel-Kette übernachtet haben, werden wir zu „Gold-Mitgliedern“ hochgestuft. Auch schön, zumal das mit einem kräftigen Preisnachlass verbunden scheint. Das Zimmer ist super, das mit Abstand schönste unserer bisherigen Reise. Und einen Balkon hat es auch mit Blick auf den Fluss. Nur das Internet ist hier mal wieder unbefriedigend.

Wir packen unsere Sachen aufs Zimmer und starten gleich durch: ab zum Strand, um die Ecke (2,5 Meilen weit weg) ist die Oregon Dunes National Recreation Area mit verschiedenen Beaches. Ich steuere Beach 1 an. Bezahlen müssen wir hier nix - unser Jahrespass gilt und kommt aufs Armaturenbrett. Wir stapfen durch den tiefen, sehr feinen Sand die Düne hoch. Sehr, sehr anstrengend. Oben angekommen: „the Ocean“, genauer gesagt: der Pazifik. Es ist immer wieder toll, hier „anzukommen“ Wir haben die Pazifikküste in ganz Kalifornien bereist (komplett von San Diego bis Nordkalifornien). Und auch in Washington an der Olymic Peninsula und bei Long Beach waren wir ihm schon nahe. Jetzt: Oregon Coast - Oregon Ocean!!

Wie die Kinder tollen wir herum und machen Fotos. Tiny Little Bear ist auch dabei. Unfassbar, wie weitläufig der Strand hier ist - kein Mensch außer uns. Am Ende meint Gabi: "You can call me Sandy!" In der Tat - als sie sich im Auto niederlässt, mutiert der Nissan zur Wanderdüne. Wir haben Spaß! Ausrufezeichen!

Als sich der kleine Hunger meldet fahren wir zurück zum Best Western, stellen das Auto ab und gehen zu Fuß über die historische Brücke, die den Siuslaw River überspannt. Gleich dahinter: bunte Häuser - Downtown. Einmal die Straße hinauf und hinunter, Tiny sagt den Bären-Freunden bei „Books ’n’ Bears“ guten Abend. Wir haben Lust auf Seafood - das passt hierher. In der „Restobar 1285“ finden wir noch einen Tisch. Es gibt Seafood-Pasta - sehr lecker. Dazu passt ein Bier von Maui auf Hawaii, frisch vom Fass. Anschließend muss noch eine schnelle Einkehr im „Beachcomber Pub“ angehängt werden - der Laden stand auf unserer Liste. Hier gibt es 20 Biere vom Fass, sogar Weihenstephan aus Freising. Ich nehme aber ein süffiges lokales Bier - an die könnte ich mich gewöhnen (oder besser auch nicht).

Zurück auf dem Zimmer werden die Fotos versorgt und das Tagebuch geschrieben. Und jetzt geht es noch hinaus auf den Balkon, die Abendstille genießen. Morgen fahren wir auf dem Highway #101 gen Süden, immer die Oregon Coast entlang bis nach Gold Beach. Aber das ist eine andere Geschichte.

Tagesetappe: 309 Kilometer
Übernachtung: Best Western Pier Point Inn****, 85625 Hwy 101, Florence, OR, 97439-8501

© 2022 Gabi & Jürgen